Sommer 2045 – die Stadt Basel ist auf 201000 Einwohnerinnen und Einwohner angewachsen, das sind 15000 mehr als noch vor 20 Jahren. Wieder ist es ein heisser Sommer, wie er inzwischen üblich ist: 25 bis 40 Hitzetage in fast unerträglich langen Hitzewellen, doppelt so viele Tropennächte wie noch vor zwei Jahrzehnten und kaum ein Tropfen Regen den ganzen Sommer über. An den heissen Tagen sind die Parks, Gartenbäder und die Rheinpromenade überfüllt, Schattenplätze sind sehr beliebt und genauso rar ! Die glühend heissen asphaltierten Strassen machen den Weg zum nächsten angenehm kühlen Ort zu einer echten Herausforderung.

Um die heutige Lebensqualität in Basel auch in Zeiten der zunehmenden Hitze und bei weiterem Bevölkerungswachstum zu erhalten, müssen wir unsere Stadt dringend anpassen. Der Teilrichtplan Freiräume zielt darauf ab, die Transformation unserer Stadträume zu klimaresilienten, lebenswerten Aufenthaltsorten gezielt anzugehen.

Mehr Menschen benötigen – neben zusätzlicher Wohnfläche – auch mehr öffentliche Freiräume für Freizeit und Erholung. In Basel rechnen wir mit einem Richtwert von neun Quadratmetern Freiraumbedarf pro Einwohnerin und Einwohner. Das entspricht circa 135000m2 – eine Fläche, ungefähr eineinhalb Mal so gross wie der Kannenfeldpark!

Unsere Stadt braucht also mehr Freiraum. Doch wo finden wir Platz für eineinhalb weitere Kannenfeldparks? Wie werden die Wege dorthin möglichst attraktiv gestaltet und wie können sie an heissen Sommertagen für Kühlung und Schatten sorgen? Das Potenzial für neue grossflächige Freiräume ist – bis auf Möglichkeiten in den Transformationsarealen – gering, daher fokussiert der Teilrichtplan Freiräume unter anderem auf unsere bestehenden Strassenräume.

Insbesondere in Gebieten mit heute schon wenigen öffentlichen Freiräumen sowie in stark hitzebelasteten Quartieren sollen Strassenräume klimaangepasst umgestaltet werden. Das heisst: mehr entsiegelte Flächen, mehr Begrünung, mehr einladende Aufenthaltsbereiche, mehr erlebbares Wasser und mehr Bäume – und zwar möglichst grosse und langlebige Bäume. Letztere benötigen ausreichend Platz, sowohl an der Oberfläche als auch im Untergrund.

Der Strassenraum ist bereits jetzt ein stark genutzter und planerisch umkämpfter Ort: Fussgängerinnen und Fussgänger, Velofahrende, Bus und Tram, fahrende und parkierte Autos, Lieferverkehr, Rettungsachsen, Boulevardgastronomie, Ver- und Entsorgung, Veranstaltungen und vieles mehr teilen sich die knappe Fläche. Auch unter der Oberfläche ist es eng: Leitungen für Wasser, Abwasser, Strom, (zurzeit noch) Gas, Telekommunikation und Fernwärme verlaufen dicht gedrängt und bislang oft ungeordnet. 

Nun die Good News: 2045 – dann ist Basel schon seit acht Jahren klimaneutral. Gemäss der kantonalen Klimaschutzstrategie wird unser motorisierter Individualverkehr um ein Drittel abgenommen haben. Heute ist noch ein grosser Anteil des öffentlichen Raums mit Flächen für den fahrenden und ruhenden Autoverkehr belegt. Durch die Abnahme des Autoverkehrs gewinnen wir genau diesen Platz für Grünraum, Erholung und Aufenthaltsbereiche zurück.

Dies ist einer von mehreren zentralen Ansatzpunkten des Teilrichtplans Freiräume. Als richtungsweisende und behördenverbindliche Planungsgrundlage zeigt er die nächsten Schritte auf dem Weg zu einem grüneren Basel mit attraktiven und angenehm temperierten Aufenthaltsräumen auf. Damit setzt er wichtige Impulse, um auch in Zeiten des zunehmenden Klimawandels unsere gewohnt hohe Lebensqualität aufrechtzuerhalten.

Autor: Luigi Poppa, Raumplanung, Städtebau & Architektur
Autorin: Silke Block, Stadtraum, Städtebau & Architektur