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Allmend - access for all

Der Begriff der Allmend(e) geht auf das altnordische Wort ‹almenningr› zurück, was so viel wie ‹was jedem gehört› bedeutet. Zur Allmend bzw. zum öffentlichen Raum gehören insbesondere öffentliche Strassen, Wege, Plätze, Grünflächen und Gewässer.

So schreibt auch die Basler Regierung: «Der öffentliche Raum gehört allen. Menschen erfahren hohe Lebensqualität öffentlicher Räume, wenn sie sich darin wohl fühlen, sich darin aufhalten, sich mit ihnen identifizieren und sich einzelne Räume temporär ‹zu Eigen› machen können. Öffentliche Räume sind für die ganze Bevölkerung unabhängig ihres Geschlechts, ihres Alters und ihrer Herkunft als Lebensraum nutzbar. Sie stehen grundsätzlich allen und jederzeit hindernisfrei zur Verfügung. Sie sind wichtige Orte der Integration, auch im Sinne eines kollektiven Verständnisses und Gemeinsinns.»1 

Das hört sich gut an und wird in Basel – gerade was den Aufenthalt aller Menschen betrifft – praktiziert. Allerdings dürfen folgende Einschränkungen nicht ausser Acht gelassen werden: Der öffentliche Raum wird seit Jahrzenten in erster Linie gedacht, geplant und bewirtschaftet aus der Perspektive des motorisierten bewegten und stehenden Verkehrs: Allein die öffentlichen Parkplätze beanspruchen die Fläche von ca. 66 Fussballfeldern und die Jahresmiete mit einer Anwohnerparkkarte kostet 25 Franken pro Quadratmeter – ein Dumpingpreis. Was neben dem Strassenraum übrig bleibt, darf anderweitig ‹bespielt› werden.

Dieser restliche öffentliche Raum gerät zunehmend in einen Dichtestress. Die sog. Mediterranisierung bringt mit sich, dass immer mehr Menschen über eine längere Zeitdauer den Aussenraum beanspruchen. Events, Werbung und nicht zuletzt die Boulevardgastronomie (hier beträgt die Jahresmiete 80 Franken pro Quadratmeter) reduzieren die nicht konsumationspflichtige Fläche spürbar.

Was neben dem Strassenraum übrig bleibt, darf anderweitig ‹bespielt› werden.

Strassencafé-Szene mit Menschen und Hund in Schwarzweiss.
© Michel Steiner

Doch es gibt auch Entwicklungen, die vorsichtig optimistisch stimmen, auch wenn die Langsamkeit der Prozesse die Geduld strapaziert und sich die Frage aufdrängt, ob in Politik und Verwaltung zu wenig Gestaltungswille vorhanden ist, oder ob wir froh sein sollten, dass hierzulande noch kaum per Dekret regiert wird und saubere demokratische Prozesse halt zeitintensiv sind.

Die ersten beiden Superblock-Pilotprojekte sollen aufzeigen, wie der Strassenraum zugunsten ökologischer (z.B. Entsiegelung, grosskronige Bäume) und sozialer Verbesserungen (Begegnungs- und Spielräume im Quartier) umgenutzt werden kann.

Ein grosses Potenzial für die Erweiterung des öffentlichen Raums deuten aber auch das Foyer Public im Theater Basel oder die Entwicklung der Stadtbibliotheken (Stichwort ‹dritter Ort›) an. Wenn Restaurants sich in die Allmend rausstülpen, können umgekehrt leerstehende Gebäudesockel der allgemeinen Nutzung zur Verfügung gestellt werden, so wie es São Paulo vormacht.2 Hier wird bereits seit Jahrzehnten in partizipativen Prozessen der dichte und heisse Aussenraum in unternutzte Gebäude hinein erweitert, für Kultur- und Sportprojekte, aber auch ‹nur› für einen konsumfreien Aufenthalt im Schatten. Zudem wird eine Stadtautobahn nachts und an den Wochenenden für den motorisierten Verkehr gesperrt und der Bevölkerung als Flaniermeile zur Verfügung gestellt. 

Auch in Basel lassen sich spannende, neue soziale Räume entwickeln, welche dem Leerstand entgegenwirken und ausserdem in der immer heisser werdenden Stadt der Bevölkerung als kühle Räume zur Verfügung stehen.3


  1. Aus dem Ratschlag zum Gesetz über die Nutzung des öffentlichen Raumes (NöRG) / Totalrevision Allmendgesetz (Basel-Stadt 2013).
  2. Vgl. https://www.sam-basel.org/de/ausstellungen/access-all-sãopaulos-soziale-infrastrukturen.
  3. Vgl. https://www.ost.ch/de/projekt/kuehle-raeume-in-der-stadt, der Autor hat am Projekt mitgearbeitet.

Autor: Michel Steiner
ist Pflegefachmann und Streetworker. Als langjähriger Bewohner des Matthäusquartiers engagiert er sich u. a. für den Superblockversuch rund um die Matthäuskirche, gegen die Umnutzung der Dreirosenanlage zu einem Autobahnzubringer oder für den Quartierkompost und die Quartierziegen im Horburgpark. Als ehemaliger Gassenarbeiter setzt er sich in Politik, Verwaltung und Medien für die allgemeine Nutzung des öffentlichen Raums ein.

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