Städtische Faktoren als Ursache hoher Personal-Bestände bei Basel-Stadt
MedienmitteilungRegierungsrat
Beantwortung Anzug Alice Veith DSP -- Der Regierungsrat stellt fest dass die Zahl der Staatsangestellten im Kanton Basel-Stadt relativ hoch ist. Dies lässt sich allerdings mit der Besonderheit des Stadtkantons erklären. Im Rahmen der Beantwortung eines parlamentarischen Vorstosses betreffend "Überprüfung der sogenannten Überdotierung an Staatspersonal" wurde die Anzahl des baselstädtischen Personals mit Zahlen anderer Kantone Städte und Gemeinden verglichen.
Unterschiedliche Abgrenzungen des Staatspersonals
Interkantonale und interkommunale Vergleiche von Staatspersonalbeständen sind wegen unzureichender Datengrundlagen und unterschiedlicher Abgrenzungen problematisch. Vergleiche von Staatspersonalbeständen sind deshalb mit Vorsicht zu geniessen und erlauben nur beschränkte Rückschlüsse z.B. auf Kosten, Leistungen und Effizienz der Verwaltung.
Genf und Basel-Stadt stehen an der Spitze
Die Kantone Genf und Basel-Stadt weisen eine überdurchschnittlich hohe Anzahl Staatsangestellte pro 1000 Einwohner (Statistischer Begriff: "Beamtenquote") auf. Beide Kantone liegen mit einer "Beamtenquote" von 74 bzw. 72 deutlich über dem schweizerischen Durchschnitt von 43. Die anderen Kantone folgen mit 48 (Zürich, Schaffhausen) und kleineren Werten; das Baselbiet liegt mit 32 unter dem Durchschnitt.
Hohe Staatsangestelltenquote als städtisches Phänomen
Eine Gegenüberstellung der "Beamtenquote" mit der Bevölkerungsdichte der jeweiligen Kantone ergibt eine übereinstimmende Reihenfolge: Kantone mit hoher Bevölkerungsdichte haben auch eine hohe "Beamtenquote". Diese Übereinstimmung kann auch beim Bevölkerungsanteil der Kantonshauptstadt beobachtet werden: je grösser der Anteil der in der Kantonshauptstadt lebenden Bevölkerung ist, umso höher fällt die "Beamtenquote" aus.
Wenn die Anzahl der Staatsangestellten nicht mit der Einwohnerzahl, sondern mit der Anzahl Beschäftigten - also der im Kanton arbeitenden Personen - in Relation gesetzt wird, liegt der Wert des Kantons Basel-Stadt nur noch leicht über dem schweizerischen Durchschnitt. Verantwortlich dafür ist der Umstand, dass im Kanton Basel-Stadt relativ viele auswärts wohnende Personen arbeiten bzw. weil Kernstädte ein überdurchschnittliches Arbeitsangebot aufweisen. Davon "profitieren" auch andere Kantone mit grossen Kernstädten, allerdings in weit kleinerem Ausmass als in der Region Basel, weil der Agglomerationsgürtel von Basel zu fast 100 Prozent nicht zum Kanton gehört.
Diese Ergebnisse sind ein klares Indiz, dass die "Beamtenquote" etwas mit dem Faktor "Stadt" zu tun hat. Je verstädterter ein Kanton bzw. ein Gebiet ist, desto höher ist dessen "Beamtenquote". Bei den Stadtkantonen Basel-Stadt und Genf führt der atypisch kleine Umland-Anteil zu atypisch hohen "Beamtenquoten".
Städtische Faktoren als Ursache hoher Staatsangestelltenquoten
Die hohen "Beamtenquoten" des Kantons Basel-Stadt und in den anderen grossen schweizerischen Städten lassen sich somit durch die speziellen Merkmale des "Lebens- und Wirtschaftsraums Stadt" erklären:
- Die Agglomerationszentren erbringen quantitativ und qualitativ überdurchschittliche Leistungen und dies nicht nur für die eigenen Einwohnerinnen und Einwohner, sondern auch für diejenigen des städtischen Umlands (Zentrumsleistungen wie z.B. Universität, Spitäler, Theater, Museen). Ein grosser Teil dieser Leistungen wird von Staatsangestellten erbracht.
- Der Lebens- und Wirtschaftsraum "Stadt" bringt unerwünschte Effekte mit sich, wie zunehmender Pendlerverkehr, sinkende Umweltqualität und knappe Landreserven. Diesen unerwünschten Effekten muss auf geeignete Weise begegnet werden, sei es, dass man sie verhindert, sei es, dass man negative Auswirkungen kanalisiert, begrenzt oder den Schaden "repariert". Ein wesentlicher Teil dieser Aufgaben wird durch Staatsangestellte erbracht.
- Weiter unterliegt die städtische Bevölkerungsstruktur einer Tendenz in Richtung "A-Stadt", d.h. die Anteile von Alten, Armen, Alleinerziehenden, Abhängigen, Auszubildenden, Arbeitslosen, Ausländern, Asylbewerbern und Aussteigern nehmen laufend zu. Diese Entwicklung oder deren Auswirkungen bringen meist in grösserem Ausmass Arbeit für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gemeinwesens.
Die Verwaltungstätigkeit in grossen Agglomerationszentren läuft unter zentralisierteren Organisationsformen ab als unter ländlichen Bedingungen und öffentliche Aufgaben werden eher von einer professionellen, institutionalisierten Kantons- bzw. Stadtverwaltung erledigt. Weiter wird in ländlichen Gebieten durch ein stärkeres, freiwilliges Engagement die Tätigkeit resp. die Zahl der Verwaltungsangestellten in Grenzen gehalten.