Gemeinsame Spitalliste für die somatische Akutmedizin verabschiedet Überkapazitäten im regionalen Spitalangebot abbauen
MedienmitteilungRegierungsrat
Die Regierungen der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft haben an einer gemeinsamen Sitzung die Bedarfsplanung für die regionale Spitalversorgung genehmigt und die Spitallisten verabschiedet. Angesichts der vielfältigen Verflechtungen werden für den Bereich der somatischen Akutmedizin die beiden Kantone als gemeinsame Planungsregion definiert. Für die übrigen Versorgungsbereiche (Rehabilitation Geriatrie Psychiatrie und Spezialangebote) werden nach Kantonen getrennte Spitallisten erlassen. Der erforderliche Abbau von Überkapazitäten an Akut-Spitalbetten im Umfang von mehr als 600 Einheiten soll in zwei Schritten bis zum Jahre 2002 erfolgen. Der erste Schritt wird Ende 1998 abgeschlossen sein der zweite mit der Renovation des Westflügels des Kantonsspitals Basel spätestens aber per Ende 2002. Mit diesem etappierten Vorgehen soll es möglich sein die erforderliche Redimensionierung und Umstrukturierung des Spitalangebotes mit der nötigen Umsicht und in gegenseitigen Absprachen zu vollziehen. Mit dem Erlass der Spitallisten kommen die Regierungen dem Auftrag des neuen Krankenversicherungsgesetzes nach welches die Kantone zu einer bedarfsgerechten Spitalplanung verpflichtet. Zielsetzung der Regierungen ist es die hohen Kosten der Gesundheitsversorgung in der Region Basel nachhaltig zu dämpfen.
Gegenwärtig bieten in der Versorgungsregion der beiden Basler Halbkantone nicht weniger als 17 Spitäler und Kliniken akutmedizinische Spitalversorgung (ohne Psychiatrie) an. Im Jahre 1995, dem Basisjahr der aktuellen Spitalplanung, wurden insgesamt 2’747 somatische Akutbetten betrieben. Dies entsprach einer Bettendichte von 6.0 pro 1’000 Einwohnerinnen und Einwohner. Knapp ein Fünftel der Hospitalisationen betrafen allerdings Patientinnen und Patienten aus Drittkantonen oder dem Ausland, die von den zentrumsmedizinischen bzw. grenznahen Dienstleistungen Gebrauch machen. Aber auch wenn man nur auf die eigene Kantonsbevölkerung abstellt, liegen Bettendichte und Hospitalisationshäufigkeit insgesamt erheblich über dem gesamtschweizerischen Durchschnitt.
Schrittweise Redimensionierung
Es ist das Ziel der gemeinsamen Spitalplanung BS und BL, mit einem schrittweisen Abbau der bestehenden Überkapazitäten das Spitalangebot auf ein insgesamt vernünftiges Mass zu beschränken und auf diese Weise unnötige und teure Doppelspurigkeiten zu reduzieren. Unter Berücksichtung der Altersstruktur der Bevölkerung sowie der regionalen Ausstrahlung der Basler Zentrumsmedizin wird ein Sollbettenbestand (somatische Akutmedizin) von noch 2’120 Betten per Ende 2002 angestrebt. Dies entspricht einem Wert von knapp 4.7 Betten pro 1’000 Einwohnerinnen und Einwohner. Für die eigene Bevölkerung der beiden Basler Kantone allein geht die Planung von einem Sollwert von 3.8 Betten pro 1’000 aus. Diese Planungswerte basieren auf einer Evaluation des bestehenden Angebotes und stützen sich auf Vergleiche mit anderen Kantonen und dem Ausland. Plausibilitätsprüfungen und eine Abschätzung der medizinischen Entwicklung haben ergeben, dass sich diese Planung - trotz erheblicher Redimensionierung des Spitalangebotes - auf der sicheren Seite bewegt.
Die Spitalplanung bedeutet eine markante Veränderung der regionalen Spitallandschaft. Das Ergebnis des Vernehmlassungsverfahrens zum Entwurf der Spitallisten und zahlreiche Gespräche zwischen den Spitälern und den zuständigen Sanitätsdirektionen haben gezeigt, dass die Herausforderung für eine Konzentration des Angebotes in weiten Kreisen angenommen wird. Mit einem stufenweisen Vorgehen erhalten die involvierten Spitäler die Möglichkeit, betriebliche Umstrukturierungen mit der nötigen Umsicht vorzubereiten und durchzuführen. Wo immer möglich werden weiterhin Verhandlungslösungen angestrebt.
Konzentration des Angebotes bei den Belegspitälern
Gemäss der von den beiden Regierungen verabschiedeten gemeinsamen Spitalliste soll der Akutbettenbestand in einem ersten Schritt bis Ende 1998 um 336 Betten abgebaut werden, davon deren 66 im Kanton Basel-Landschaft. Die öffentlichen Spitäler tragen mit einem Anteil von 164 Betten an diesen ersten Abbauschritt bei. Mit den Privatspitälern, insbesondere mit den beiden Belegspitälern Bethesda und Merian-Iselin, konnten in Verhandlungen Lösungen erzielt werden, die in hohem Masse konsensfähig sind. Durch Schwerpunktbildung und betriebliche Umstrukturierungen wird das Merian-Iselin-Spital spätestens ab 1999 noch über 120 Akutbetten (1995:166) verfügen (Schwerpunkte Chirurgie, speziell Orthopädie und Tageschirurgie; keine Gynäkologie und Geburtshilfe mehr) und neu 15 Rehabilitationsbetten im Bereich des Stütz- und Bewegungsapparates anbieten. In Abstimmung dazu konzentriert sich das Bethesda-Spital mit inskünftig noch 80 (1995:134) Akutbetten auf die Schwerpunkte Gynäkologie und Geburtshilfe, Rheumatologie und "spine care", auf Orthopädie wird verzichtet; neu werden 38 Rehabilitationsbetten und 14 Hospizbetten das Angebot des Bethesda ergänzen. Die Praxisklinik Birshof verzichtet ab 1999 auf das Leistungsangebot der Gynäkologie.
Ein wichtiges Anliegen bei der Umsetzung der Spitalplanung war den beiden Regierungen, dass sämtliche Disziplinen der Grundversorgung auch an einem Privatspital angeboten werden, gleichzeitig aber auf Mehrfachangebote verzichtet wird. Entsprechend figurieren die privaten Belegspitäler Josefsklinik (42 Betten, Gynäkologie und Geburtshilfe) und Ergolzklinik (19 Betten, Chirurgie, Gynäkologie) nur noch befristet bis Ende 1998 auf der Spitalliste. Die erforderliche Konzentration des stationären Angebotes im Bereich der Belegarztspitäler, insbesondere im Bereich der Orthopädie sowie der Gynäkologie/Geburtshilfe, führt dazu, dass diese Spitalkapazitäten nicht mehr bedarfsgerecht sind. Mit der Nichtaufnahme von zwei Häusern auf die Spitalliste per 1.1.1999 wird der Zielsetzung entsprochen, die durch den Bettenabbau angestrebten Einsparungen möglichst zu optimieren. Insgesamt haben die Privatspitäler gemäss Spitalplanung mit 172 Betten an den ersten Abbauschritt beizutragen.
Zweiter Abbauschritt per 2002 bereits in Planung
Der zweite Abbauschritt erstreckt sich bis Ende des Jahres 2002 und wird weitere 291 Betten umfassen. Von den Massnahmen schwergewichtig betroffen werden das Kantonsspital Basel, die beiden Kinderkliniken, das St. Claraspital und das Gemeindespital Riehen. Angestrebt werden in erster Linie Schwerpunktbildungen durch Verbundlösungen und Kooperationen zwischen den öffentlichen Spitälern der beiden Kantone sowie mit Universitätskliniken anderer Kantone, aber auch mit dem Claraspital. Die erforderlichen Konzept- und Projektarbeiten sind bereits im Gang. Bis Ende 2000 soll der Entscheidungsprozess abgeschlossen sein.
Die Regierungen der beiden Basel nehmen den Auftrag des KVG ernst
Die Regierungen der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft sind gewillt, den von den Kantonen geforderten Beitrag zur Dämpfung der Kosten im Gesundheitswesen zu leisten. Dies erfordert für die Region Basel im Bereich der Spitalversorgung einschneidende Änderungen und ein entschlossenes Vorgehen. Die Regierungen tragen dabei den historisch gewachsenen Gegebenheiten, insbesondere dem hohen Anteil an Privatspitälern und dem zentrumsmedizinischen Auftrag der Universitätskiliniken, Rechnung. Das Verhältnis zwischen privatem und öffentlichem Spitalangebot wird nach Abschluss der Redimensonierung im Jahre 2002 in etwa demjenigen von 1995 entsprechen. Es soll grundsätzlich weiterhin eine Wahlmöglichkeit zwischen öffentlichem und privatem Spital bestehen. Es wird aber Einschränkungen und Abstriche geben, die im Einzelfall schmerzlich sind. Die Regierungen werden Hand dazu bieten, den Konzentrationsprozess so sozialverträglich wie möglich zu gestalten.