Zusätzliche Ausbildungs- und Lehrstellen für Jugendliche
MedienmitteilungRegierungsrat
Beantwortung Anzug Heidi Hügli SP -- Mit der baselstädtischen Lehrstellenkampagne L+ die sich auf die ersten Jahreshälften 1998 und 1999 verteilt möchte der Regierungsrat die Schaffung von mindestens 200 neuen oder zusätzlichen Ausbildungsplätzen initiieren.
Seit 1993 werden an den Basler Schulklassen des 9. und 10. Schuljahres regelmässig Umfragen durchgeführt. Dies mit dem Ziel, einen Überblick über die aktuelle Lehrstellensituation aus der Sicht der Bewerberinnen und Bewerber zu erhalten und den Handlungsbedarf für Alternativ- und Zwischenlösungen aufzuzeigen. Dabei hat sich gezeigt, dass jeweils 200 bis 250 Jugendliche keine Lehrstellen finden können, vor allem aufgrund schwacher schulischer Leistungen in Deutsch und Rechnen.
Seit Schuljahresbeginn 1994/95 werden diesen Jugendlichen zwei Überbrückungsprojekte angeboten, nämlich eine Vorlehre und das "Kelmö"-Jahr (Kelmö = noch keine Lehre möglich). Weitere Vorkurse werden durch die gewerblich-industrielle Gewerbschule angeboten. Die Ergebnisse von Vorlehre und "Kelmö"-Jahr sind durchaus ermutigend: Von 22 Absolventinnen und Absolventen der Vorlehre im Schuljahr 96/97 sind anschliessend 19 (87%) in eine Lehre oder Anlehre eingetreten. Beim Projekt "Kelmö" sind von 46 Beteiligten 25 (53% ) in eine Lehre oder Anlehre übergetreten. Die übrigen sind in ein zusätzliches "Kelmö"-Jahr oder in eine Vorlehre eingestiegen oder haben andere Lösungen gefunden.
Die Situation auf dem Lehrstellenmarkt ist seit Frühjahr 1996 ein nationales Thema. Unter dem bestehenden wirtschaftlichen Druck haben viele Betriebe nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Lehrstellen abgebaut. Die bereits im letzten Jahr festgestellten Engpässe in den kaufmännischen und technischen Berufen haben sich auf den Lehrbeginn 1997 noch verstärkt, ebenso der seit langem bestehende Nachfrageüberhang bei vielen gestalterischen Berufen. Ein funktionierender, ausgeglichener Lehrstellenmarkt setzt ein ausreichendes Lehrstellenangebot voraus. Die weitere Ausbildung von Jugendlichen und die Bereitstellung von Lehrstellen liegt auch im Interesse von Industrie, Gewerbe und Dienstleistung.
Die eidgenössischen Räte haben im April 1997 einen Kredit von 60 Millionen Franken bewilligt, womit Massnahmen zur Verbesserung des Lehrstellenangebotes ergriffen werden sollten. Basel-Stadt beteiligt sich - unter der Auflage beachtlicher Eigenleistungen - mit fast 950'000 Franken. Mit den Berufsverbänden, Sozialpartnern, Berufsschulen und weiteren Institutionen wurden Projekte zur Verbesserung des Lehrstellenangebotes und zur Vorbereitung schulisch schwächerer Jugendlicher auf eine Ausbildung in die Wege geleitet.
Kernstück der Massnahmen ist die baselstädtische Lehrstellenkampagne L+. Sie besteht zum einen aus einer professionellen Publizitätskampagne, die sich an die ausbildenden und noch nicht ausbildenden Basler Betriebe richtet. Dass nämlich lediglich rund 25 Prozent aller baselstädtischen Unternehmen mit zwei und mehr Beschäftigten Lehrlinge und Lehrtöchter ausbilden, zeigt, dass noch ein beachtliches Potential vorhanden ist. Andererseits ist eine Gruppe von aktiven oder ehemaligen Berufsbildungsverantwortlichen aus Branchenverbänden oder Betrieben damit befasst, vor Ort neue Lehrstellen zu acquirieren.
Das Projekt L+ ist auf zwei Kampagnen in der jeweils ersten Jahreshälfte 1998 und 1999 angelegt. Minimalziel ist die Schaffung von 200 neuen oder zusätzlichen Ausbildungsplätzen. Mit 145 neuen Lehrstellen sowie über 60 neuen Lehrbetrieben per Mitte April 1998 zeichnen sich erste erfreuliche Ergebnisse ab. Bei dieser gezielten Lehrstellenacquisition wird besonderes Gewicht auf die Schaffung von Ausbildungsplätzen für schulisch Schwächere gelegt.
Die Erhaltung des Lehrstellenbestandes und die Schaffung zusätzlicher Stellen ist ein ständiges Anliegen des Regierungsrates. Mit den bereits getroffenen und allenfalls weiteren Massnahmen ist den Anliegen des parlamentarischen Vorstosses entsprochen worden.