Verantwortliche der Basler Kirchen überreichen der Regierung das "Wort der Kirchen - miteinander in die Zukunft"
MedienmitteilungRegierungsrat
Vertreterinnen und Vertreter der Evangelisch-Reformierten und der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt haben heute dem Regierungsrat das "Wort der Kirchen - miteinander in die Zukunft" überreicht.
Vertreterinnen und Vertreter der Evangelisch-Reformierten und der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt haben dem Regierungsrat im Anschluss an dessen Sitzung das "Wort der Kirchen - miteinander in die Zukunft" überreicht. Die Übergabe fand im Rathaus statt.
Kirchenratspräsident Georg Vischer unterstrich, dass das Wort aus einem intensiven Diskussionsprozess unter den Kirchenmitgliedern entstanden sei. Es sei kein Wort von Besserwissern. "Es ist deshalb mehr Frage als Antwort. Es tut gerade dort seinen Dienst, wo es mit seinen Aussagen auf Widerspruch stösst. Das Beste, was es anrichten kann, ist eine kontroverse Diskussion." Er erläuterte die Aussagen der Kirchen zum Thema Migration und plädierte für eine ideologiefreie Betrachtung der Migrationsproblematik. Migration könne nicht unterbunden werden, sie könne nur menschlicher oder unmenschlicher gestaltet werden. Den Asylsuchenden müsse ein rechtsstaatliches Verfahren zugesichert werden. Zudem sei es unerträglich, dass Menschen, die sogenannten "sans papiers", in unserer Gesellschaft leben, denen ein wie auch immer definierter und befristeter Aufenthaltsstatus vorenthalten wird. Im weiteren betonte Georg Vischer, dass das Basler Integrationskonzept von den Kirchen in seinem Grundansatz unterstützt wird.
Gabriele Kieser, Theologin im Pfarramt für Industrie und Wirtschaft wies darauf hin, dass die strukturellen Rahmenbedingungen von Familien im Interesse der ganzen Gesellschaft verbessert werden müssten. Dabei sei an alle aktuell existierenden Formen von Familien gedacht, insbesondere auch an Einelternfamilien. Zu diesen Fördermassnahmen gehören familienergänzende Kinderbetreuungsplätze, wesentlich höhere Kinderzulagen, Steuererleichterungen, Förderung der Vereinbarkeit von Haus- und Erwerbsarbeit für Mann und Frau. Generell sollte ein volles Erwerbseinkommen für den Unterhalt einer Familie ausreichen.
Im Beitrag von Xaver Pfister, Codekanatsleiter des Dekanates Basel-Stadt wurde darauf hingewiesen, dass sich vor allem Menschen, die sich den Entwicklungen gegenüber ohnmächtig fühlen, an der Konsultation zum Wort beteiligt haben. Deshalb unterstreiche er das Wort, dass es eine Grundaufgabe der Politik sei, diesem Ohnmachtsgefühl entgegenzuwirken und den öffentlichen Raum zu stärken. Wie das Gemeinwesen gestaltet werden soll, müsse in einem permanenten demokratischen Prozess ausgehandelt werden. Deshalb dürfe nicht bloss der Markt und der Raum des Privaten und Individuellen die gesellschaftliche Entwicklung bestimmen. "Nur wenn deutlich wird, dass die entscheidenden Weichen für die Gestaltung des gesellschaftlichen Wandels in diesem öffentlichen Raum in einem transparenten demokratischen Prozess gefällt werden, kann das epidemisch wachsende und zerstörerische Ohnmachtsgefühl vieler überwunden werden." Der Qualität der öffentlichen Meinungsbildung ist deshalb Sorge zu tragen.
Regierungspräsidentin Barbara Schneider dankte den Kirchen für das Wort und dafür, dass sie damit dem Regierungsrat für seine politische Arbeit Mut machen und Hoffnung geben. Mit den Thesen, die angesprochen wurden, sei die Politik immer wieder konfrontiert und gefordert. Sie empfinde die "Einmischung" als willkommen und positiv.
Der Delegation der Kirchen gehörten neben den Referierenden an: Gabriele Manetsch, Kirchenratspräsidentin der Römisch-Katholischen Kirche Basel-Stadt und Thomas Müry, Vizepräsident des Evangelisch-Reformierten Kirchenrates.
Ebenfalls am 11. September 2001 überreichten die Baselbieter Kirchen dem Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft das Wort der Kirchen. Den Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden wird das Wort ebenfalls persönlich überreicht.
Am Donnerstag, 13. September, 20.00 Uhr diskutieren Vertreter und Vertreterinnen aus Wirtschaft, Politik und Kirche in der Aula der Universität unter der Leitung von Stefan Schuppli über das Wort der Kirchen.