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Bettagsmandat 2003

Medienmitteilung

Regierungsrat

Effizienz und Synergien nutzen – dies sind Modewörter unserer Zeit. Sie prägen unser Leben.

Es gibt heute kaum noch jemanden, der oder die sich nicht darüber beklagt, wie die Zeit rast. Dabei wird beharrlich übersehen, dass wir es sind, die rasen und nichts so konstant ist wie die Zeit. Zeiten der Besinnlichkeit, Zeiten um über sein Leben und seine Umgebung nachzudenken, sind in dieser schnelllebigen Zeit oft nur noch durch den Kalender vorgegeben – wie etwa der Bettag. Doch finden wir die Ruhe für diese Befindlichkeit? Viele von uns leider eher nicht – oft wird auch der Dank-, Buss- und Bettag nicht mehr beim Namen genommen, wir rasen ungebremst weiter. So verpassen wir auch eine Gelegenheit zu realisieren, dass wir sehr oft im Leben versuchen, vor allem Ansprüchen, die von aussen an uns herangetragen wurden, gerecht zu werden: Geschäftlich etwa erledigen wir Vieles und machen dabei auch unzählige Überstunden. Gleichzeitig reicht es auch, privat viele Leute einzuladen, "die man schon lange einmal hätte einladen müssen". Anderes ist dafür – vor lauter Terminen möglicherweise vorerst unbemerkt – auf der Strecke geblieben. Vor allem sind wir nie richtig "über die Bücher gegangen". Kaum im wörtlichen Sinne und schon gar nicht im übertragenen Sinne des Wortes. Die Zeit dazu hat schlicht gefehlt.

Möglicherweise haben wir ja tatsächlich ein Zeitproblem. Ganz sicher könnte dies aber nicht gelöst werden, wenn der Tag mehr Stunden oder die Woche mehr Tage hätte. Die Spirale würde sich ins Endlose drehen. Viel wichtiger wäre es, gelegentlich innezuhalten, oft ist – wie beim Bergsteigen – gar ein Schritt zurück die einzige Lösung, um nachher wieder sinnvoll weiterzukommen und das Ziel zu erreichen.

Gedanken über sich und seine Umwelt muss man sich natürlich nicht zwingend am Bettag machen. Der Bettag soll uns aber mindestens ins Bewusstsein rufen, dass wir unsere Handlungen, unser Leben, immer wieder hinterfragen müssen. Wir müssen uns bewusst sein – oder wieder bewusst werden – dass vor lauter Effizienz und genutzter Synergien Werte wie Solidarität und Verantwortungsbewusstsein nicht verloren gehen dürfen, weder im geschäftlichen noch im privaten Bereich. Wir haben eine Pflicht, zum Wohle der Allgemeinheit beizutragen. Dieser Aspekt gehört zwingend zum Begriff der Leistungsgesellschaft, sonst ist der Wettlauf mit der Zeit nicht zu gewinnen.