Die Region Basel ist im Bereich Life Sciences spitze – und will es auch bleiben
MedienmitteilungEine gemeinsame Podiumsveranstaltung der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft war am 7. Juni in Bern dem Thema Life Sciences als Zukunftsbranche der Schweiz – Der Beitrag der Region Basel gewidmet. Neben den Regierungspräsidenten von Basel-Stadt Ralph Lewin und Basel-Landschaft Adrian Ballmer setzten sich auch Christoph Koellreuter der Direktor und Chefökonom der BAK und Paul Herrling der Leiter Corporate Research von Novartis für ein forschungs- und bildungsfreundlicheres Umfeld ein. Alle Referenten waren sich einig dass der wirtschaftliche und wissenschaftliche Beitrag den die Region Basel leistet gross ist. Damit sich diese Branche weiterhin so vorteilhaft entwickeln und die Schweiz als Standort im internationalen Wettbewerb mithalten kann braucht es attraktive Rahmenbedingungen.
Am Dienstag, 7. Juni 2005, haben die Kantonsregierungen von Basel-Stadt und Basel-Landschaft an einer Podiumsveranstaltung in Bern über die Entwicklung der Life Sciences informiert, die als Zukunftsbranche für die ganze Schweiz gelten. Der Anlass stiess auf grosses Interesse der rund 120 anwesenden Repräsentantinnen und Repräsentanten aus Bundesparlament, Wirtschaft, Bundesverwaltung sowie der Kantone.
Regierungspräsident Adrian Ballmer, Vorsteher der Finanz- und Kirchendirektion Basel-Landschaft, eröffnete die Podiumsveranstaltung und wies zunächst auf die wirtschaftliche Bedeutung der beiden Basel hin. Die Life Sciences-Branche sei enorm wichtig für die Schweiz und für die Region Basel. Denn in dieser Region konzentrieren sich – weltweit wohl fast einmalig – Forschungsinstitutionen und Unternehmen im Bereich Life Sciences: also Pharma, Medizinaltechnik, Agro- und Biotechnologie, wie Adrian Ballmer weiter ausführte. Die Life Sciences-Branche sei der zentrale Wachstumsmotor der Nordwestschweiz. Vor allem Vertreterinnen und Vertreter von Staat und Politik müssten sich immer wieder bewusst werden, welche Chancen ein solcher einmaliger Anknüpfungspunkt biete.
Die beiden Basel seien sich der Bedeutung der Life Sciences bewusst, wie die Anschubfinanzierung für das neue ETH-Forschungszentrum für Biosysteme deutlich gezeigt habe. Gemeinsam mit der ETH Zürich sowie den Universitäten Zürich und Basel soll ein neues Forschungszentrum für Biosysteme, das Center of Biosystems Science and Engineering (C-BSSE), entstehen. Der Forschungsplatz Basel werde damit wesentliche Innovationsimpulse erfahren. Diese Konzentration auf die Stärken mache sowohl wirtschaftlich wie auch politisch Sinn.
Dr. Christoph Koellreuter, Direktor und Chefökonom BAK Basel Economics AG, präsentierte in seinem Referat erste (vorläufige) Ergebnisse der Phase I von «Monitoring Life Sciences Locations», die die BAK Basel Economics im Auftrag der Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Zürich, der Stadt Zürich, der Greater London Authority und der Verbände Interpharma, UNIA und VSAC durchführt.
Zunächst skizzierte Christoph Koellreuter die Stärken des Life Sciences-Standortes Schweiz. Die Entwicklung der Life Sciences-Branche in den letzten zehn Jahren könne man als eigentliche Erfolgsgeschichte bezeichnen, wie der internationale Vergleich zu konkurrierenden Standorten und auch der Vergleich zu anderen Schlüsselbranchen der Schweiz eindrücklich zeige. Als wichtigste positiv wirkende Standortfaktoren nannte Christoph Koellreuter liberale Arbeitsmarktregulierungen, die multikulturelle Orientierung und Integrationsfähigkeit, die tiefe Steuerbelastung, die gute Erreichbarkeit und günstige pharmaspezifische Rahmenbedingungen (Akzeptanz der Technologie, Patentschutz, Zulassungspolitik und Pharmapreise).
Schwächen des Life Sciences-Standortes Schweiz sind gemäss Christoph Koellreuter die zu tiefen resp. zu wenig fokussierten Ausgaben für Forschung und Bildung. Auch fehlten echte Anreize für Forscher, Lehrer und Lernende im Hochschul- und Fachhochschulsektor, das Beste geben zu wollen. Typisch schweizerische Probleme bestünden auch darin, die «kritische Masse» zu erreichen. Die föderalistische Schweiz sei häufig zu kleinräumig und zu dezentral. Schliesslich sieht Christoph Koellreuter auch eine Gefahr in unnötigen Zentralisierungen durch den Bund.
Prof. Dr. Paul Herrling, Leiter Corporate Research der Novartis International AG, berichtete aus der Sicht eines Forschungsverantwortlichen in einem global tätigen Life Sciences-Unternehmen. Er unterstellte sein Referat der Frage, ob die Schweiz ihren internationalen Spitzenplatz in der biomedizinischen Forschung behaupten könne. Bezüglich Bildung und Forschung schneide die Schweiz im internationalen Vergleich teilweise sehr gut ab (z.B. bei der Anzahl wissenschaftlicher Publikationen pro Einwohner; der Anzahl Patentanmeldungen und dem grossen Anteil an wissensintensiven Industrien), andererseits sah Paul Herrling diesbezüglich auch grosse Probleme. Denn in der Politik scheine die Priorität von Investitionen in wissenschaftliche Ausbildung und Forschung nachgelassen zu haben. Auch investiere die Schweiz insgesamt relativ wenig in den Hochschulbereich.
Paul Herrling fasste schliesslich die Forderungen an Bund, Kantone und Wirtschaft folgendermassen zusammen: Die Mittel für eine kompetitive Grundlagenforschung müssen durch Priorisierung der Staatsmittel erhöht und die Reform der Hochschulen müsse schnell durchgeführt werden. Auch sollte die einmalige Konstellation in Basel, wo führende Institute und Forschungsgruppen in nächster Nähe von führenden Life Sciences-Industrielabors existieren, als Standortvorteil unbedingt ausgenützt werden. Schliesslich betrachtet Paul Herrling die Ansiedlung eines ETH-Forschungszentrums in Basel als einen richtigen Schritt zur Ausnützung der komplementären Forschungsaktivitäten, der ein wichtiger Standortvorteil werden könnte. Abschliessend hielt Paul Herrling fest, dass die Schweiz ein attraktiver Standort für die industrielle Pharmaforschung sei. Allerdings laufe sie jetzt Gefahr, diesen Status zu verlieren, sofern keine schnellen und umfassenden Gegenmassnahmen eingeleitet würden.
Regierungspräsident Dr. Ralph Lewin, Vorsteher des Wirtschafts- und Sozialdepartements Basel-Stadt, skizzierte im letzten Referat des Abends den Handlungsbedarf in den Bereichen Bildung und Grundlagenforschung. Im Mittelpunkt stand auch für ihn die Frage, wie die Schweiz ein überdurchschnittlich attraktiver und im internationalen Vergleich wettbewerbsfähiger Life Sciences-Standort bleiben kann. Bildung sei die Basis für das weitaus wichtigste Exportgut der Schweiz: Wissen. Die beiden Basel seien sich dessen bewusst und würden deshalb die Mittel für die Universität stark erhöhen und eine substanzielle Anschubhilfe für das neue ETH-Forschungszentrum für Biosysteme in Basel bereit stellen. Neben der Budgeterhöhung durch Basel-Stadt und Basel-Landschaft müssten auch die Grundbeiträge des Bundes an die Universitäten und die ETH steigen. Ausserdem erwarteten die beiden Basel eine entsprechende Prioritätensetzung zugunsten der (Fach-)Hochschulbildung und Forschung in den Planungen des Bundesrats wie auch der Eidgenössischen Räte.
Weitere Aufmerksamkeit verdienen nach Ralph Lewin nicht nur die Investitionen, sondern auch die Strukturen in der Schweizer Bildungspolitik. Die Bundesverwaltung bereite derzeit die Botschaft 2008 bis 2011 über Bildung, Forschung und Technologie vor. Neben der Finanzierung gelte es, in dieser Periode auch die Neugestaltung des nationalen Hochschulraums sicherzustellen.
Ralph Lewin betonte abschliessend, dass der Beitrag der Region Basel für den Wirtschaftsstandort Schweiz weit über die Universität und die Fachhochschule hinaus ginge. Er bestehe beispielsweise darin, dass die Region Basel ausgezeichnete infrastrukturelle Voraussetzungen geschaffen habe. Er erwähnte dabei insbesondere verkehrspolitische und arbeitsmarktliche Voraussetzungen, die ein Standort bieten müsse, damit sich eine international verflochtene Branche in einer Region wohl fühlen könne.
Alle Referenten waren sich einig, dass die Kantone und die Wirtschaft bei der Bewältigung der erwähnten Herausforderungen auf eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit den Bundesbehörden angewiesen sind.