Bettagsmandat
MedienmitteilungRegierungsrat
Das Basler Münster bietet in diesen Tagen einen ungewohnten Anblick. Zum ersten Mal seit vielen Jahren trägt es kein Gerüst. Das freut Stadtbildästheten und Fotografen, und mit ihnen wünschen sich viele Baslerinnen und Basler, dass der jetzige Anblick unserer Stadtkirche von Dauer sein möge. Doch der Münsterbaumeister kündigt schon für diesen Herbst die Einrüstung des Georgsturms an. Mittelalterliche Kathedralen sind Dauerbaustellen, Gerüste und die darauf geleistete Arbeit schützen sie vor schädlichen Umwelteinflüssen.
So schön das gerüstfreie Münster ist, so sehr braucht es also zu seiner Erhaltung immer wieder die stabilisierende Pflege durch die Handwerker der Münsterbauhütte. In unserer Gesellschaft verhält es sich nicht anders: So verständlich der Wunsch nach einem von allen Pflichten befreiten, "gerüstfreien" Leben ist, so nötig sind für das Zusammenleben in einer demokratischen Gesellschaft Regeln und Richtlinien, auch wenn sie von manchen als einengendes Konstrukt empfunden werden. Mit der Zustimmung zu unserer neuen, seit dem 13. Juli gültigen Kantonsverfassung hat unsere Bevölkerung gezeigt, dass sie die Losung "Anything goes" ablehnt und eine Ordnung wünscht, die sich an der Idee des Gemeinwohls ausrichtet.
Keine funktionierende Gesellschaft kann also auf ein Gerüst verzichten, auch wenn es auf einzelne Beobachter je nach Blickwinkel unansehnlich oder behindernd wirkt. Seine tragenden Elemente sind einerseits die Gesetze, die der Staat erlässt und durchsetzt, und anderseits die moralisch-ethischen Richtlinien, die in unserem Kulturkreis nachhaltig vom Christentum geprägt werden. Auch Menschen, die nicht religiös erzogen worden sind oder sich aus dem aktiven Kirchenleben verabschiedet haben, kennen die zehn Gebote der Bibel und lassen sich in ihrem täglichen Leben von ihnen leiten.
Der Eidgenössische Dank-, Buss- und Bettag bezeugt diesen Schulterschluss von Kirche und Staat beim Bau und Unterhalt des sozialen Gefüges unseres Landes. 210 Jahre nach seiner ersten Durchführung erinnert er uns moderne Menschen daran, dass unser Leben nicht allein von Werten wie Konsum, Luxus und Vergnügen bestimmt wird. Danke sagen können, Einsicht in eigene Fehler gewinnen, Zwiesprache halten mit Gott: Das sind Pfeiler, ohne die unser Lebensgerüst auch heute und in der Gegenwart auf wackligen Beinen steht.
Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt