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Gutachten zur künftigen Gestaltung der Spitzenmedizin in der Schweiz liegt vor

Medienmitteilung

Ein "Netzwerk Schweiz" das alle fünf Universitätsspitäler des Landes in die hochspezialisierte Gesundheitsversorgung integriert stellt die optimale Lösung dar. Dies ist das Fazit eines Gutachtens "zur zukünftigen Gestaltung der hochspezialisierten Medizin (Spitzenmedizin) in der Schweiz" das die Regierungsräte der Kantone Bern und Basel-Stadt bei einem unabhängigen Experten-Gremium in Auftrag gegeben haben. Die Experten empfehlen für die Schweiz eine ausgewogene Balance zwischen Konzentration und Verteilung der Spitzenmedizin. Eine Konzentration der hochspezialisierten Medizin auf nur ein Zentrum oder zwei Zentren erachten sie als nicht sinnvoll.

Das von den Regierungen der Kantone Basel-Stadt und Bern in Auftrag gegebene Gutachten zur künftigen Gestaltung der hochspezialisierten Medizin (Spitzenmedizin) in der Schweiz liegt vor. Mit der Erstellung des Gutachtens waren beauftragt: Prof. Pierre Collerette, Ordinarius am "Département des Sciences Administratives" der Universität Québec, Prof. Gustav Paumgartner, Ordinarius für innere Medizin an der Universität München, und Prof. Sir Peter Morris, emeritierter Ordinarius für Chirurgie / Transplantationsmedizin an der Universität Oxford.

Inhalt des Gutachtens

Die Experten empfehlen für die Schweiz eine ausgewogene Balance zwischen Konzentration und Verteilung der hochspezialisierten Medizin. Die Schweiz könnte von einem Gleichgewicht zwischen Rationalisierung der hochspezialisierten Medizin einerseits und kultureller sowie geographischer Vielfältigkeit andererseits profitieren. Eine Konzentration der hochspezialisierten Medizin erscheint aufgrund medizinischer, kultureller, sprachlicher, ökonomischer und geographischer Aspekte in der Schweiz sinnvoll. Eine Beschränkung auf ein einziges Zentrum würde dagegen der komplexen Schweizer Situation nicht gerecht. Aus Sicht der Experten ist es besser, jedes Programm der hochspezialisierten Medizin auf wenige Anbieter zu reduzieren und auf die einzelnen Zentren zu verteilen, so dass jedes Universitätsspital seinen Beitrag zur hochspezialisierten Medizin leistet.

Im Gutachten werden verschiedene organisatorische Lösungen analysiert und bewertet. Eine monopolistische Zentrumslösung mit einem oder zwei Zentren bezeichnen die Experten als nicht die beste Lösung für die Schweiz. Sie sehen die Lösung vielmehr in einer Konzentration der hochspezialisierten Medizin durch Verteilung der verschiedenen Programme auf die bestehenden universitären Zentren. Dies kann nur durch eine Netzwerklösung erreicht werden. Laut den Experten würde dies zu einer hohen Versorgerqualität durch positiven Wettbewerb und einem guten und gleichen Zugang zur hochspezialisierten Medizin für alle Landesteile führen. Günstige Kosten-Nutzenrelation sowie wirtschaftliche Entwicklung der fünf Universitätskantone würden gefördert. Ein Netzwerk, das alle fünf akademischen Zentren integriert (Netzwerk Schweiz), wäre dabei die optimale Lösung. Da aber die fünf Partner für eine solch radikale Lösung noch nicht bereit sind, schlagen die Experten vor, das bilaterale Netzwerk zwischen Basel und Bern als Modell für die weitere Entwicklung der hochspezialisierten Medizin in der Schweiz zu nutzen. In dieses Netzwerk könnten dann weitere akademische und nicht-akademische Zentren (z.B. Kantonspitäler) eingebunden werden.

Die Expertengruppe ist überzeugt, dass eine Verbesserung in der Organisation der hochspezialisierten Medizin in der Schweiz grundsätzliche Veränderungen erfordert. Dieser Veränderungsprozess müsste mittels eines nationalen Registers für die Programme der hochspezialisierten Medizin gefördert und vorangetrieben werden.

Vorgeschichte

Seit 2002 erarbeiteten verschiedene Fachgruppen im Auftrag der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) ein Modell für die künftige Steuerung des spitzenmedizinischen Angebots in der Schweiz. Das Resultat dieser Arbeiten war eine "Interkantonale Vereinbarung über die Koordination und Konzentration der hochspezialisierten Medizin (IVKKM)", welche den Kantonen zu Beginn des Jahres 2005 zur Ratifikation vorgelegt wurde. Für eine erfolgreiche Ratifikation wäre die Zustimmung von mindestens siebzehn Kantonen notwendig gewesen, wobei die Standortkantone der Universitätsspitäler (Basel, Bern, Genf, Lausanne, Zürich) zwingend hätten zustimmen müssen. Nachdem die Vereinbarung bereits in zahlreichen Kantonen genehmigt worden war (auch der Grosse Rat des Kantons Basel-Stadt, der Landrat des Kantons Basel-Landschaft und der Grosse Rat des Kantons Bern hatten zugestimmt) erklärte der Regierungsrat des Kantons Zürich am 16. Juli 2005 seine ablehnende Haltung zur Vereinbarung, womit deren Inkraftsetzung verunmöglicht wurde.

Der Regierungsrat des Kantons Zürich begründete seine ablehnende Haltung damit, dass aus seiner Sicht das spitzenmedizinische Angebot der Schweiz auf maximal zwei Zentren zu konzentrieren sei. Trotz verschiedener Gesprächsversuche auf Ebene der Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) liess sich Zürich von seiner Haltung nicht mehr abbringen. Vielmehr erteilte er im Herbst 2005 einen Gutachtenauftrag betreffend Gestaltung des spitzenmedizinischen Angebotes in der Schweiz und stellte eine Vorlage des Gutachtens für den Herbst 2006 in Aussicht.

Weiteres Vorgehen

Aufgrund der Tragweite des Themas waren sowohl die zuständigen Gesundheitsdirektionen der Kantone Basel-Stadt und Bern als auch die Vertretungen der Universitätsspitäler und der Universitäten beziehungsweise medizinischen Fakultäten Bern und Basel einhellig der Meinung, dass seitens der Kantone Basel-Stadt und Bern ebenfalls ein Gutachtensauftrag zu erteilen sei. Die Kantone Basel-Stadt, Bern, Genf und Waadt wollen auch weiterhin als starke Partner in die Spitzenmedizinische Versorgung der Schweiz einbezogen werden.

Das Gutachten bestärkt die Regierungsräte der Kantone Basel-Stadt und Bern in der Auffassung, dass die Netzwerk-Strategie für die Schweiz der richtige Weg darstellt. Diese Strategie wird auch von der Schweizerischen Gesundheitsdirektorenkonferenz unterstützt. Die Kantone Basel-Stadt und Bern sind für Gespräche, die diese Vorgaben weiterverfolgen, bereit.

Weitere Auskünfte

Regierungsrat Dr. Carlo Conti, Telefon +41 (0)61 267 95 23 Gesundheitsdepartement Basel-Stadt Regierungsrat Dr. Philippe Perrenoud Telefon +41 (0)31 633 79 01 Gesundheits- und Fürsorgedirektion des Kantons Bern