Umweltschonende Gasbusse als Gegenvorschlag zur Trolleybus-Initiative
MedienmitteilungRegierungsrat
Der Regierungsrat nimmt die ökologischen Anliegen der Trolleybus-Initiative mit einem Gegenvorschlag auf. Kernpunkt ist dabei die Vereinheitlichung der Busflotte der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) auf der Basis Erdgas/Biogas. Damit können die ökologischen Zielsetzungen der Initiative sowohl mittel- als auch langfristig wesentlich günstiger erreicht werden als mit einem Erhalt und Ausbau des Trolleybusnetzes.
Nach sorgfältigen Abklärungen und basierend auf einem durch die INFRAS erstellten unabhängigen Gutachten unterbreitet der Regierungsrat dem Grossen Rat einen Gegenvorschlag zu der im Sommer 2004 eingereichten Trolleybus-Initiative. Der Gegenvorschlag sieht - als ersten Schritt zur angestrebten Vereinheitlichung der Busflotte der BVB auf der Basis Erdgas/Biogas - die Beschaffung von 26 neuen Erdgasbussen vor. Diese erfüllen den EEV-Standard (Environmentally Enhanced Vehicle), den strengsten ökologischen Standard für Verbrennungsbusse.
Bei der Bestellung von Busleistungen wird der Kanton in der Leistungsvereinbarung mit der BVB die Emissionsanforderungen (Abgase, Lärm) entsprechend festlegen. Die Rechtsgrundlage dafür wird mit einer Ergänzung des Gesetzes über den Öffentlichen Verkehr (ÖVG) geschaffen. Weiter sieht die Vorlage einen Beitrag des Kantons an den Bau einer sogenannten Langsam-Betankungsanlage bei der Garage Rank vor (1,5 Mio. Franken). Die neuen Gasbusse können so, von der Linie her kommend, direkt in die Garage einfahren und abgestellt werden. Betankt werden sie geräuschlos über Nacht. Als Nebeneffekt können bei der Busgarage die unbeliebten abendlichen Buskolonnen stark reduziert werden.
Mit einer Umstellung der BVB-Busflotte auf Erdgas/Biogas (EEV) kann der Schadstoffausstoss der BVB-Busflotte stark reduziert werden. Als Beispiel sei der Feinstaub (PM10) erwähnt: Im Fall der Annahme des Gegenvorschlages würde ab 2008 der gesamte Ausstoss der BVB-Busflotte noch 127 kg Feinstaub PM 10 pro Jahr und nach 2015, d.h. nach dem Ersatz aller alten Busse durch EEV-Busse, noch rund 34 kg pro Jahr betragen. Das sind 0.14% der gesamten aus dem Verkehr resultierenden Feinstaubemission von aktuell rund 23 Tonnen pro Jahr.
Dank der Beimischung von 50% Biogas, als erneuerbare Energie, kann ab 2008 auch der klimarelevante CO2-Ausstoss der BVB-Busflotte - trotz Stillegung der letzten 4.8 km langen Trolleybuslinie - gegenüber heute um gegen 10% gesenkt werden. Nach Vereinheitlichung der gesamten Busflotte ist ab 2016 eine weitere Reduktion von rund 2000 Tonnen CO2-Ausstoss pro Jahr möglich. Auch diese Werte sind vergleichbar mit dem von den Initianten geforderten Ausbau des Trolleybusnetzes, wie das Gutachten der INFRAS bestätigt hat.
Die Trolleybus-Initiative empfiehlt der Regierungsrat zur Ablehnung, weil deren ökologische Ziele mit dem Gegenvorschlag wesentlich günstiger erreicht werden können. In der Tat sind die ökologischen Verbesserungen mit einer Erdgas/Biogas-Strategie aus langfristiger Optik zum halben Preis zu haben. Die Umsetzung der Trolleybus-Initiative würde sehr hohe Investitionen nach sich ziehen. Das INFRAS-Gutachten geht allein für den damit verbundenen Infrastruktur-Ausbau von rund 35 Mio. Franken aus.
Zum anderen würde sich der Kanton Basel-Stadt durch einen Ausbau des Trolleybusses vor allem die Möglichkeit einer flexiblen Weiterentwicklung des Busnetzes in Zusammenarbeit mit unseren Nachbarn, die allesamt kein Interesse daran haben, in das bei ihnen nicht vorhandene System Trolleybus zu investieren, auf lange Zeit verbauen. So wäre die heutige Führung der Linie 34 (Habermatten - Innenstadt - Bottmingen) oder auch die neue Linie 33 von der Schifflände nach Schönenbuch nicht möglich gewesen, hätte die BVB am Trolleybus festgehalten. Nach Ansicht des Regierungsrates darf sich in der trinationalen Agglomeration Basel die öV-Planung nicht auf das Kantonsgebiet von 37 Quadratkilometer beschränken.
Schliesslich bringt ein Wechsel der Traktionsart auf bestehenden Buslinien (z.B. von Diesel- auf Trolleybus) den Fahrgästen wenig Nutzen. Der Regierungsrat will deshalb die Investitionsmittel und die Mittel für die Bestellung von öV-Leistungen vorrangig für die gezielte Erweiterung des öV-Netzes in Richtung der trinationalen Agglomeration und für die Tram-Erschliessung der Stadtentwicklungsgebiete einsetzen (z.B. Erlenmatt). In Basel ist das Tram das Hauptverkehrsmittel, auf welches gemäss der Meinung des Regierungsrates die Investitionsstrategie fokussiert werden soll.
Hinweise
Das in der Medienmitteilung mehrfach erwähnte Gutachten der INFRAS kann unter pages.unibas.ch/rr-bs/medmit/rrbs/2006/03/rrbs-20060328-006.html heruntergeladen werden.