Drei Viertel der Stimmbevölkerung wünschen Veränderung beim Stadt-Casino
MedienmitteilungRegierungsrat
Eine repräsentative Umfrage zur Stadt-Casino-Abstimmung zeigt dass der Neubau primär wegen seiner Dimensionen am Barfüsserplatz abgelehnt wurde. Die finanzielle Beteiligung des Kantons wurde hingegen kaum in Frage gestellt. Die Stimmbevölkerung anerkannte auch zu grossen Teilen den Handlungsbedarf. 72 Prozent wollen dass nochmals über ein neues Stadt-Casino nachgedacht wird.
Die Nachanalyse zur Abstimmung über ein neues Stadt-Casino hatte der Regierungsrat in Auftrag gegeben. Sie zeigt, dass das Projekt primär wegen seiner Dimensionen am Barfüsserplatz abgelehnt wurde. Es war nach Ansicht der Abstimmungsteilnehmenden erstens zu gross für den vorgesehenen Standort und passte zweitens nicht zum historischen Stadtkern. Diese beiden Argumente entfalteten ihre grosse Wirkung nicht zuletzt deshalb, weil sie weit über die eigentliche Gegnerschaft der Vorlage hinweg geteilt wurden. Selbst im Pro-Lager wurden die Argumente von einer gewichtigen Gruppe unterstützt. Die Ablehnung der Vorlage zieht sich durch alle soziodemographischen Schichten hindurch.
Die repräsentative Umfrage ergab andererseits auch, dass die Stimmberechtigten die Lösung und nicht das Problem abgelehnt haben. 72 Prozent fanden, dass nochmals über ein neues Stadt-Casino nachgedacht werden sollte. Selbst unter den Gegnerinnen und Gegnern der Vorlage waren nur 27 Prozent der Meinung, dass sich das Projekt eines neuen Stadt-Casinos mit der Abstimmung erledigt habe. Unter den Befragten besteht der mehrheitliche Wunsch von 74 Prozent nach einer architektonischen Anpassung des projektierten Stadt-Casino-Neubaus an den historischen Stadtkern. Die Stimmbevölkerung sprach sich in der Umfrage auch klar gegen die Verlegung des Standorts des Stadt-Casinos aus.
Die Senkung des finanziellen Beitrags des Kantons wurde zwar durch die Stimmenden mehrheitlich befürwortet, entfaltete aber keine Wirkung auf den Entscheid für oder gegen das Projekt. Die finanzielle Beteiligung des Kantons an den Bau- bzw. Renovationskosten wurde im Grundsatz kaum in Frage gestellt - im Gegenteil: Eine rein privatwirtschaftliche Finanzierung wurde klar verworfen.
Als wirkungsvollstes Argument der Befürworterschaft erwies sich der Wunsch nach einem modernen, zukunftsgerichteten Casino, welches zu einer Bekanntheitssteigerung von Basel beiträgt. Den Sympathisantinnen und Sympathisanten des Neuen Stadt-Casinos ist es aber nicht gelungen, damit das Hauptargument der Gegnerschaft zu entkräften - auch wenn rund 70 Prozent der Abstimmenden der Ansicht waren, dass das alte Stadt-Casino den Anforderungen an einen modernen Kulturplatz nicht mehr genügt.
Die Stimmenden fühlten sich hochgradig über die Vorlage informiert. Sie empfanden es als leicht zu beurteilendes Thema, bei dem sie das Wissen aus ihrem Alltagsverständnis ziehen können. Laut Analysebericht war vor allem diese empfundene Einfachheit, d.h. die mangelnde Komplexität der Vorlage der Grund dafür, dass die Stimmbevölkerung die Vorlage so wuchtig ablehnte und die Beratungsfunktion von Parteien und Behörden in dieser Sache nicht beanspruchte.
Die Stimmempfehlungen der befürwortenden Parteien zeigten nicht die erhoffte Wirkung. Viele Parteianhängerinnen und -anhänger folgten der Abstimmungsparole ihrer Partei nicht. Die parteiungebundenen Stimmenden entschieden sich klar mehrheitlich gegen die Vorlage. Die Behörden hatten es schwer, die richtige Linie in der Kommunikation zu finden. Nach Ansicht der Befürworterschaft haben sie sich zu wenig eingesetzt, nach Ansicht der Gegnerschaft waren sie zu wenig neutral. Beide Lager hätten sich aber offensichtlich mehr Informationen seitens der Behörden gewünscht.
Die Nachanalyse der Abstimmung zum neuen Stadt-Casino wurde vom gfs.bern durchgeführt. Dafür wurden zwischen dem 18. und dem 27. Juli 2007 1000 Stimmberechtigte repräsentativ befragt.