Chancengleichheitspreis für ALIENA die Beratungsstelle für Frauen im Sexgewerbe
MedienmitteilungIm Literaturhaus in Basel wird heute Abend der Chancengleichheitspreis beider Basel an ALIENA die Beratungsstelle für Frauen im Sexgewerbe verliehen. Die beiden Regierungen würdigen damit das Engagement von ALIENA für die Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen von Sexarbeiterinnen in der Region.
Die diesjährige Preisträgerin des Chancengleichheitspreises beider Basel befindet sich im Kleinbasler Rotlichtmilieu. Es ist ALIENA, die Beratungsstelle für Frauen im Sexgewerbe. Sie steht allen Frauen offen, die im Sexgewerbe arbeiten. Sie besteht seit sieben Jahren und wird von Compagna Basel-Stadt, ehemals „Verein Freundinnen junger Mädchen“, finanziert. Unter dem Motto „Ein Ort der Begegnung ohne Tabus“ helfen die Mitarbeiterinnen von ALIENA den Sexarbeiterinnen, sich im Alltag zurechtzufinden. Ziel ist es, die psychosoziale Situation der Ratsuchenden zu verbessern und die Frauen zu unterstützen, selbstbestimmt arbeiten zu können. Wer zu ALIENA kommt, erhält ein umfassendes Angebot: Die Mitarbeiterinnen beraten in rechtlichen und allgemeinen Lebensfragen, fördern die Selbsthilfe, helfen aktiv und rasch in Krisensituationen, begleiten die Frauen zu Behörden, leisten Übersetzungsdienste, vermitteln Fachpersonen oder informieren in Gesundheitsfragen. Ebenso werden ein rege genutzter Mittagstisch und Deutschkurse angeboten.
Regierungspräsident Guy Morin weist in seiner Begrüssungsrede darauf hin, dass die diesjährige Vergabe des „heissen Eisens“ den spezifischen Einsatz von ALIENA in einem Umfeld, das im grossen Mass von Migration und problematischen Geschlechterverhältnissen geprägt ist, würdigt. Sexarbeiterinnen führen ein Leben am Rande der Gesellschaft, ein Schattendasein. Insbesondere bei der unfreiwilligen Prostitution und beim Frauenhandel seien aber staatliche Massnahmen angezeigt, so Morin.
Die Rechtsanwältin und Sozialpädagogin Adrienne Marti aus Zürich schlägt den Bogen von einer fundierten Situationsanalyse des Sexgewerbes und des Menschenhandels zu konkreten Forderungen. Eine opferfreundliche Auslegung des neuen Ausländergesetzes auf gesetzlicher Ebene, eine spezialisierte Beratung durch Fachstellen und eine verstärkte Gleichstellungsarbeit würde die Situation der betroffenen Frauen nachhaltig verbessern, so Marti.
In seiner Laudatio thematisiert der Baselbieter Regierungspräsident Adrian Ballmer das wachsende Geschäft mit Sex und Prostitution. Heute arbeiteten im Sexgewerbe mehrheitlich Migrantinnen aus Drittstaaten, so Ballmer, die oft ohne legalen Aufenthaltsstatus hier seien. "Staaten wie die Schweiz, welche zwischen Zwangsprostitution und Prostitution aus freiem Willen unterscheiden, kommen unter Rechtfertigungsdruck." Sie sähen sich zunehmend dem Vorwurf ausgesetzt, dass diese Unterscheidung in der Realität nicht vollzogen werden könne. Ballmer würdigt das Angebot der Beratungsstelle ALIENA, die einerseits die Sexarbeiterinnen vorurteilslos in ihrer Selbstbestimmung unterstütze, andererseits an "Runden Tischen" gegen Menschenhandel und Prostitution teilnehme und die Anliegen der Sexarbeiterinnen vertrete.
Der Chancengleichheitspreis der Regierungen Basel-Stadt und Basel-Landschaft wird zum dreizehnten Mal verliehen. Mit dem „heissen Eisen“ wird jedes Jahr ein Projekt oder Programm ausgezeichnet, das zu konkreten Verbesserungen der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen und Männern beiträgt.
Zusammen mit dem Preis erhält ALIENA das Werk „Landschaft in Vicosoprano“ der argentinischen Künstlerin Adriana Matos, die hier in Basel lebt. Die Feier wird von Maria Thorgevsky & Jürg Luchsinger musikalisch umrahmt.