Statistische Wanderungsanalyse und Wanderungsbefragung 2008: Die Ergebnisse
MedienmitteilungRegierungsrat
Zehn Jahre nach der ersten Wanderungsbefragung gab der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt eine zweite Erhebung in Auftrag deren Ergebnisse nun vorliegen. Ergänzend hat das mit der Durchführung betraute Statistische Amt eine ausführliche Analyse der Wanderungsdaten vorgenommen. Wer einmal in Basel-Stadt wohnte kommt offenbar gerne zurück: 44 % der befragten Zugezogenen hatten früher schon einmal im Kanton gewohnt. Basel-Stadt ist als Wohnort besonders attraktiv für junge Leute und solche die generell ein urbanes Umfeld bevorzugen und er ist kinder- und familienfreundlicher als sein Ruf. Steuern als Wegzugsgrund sind gegenüber 1998 häufiger Wohnumfeld und umweltbezogene Gründe dagegen deutlich weniger oft genannt worden. Nach wie vor mit Abstand an der Spitze stehen persönliche an zweiter Stelle wohnungsbezogene Wegzugsgründe. Die Ergebnisse der Befragung zeigen auch dass sich die wahrgenommenen Unterschiede bei den Mietzinsen und der Lage zwischen Basel-Stadt und der Nordwestschweiz nivelliert haben.
Nach zehn Jahre erachtet es der Regierungsrat als sinnvoll, die Wanderungsbefragung zu wiederholen. Er beauftragte darum das Statistische Amt mit der Durchführung einer zweiten Wanderungsbefragung und wünschte, dass neben den Wegzugs- neu auch die Zuzugsgründe erhoben werden. Vom 17. Januar bis zum 3. April 2008 hat das Forschungsinstitut KONSO AG in Basel je 1001 telefonische Interviews mit zu- und weggezogenen Personen durchgeführt.
Wohnumfeld und Umwelt sind gegenüber 1998 als Wegzugsgrund deutlich weniger oft genannt worden, die Steuern dagegen häufiger, was aufgrund der breiten öffentlichen Diskussion der letzten Jahre nicht weiter erstaunt. Waren es 1998 noch 8,5 % der Befragten, die die Steuern als mitverantwortliches oder gar ausschlaggebendes Argument für den Wegzug aufführten, sind es zehn Jahre später deren 14,5 %. Der Regierungsrat ist überzeugt, dass das Ende letzten Jahres verabschiedete Steuerpaket dazu beitragen wird, dass diese Anteile in Zukunft wieder sinken werden. Gegenüber der Wanderungsbefragung 1998 bereits deutlich gesunken ist der Anteil derjenigen, die wegen der Qualität des Wohnumfeldes oder der Umweltsituation Basel-Stadt verlassen haben. Das ist ein deutlicher Hinweis, dass der Regierungsrat mit seinem Engagement für die Stadtentwicklung richtig liegt. Die neu geschaffene Abteilung für Kantons- und Stadtentwicklung im Präsidialdepartement wird ab 2009 noch verstärkt Impulse geben können.
44 % aller befragten Zugezogenen haben bereits mindestens einmal im Kanton Basel-Stadt gewohnt. Dabei ist festzustellen, dass dieser Anteil mit zunehmendem Alter steigt, von 20 % bei den 18 bis 24-Jährigen auf 80 % bei den Personen ab 60 Jahren. Absolut kommen die meisten neu zuziehenden wie rückkehrenden Personen aus dem Kanton Basel-Landschaft nach Basel-Stadt (201 bzw. 183). Betrachtet man die Rückkehrendenanteile so liegt Basel-Landschaft mit 52 % Rückkehrenden aber nur unwesentlich vor den Kantonen Solothurn und Zürich mit je fast 50 %. Mit deutlichem Abstand folgen dann die Kantone Aargau und Bern sowie das restliche Untersuchungsgebiet (übrige Schweiz, Deutschland, Frankreich), deren Rückkehrendenanteile bei gut 30 % liegen. Diese Zahlen belegen, dass ein Wegzug aus Basel-Stadt nicht in jedem Fall endgültig sein muss – genauso wenig wie ein Zuzug – und sie passen ins Bild einer immer mobileren Gesellschaft. Die Zahlen zeigen aber auch auf, dass die Kantonsgrenze nicht mit der Grenze des metropolitanen Arbeits- und Lebensraumes zusammenfällt, innerhalb dessen man sich vorwiegend bewegt. Für die Zukunft wird darum die regionale Zusammenarbeit über die Kantons- und Landesgrenzen hinweg noch wichtiger werden.
Grosse Anziehungskraft übt Basel-Stadt auf junge und generell urban ausgerichtete Personen aus. 40 % aller Zugezogenen des Jahres 2007 sind zwischen 20 und 29 Jahre alt, weitere 26 % zwischen 30 und 39 Jahre. Diese Verhältnisse sind natürlich auch in der Befragungsstichprobe abgebildet. Viele dieser jüngeren Zuziehenden geben das Arbeitsumfeld oder Studium und Ausbildung als Zuzugsgründe an. Dieses Ergebnis zeigt nicht zuletzt die Stärke von Basel als Wirtschaftsstandort auf, ebenso wie diejenige als Lehr- und Forschungsstandort. Vor dem Arbeitsumfeld an erster Stelle der Zuzugsgründe stehen jedoch unter dem Begriff „zentraler Wohnen“ zusammengefasste Statements. Genannt wurden z.B. der Vorteil der Nähe zu Uni, Bahnhof, Einkaufsmöglichkeiten und kulturellem Angebot sowie die guten Verbindungen im öffentlichen Verkehr.
Der öffentliche Verkehr in Basel-Stadt wird generell sowohl von Zu- wie Weggezogenen sehr gut bewertet (Note 5,6 bzw. 5,5) genauso wie das kulturelle Angebot (Note 5,4 bzw. 5,5). Auch die übrigen zentralen Dienstleistungen wie die Gesundheitsversorgung, das Angebot an Restaurants oder die Einkaufsmöglichkeiten erhalten sehr gute Noten. Nur ein „Genügend“ bis „Gut“ bekommen Umweltfaktoren wie Luft, Grün, Sauberkeit und Lärm, wobei die Weggezogenen kritischer sind mit ihrer Einschätzung als die Zugezogenen. Interessant ist überdies die Feststellung, dass bei der Bewertung der Eignung der Wohnumgebung für Kinder und Jugendliche die kinderlosen Haushalte negativere Bewertungen abgeben. Dieses paradoxe Muster zeigt sich auch bei der Beurteilung des Spielplatzangebotes und bei der staatlichen Tagesbetreuung und wurde auch schon bei der Bevölkerungsbefragung hinsichtlich der Schule festgestellt. Diese Resultate lassen den Schluss zu, dass der Kanton Basel-Stadt familien- und kinderfreundlicher ist als sein Ruf. Der Regierungsrat wird seine familienpolitischen Zielsetzungen engagiert weiterverfolgen und noch mehr Wert auf Transparenz und Kommunikation legen.
Bei den Hauptkategorien der ausschlaggebenden Wegzugsgründe hat es seit 1998 auf den beiden ersten Plätzen keine Änderung gegeben. Persönliche Gründe stehen an erster, die Wohnung an zweiter Stelle. Bezüglich der Wohnung lässt sich aus den Angaben der Befragten zu Mietzins und Lage ableiten, dass sich diese beiden Bereiche in Basel-Stadt und der Nordwestschweiz angeglichen haben. Allerdings geben über 60 % der Weggezogenen an, dass der Komfort der neuen Wohnung, der Zustand des Hauses und die Gestaltung der Wohnumgebung am neuen Ort besser sind. Eine im Rahmen der statistischen Wanderungsanalyse gemachte Auswertung über den Bezug von zwei grossen Neubausiedlungen (Horburghof, Falkensteinerpark) in Basel-Stadt zeigt, dass dort mehrheitlich Personen einziehen, die bereits in Basel-Stadt leben. Die Vermutung liegt nahe, dass auch bei diesen Umzügen der Wunsch nach mehr Komfort und besserer Ausstattung zum Tragen kommt. Es zeigt sich überdies, dass in diesen Neubausiedlungen der Anteil der Kinder und Jugendlichen leicht höher liegt als im kantonalen Durchschnitt. Familien entschliessen sich also durchaus auch für den Wohnsitz Basel-Stadt, wenn adäquater Wohnraum zur Verfügung steht. Es ist aber auch eine Tatsache, dass deutlich mehr Familien wegziehen als zuwandern und dass Familien das Wohnungsangebot in Basel-Stadt deutlich schlechter beurteilen als die übrigen Haushalte. Alle diese Indizien bestärken den Regierungsrat darin, sich weiterhin für mehr guten Wohnraum einzusetzen. Indem Logis Bâle in die neue Abteilung Kantons- und Stadtentwicklung integriert wird, kann diese Politik noch vernetzter und mit mehr Kraft fortgeführt werden.
Der Regierungsrat bedankt sich herzlich bei allen Personen, die an der Befragung mitgemacht und mit ihren Antworten wertvolle Informationen für die weitere Arbeit von Regierungsrat und Verwaltung geliefert haben.
Hinweise
Sämtliche Analysen und Berichte der Wanderungsbefragung, die Grundauswertung mit Tabellen und Grafiken zu jeder Frage sowie die Wanderungsanalyse auf der Basis der Wanderungsdaten sind unter www.statistik.bs.ch abrufbar.