Verleihung des Wissenschaftspreises der Stadt Basel an Prof. Dr. Christoph Gerber
MedienmitteilungRegierungsrat
Der diesjährige Wissenschaftspreis der Stadt Basel geht an Prof. Dr. Christoph Gerber. Ausgezeichnet wird der am Swiss Nanoscience Institute und im Departement Physik der Universität Basel tätige Physiker für seine herausragenden und weltweit beachteten Pionierarbeiten in den Nanotechnologien, insbesondere für die Entwicklung hochempfindlicher Sensoren in Biologie, Chemie und Medizin.
Der Regierungsrat hat an seiner heutigen Sitzung den diesjährigen Wissenschaftspreis an Prof. Dr. Christoph Gerber verliehen. Der Wissenschaftspreis in der Höhe von 20'000 Franken wird alljährlich und im Turnus der sieben Fakultäten Forschenden zuerkannt, die zur Universität Basel in Beziehung stehen und sich durch herausragende wissenschaftliche Leistungen hervorgetan haben. Der Regierungsrat ehrt Prof. Dr. Christoph Gerber als Pionier der Nanotechnologien, der ohne eine klassische universitäre Ausbildung weltweit anerkannte Spitzenleistungen vorzuweisen hat. In Basel aufgewachsen und ausgebildet, hat Prof. Dr. Gerber seine wissenschaftliche Karriere bei Contraves in Schweden begonnen. Daraufhin war er während vieler Jahre in den IBM Forschungslabors in der Schweiz, Deutschland und den USA tätig. Vor zehn Jahren hat er zusammen mit Prof. Dr. Hans-Joachim Güntherodt den Nationalen Forschungsschwerpunkt "Nanoscience" am Departement für Physik der Universität Basel mitgegründet. Seither ist er am Swiss Nanoscience Institute der Universität Basel als Forschungsgruppenleiter und Direktor der wissenschaftlichen Kommunikation tätig. Die Universität Basel hat die ausserordentlichen wissenschaftlichen Verdienste von Prof. Dr. Gerber bereits 1987 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde in Physik für seine Beiträge zu den Rastersondenmikroskopen gewürdigt.
Prof. Dr. Gerber war wesentlich an der Erfindung sowohl des Rastertunnel- als auch des Rasterkraftmikroskops beteiligt. Das Kraftmikroskop (heute oft auch AFM genannt, Atomic Force Microscope) bietet atomare Auflösung und funktioniert auf vielen, auch nicht-leitenden Materialien. Dadurch ist es sehr vielseitig und in zahlreichen Disziplinen wie Physik, Biologie, Nanotechnologie, Chemie, Medizin und Ingenieurwissenschaften anwendbar; entsprechend fand es weltweite Verbreitung. Die Erfindung der neuen Mikroskope in den Achtzigerjahren war bahnbrechend und revolutionierte die Forschung in vielen Disziplinen bis heute nachhaltig. Mit seiner Forschungsgruppe am Swiss Nanoscience Institute erforscht Prof. Dr. Gerber heute verschiedene Anwendungen und Weiterentwicklungen des Rasterkraftmikroskops und der damit verbundenen Federbalken-Technik für die Messung von Funktionen und Eigenschaften in der Nanowelt der Biologie und Chemie.
Die Federbalken-Technik erlaubt, die Präzision und Genauigkeit der Natur in molekularen Dimensionen im Labor nachzuvollziehen. Durch die Messung kleinster Kräfte wurde es beispielsweise möglich, die Mechanismen der molekularen Erkennung quantitativ zu bestimmen. Dies ermöglichte auch neue Ansätze für Studien am Erbmaterial (Genomics) und an teilweise lebenswichtigen Proteinen (Proteomics). So wurde ein vollkommen neues Forschungsgebiet erschlossen, das vertieften Einblick in die Nanowelt gibt. Mit der Weiterentwicklung der Federbalken-Technik bis zu hochempfindlichen Nano-Wärmesensoren oder dem Aufspüren von Magnetresonanz mit einem Federbalken können darüber hinaus deutlich kleinere Bereiche mit höherer Genauigkeit als mit herkömmlichen Magnettomographen untersucht werden. So lassen sich beispielsweise Bakterien und ihre Resistenzen gegen Antibiotika nachweisen, womit die herkömmliche Petrischale effizient ersetzen werden kann.
Prof. Dr. Gerber ist international hoch angesehen, und seine wissenschaftliche Exzellenz ist mit einer Vielzahl von akademischen Titeln und Mitgliedschaften gewürdigt worden. Seine banhnbrechenden Arbeiten wurden über 21'000 mal zitiert. Damit gehöhrt er zu den 100 weltweit am meisten zitierten Physikern. Über seine engere wissenschaftliche Tätigkeit hinaus hat er sich mittels Zeitungsartikeln, Fernsehsendungen und der Teilnahme an öffentlichen Veranstaltungen zudem stark für die Kommunikation wissenschaftlicher Erkenntnisse an eine breitere Öffentlichkeit engagiert.
Hinweise
Bilder von der Preisverleihung (ab 21. September 2011): Bilderdatenbank