Zwei wertvolle Basler Altstadthäuser neu im Denkmalverzeichnis
MedienmitteilungRegierungsrat
Die Häuser „Zum Paradies“ (Aeschenvorstadt 13) und „Zum Sausen“ (Blumenrain 28) sind besonders wertvolle Architekturzeugnisse in der Basler Altstadt. Es handelt sich dabei um zwei alte Bürgerhäuser ganz unterschiedlichen Charakters, deren Eigentümer unlängst vorbildliche Gesamtrestaurierungen durchführen liessen. Die von der Denkmalpflege begleiteten Arbeiten sind eine Investition in die Zukunft der beiden Baudenkmäler, welche nach dem Beschluss des Regierungsrates nun auch durch deren Aufnahme ins kantonale Denkmalverzeichnis gesichert werden soll.
Das Anwesen Aeschenvorstadt 13 bildet zusammen mit der barocken Nachbarliegenschaft „Zum Raben“ die letzte bauliche Traditionsinsel der alten Aeschenvorstadt. Das repräsentative Haus in klassizistischen Formen ist im Auftrag des Bandfabrikanten Carl Burckhardt-Heussler, vermutlich nach Plänen von Johann Jakob Stehlin d. Ä., 1839-1841 errichtet worden. Der Hof des dreigeschossigen Wohnhauses wird dreiseitig von Flügelbauten derselben Entstehungszeit eingefasst. Für den Industriellen Johann Rudolf Geigy-Merian erfolgte um 1870 eine gestalterische Bereicherung vor allem des Innern in neobarockem Gepräge. Im Rahmen des jüngsten Umbaus 2008 erhielten das Äussere und der Erschliessungsbereich (Durchfahrt, Haupttreppe) ihre Farbgebung bzw. Dekorationsmalerei von 1870 zurück. Die Räumlichkeiten werden durch den original erhaltenen Ausbau der genannten Epochen bestimmt und sind anschauliche Zeugnisse der Wohnkultur damaliger Zeit. Es handelt sich um eine auch typologisch bedeutsame Anlage, die aufgrund ihres insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtbaugeschichtlichen, künstlerischen und kulturhistorischen Wertes ein hochrangiges Baudenkmal darstellt.
Beim schmalen, in einer Zeile eingebundenen Haus Blumenrain 28 verbirgt sich hinter einer barocken Strassenfassade ein aus zwei Hälften bestehender spätmittelalterlicher Baukörper, nämlich ein einfach unterkellerter, viergeschossiger Teil am Blumenrain und ein sechsgeschossiger Teil am Rheinufer, dessen drei untere Geschosse unterhalb des Blumenrain-Strassenniveaus liegen. Bei Sanierungs- und Umbaumassnahmen in den Jahren 2008/2009 haben bauarchäologische Untersuchungen interessante Aufschlüsse zur Baugeschichte des Anwesens erbracht. Demnach entwickelte sich das Haus im Hochmittelalter ausgehend von einer Substruktionsmauer des Rheinufers (11./12.Jh.) und erreichte 1335 strassenseitig dreigeschossigen Ausbau. Im rheinseitigen Abschnitt ist eine grössere Zahl von Bauphasen nachzuweisen, die wichtigsten betreffen den 1335 datierten dreigeschossigen Unterbau, eine massive Aufstockung um zwei Geschosse 1363 und eine Erhöhung aufs heutige Dachprofil 1587. Das Äussere zum Blumenrain hin wird durch eine spätbarocke Fassadenneugestaltung von 1779 bestimmt, während gegen den Rhein eine für diese Situation typische, neuzeitliche Laubenanlage vorgelagert ist. Im Innern sind wertvolle historische Ausstattungen wieder zur Geltung gebracht worden (u. a. Wendeltreppe von 1779, frühklassizistische Stube im 1. OG, Täferstube des 17. Jh. im 2. OG); ausserdem sind verborgene Dekorationselemente entdeckt und restauriert worden, darunter eine bemalte Deckenpartie mit Ranken und Blüten aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts im hinteren Teil des Erdgeschosses. Bedeutsam ist auch die mit dem Anwesen verknüpfte Besitzergeschichte: Eigentümer waren im 15. Jh. der Konzilsschreiber und spätere Stadtschreiber Konrad Künlin, der bei der Universitätsgründung eine wichtige Rolle spielte, im 16./17.Jh. die Maler Hans Hug Kluber und Hans Bock d. Ä. und im 18. Jh. der Arzt und Professor Achilles Mieg. Es handelt sich um ein Baudenkmal von vielfältigem baugeschichtlichem, künstlerischem, architektur- und kulturgeschichtlichem Zeugniswert.