Der Wissenschaftspreis der Stadt Basel geht zum ersten Mal an ein Team
MedienmitteilungRegierungsrat
Der diesjährige Wissenschaftspreis der Stadt Basel geht an Prof. Dr. Rudolf Gschwind und PD Dr. Lukas Rosenthaler. Ausgezeichnet werden die am Digital Humanities Lab der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel tätigen Wissenschaftler für ihre herausragenden interdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsleistungen in der Digitalisierung, Archivierung und Vernetzung von Datenbeständen der Geistes- und Sozialwissenschaften.
Der Regierungsrat hat an seiner heutigen Sitzung den diesjährigen Wissenschaftspreis Prof. Dr. Rudolf Gschwind und PD Dr. Lukas Rosenthaler verliehen. Damit wird der Preis zum ersten Mal in seiner Geschichte einem Team zugesprochen. Der Wissenschaftspreis in der Höhe von 20'000 Franken wird alljährlich und im Turnus der sieben Fakultäten Forschenden zuerkannt, die zur Universität Basel in Beziehung stehen und sich durch herausragende wissenschaftliche Leistungen hervorgetan haben. Der Regierungsrat ehrt Rudolf Gschwind und Lukas Rosenthaler für ihre ausserordentlich innovativen, interdisziplinär ausgerichteten Forschungs- und Entwicklungsleistungen in der Digitalisierung, Archivierung und Vernetzung von Datenbeständen der Geistes- und Sozialwissenschaften. 1994 in physikalischer Chemie habilitiert, setzt sich Rudolf Gschwind seit den 1980er Jahren für Strategien des digitalen Erinnerns ein. Er hat im Jahr 2001 das Digital Humanities Lab (dhLab) gegründet, eine an der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel angesiedelte Einrichtung, welche die Erforschung des Potentials und der Anwendungsmöglichkeiten von computergestützten Verfahren in und für die Geisteswissenschaften zum Ziel hat. Der in Medientechnologien und Historischen Hilfswissenschaften im Jahr 2007 habilitierte Physiker Lukas Rosenthaler, Spezialist für Fragen der Archivierung im digitalen Zeitalter und seit seiner Gründung am dhLab tätig, hat 2012 die Leitung übernommen.
Das Digital Humanities Lab setzt sich zum einen mit der Entwicklung, der Vernetzung, Archivierung und langfristigen Erhaltung digitaler Informationen im Bereich der Geisteswissenschaften auseinander. Insbesondere befasst es sich mit dem Problem, dass einmal generierte Datensätze relativ schnell mit neuen Geräten nicht mehr lesbar sind. Das dhLab versucht hier durch die Entwicklung eines auf Mikrofilm basierten Verfahrens Abhilfe zu schaffen, welches das aufwändige Migrieren der Datensätze auf neue Speichermedien überflüssig macht. Angesichts der Tatsache, dass die Hinterlassenschaften und Kulturgüter unserer Gesellschaft zunehmend digitaler Natur sind, ist solche Forschung unverzichtbar. Die Preisträger gelten hier als eigentliche Pioniere, da ihr Engagement auf dem Feld der Digital Humanities zu einem Zeitpunkt seinen Anfang nahm, als in den Geistes- und Kulturwissenschaften diese neue Herausforderung und Forschungsdimension noch unerkannt war.
Zum anderen entwickelt das dhLab digitale Werkzeuge und Methoden und stellt sie den Geisteswissenschaftlern für deren Forschungsarbeit zur Verfügung. So hat das dhLab eine virtuelle Forschungsumgebung SALSAH (System for Annotation and Linkage of Sources in Arts and Humanities) geschaffen, in der geisteswissenschaftlich Forschende mehrere digitale Objekte wie Faksimile, Bilder, Texte, Transkripte, Filme Fotos und Musik gleichzeitig betrachten und miteinander verbinden können. Den Forschenden aus unterschiedlichen Disziplinen und Forschungsvorhaben bieten sich damit auf einfache Weise ganz neue Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Quellenarten, zwischen Forschungsliteratur und Forschungsergebnissen. Damit erlaubt es die virtuelle Forschungsplattform SALSAH mehreren Forschern auch an geographisch unterschiedlichen Orten, gleichzeitig und in interdisziplinärer Zusammenarbeit am selben Quellenbestand zu arbeiten. Dank dem Engagement zweier Naturwissenschaftler sind die baslerischen Geistes- und Kulturwissenschaften heute also vernetzt, untereinander sichtbar und weltweit abrufbar geworden.
Zum dritten vermittelt das Digital Humanities Lab sein Wissen an die Studierenden der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität in regelmässig abgehaltenen Lehrveranstaltungen. Es stellt somit sicher, dass die neue Generation geisteswissenschaftlich Forschender fähig ist, digitale Technologien effizient und sinnvoll als Hilfswissenschaften zu nutzen. Hierfür wurde auch eigens ein im Komplementärbereich angesiedeltes Zusatzzertifikat mit dem Titel „Information Processing & Management“ geschaffen.
Das dhLab verbindet in vorbildlicher Weise die Disziplinen der Physik, Informatik, Ingenieurwissenschaften, Photographie, Konservierung und Restaurierung sowie der Gesichichts-, Literatur-, Medien- und Wirtschaftswissenschaft. Die Leistungen des dhLab bringen damit exemplarisch das Innovationspotential interdisziplinär forschender Kollektive zur Geltung. Somit gilt der Wissenschaftspreis dem Digital Humanities Lab als Team und Kollektiv in Gestalt seiner Gründer und Leiter Rudolf Gschwind und Lukas Rosenthaler.
Die Preisverleihung findet am 17. September statt, die Medien werden dazu separat eingeladen.
Hinweise
Bilder von der Preisübergabe: Bild-Datenbank