Basel macht die Abfallflut auf Strassen und Plätzen sichtbar
MedienmitteilungBau- und Verkehrsdepartement
Das Baudepartement hat die seit Donnerstag achtlos auf Strassen und Plätze weggeworfenen Abfälle gesammelt und in einer "Littering-Säule" ausgestellt. Mit dieser Aktion soll die Verschmutzung des öffentlichen Raums durch herumliegende Abfälle und Scherben thematisiert werden welche bei der Bevölkerung zunehmenden Unmut auslöst. Weil die Probleme nicht alleine mit zusätzlichen Abfalleimern und Bussen gelöst werden können sollen sie an der Quelle d.h. bereits beim Verkauf der Produkte angegangen werden.
Obwohl in der Zwischenzeit überall genügend öffentliche Abfalleimer bereit stehen, nimmt das achtlose Wegwerfen von Abfällen - das so genannte "Littering" - in unseren Städten weiterhin zu. Um das Ausmass des Problems für alle sichtbar zu machen, hat das Baudepartement Basel-Stadt die seit Donnerstag auf Strassen und Plätze geworfenen Abfälle in einer sechs Meter hohe "Littering-Säule" auf dem Theaterplatz aufgetürmt.
Der Hauptanteil des Littering-Materials besteht aus Take-Away- und Einweg-Getränkeverpackungen aus der fliegenden Verpflegung. Das belegte bereits eine erste Studie des Instituts Mensch Gesellschaft Umwelt (MGU) der Universität Basel aus dem Jahr 2004. Zu ähnlichen Resultaten kommen Untersuchungen in fünf europäischen Städten (Wien, Barcelona, Brüssel, Frankfurt und Prag). In diesen Städten stammen ebenfalls gut 50% der weggeworfenen Abfälle aus der fliegenden Verpflegung.
Heute stellt die Universität Basel der Öffentlichkeit weitere Forschungsergebnisse zum Thema Littering vor. Mit einem standardisierten Verfahren wurde das Littering-Verhalten in sechs Schweizer Städten (Basel, Bern, Zürich, Lausanne, Illnau-Effretikon und Sursee) beobachtet. Dabei zeigte sich, dass sich das eigentliche Wegwerfen oder Liegenlassen der Abfälle kaum nachweisen lässt. In mehr als 60 Beobachtungsstunden konnten nur gerade 14 Personen "in flagranti" ertappt werden. Daraus lässt sich schliessen, dass Bussen trotz abschreckender Wirkung in der Praxis nur teilweise zur Lösung des Problems beitragen kön-nen.
Das Littering führt zu Imageproblemen der betroffenen Orte und belastet die Reinigungs- und Entsorgungsbudgets der öffentlichen Hand erheblich. Es erstaunt deshalb nicht, dass eine repräsentative Umfrage der Uni Basel belegt, die Auswirkungen des Litterings würden von einem Grossteil der Bevölkerung als störend empfunden. Eine Mehrheit befürwortet aus diesem Grund griffige Massnahmen gegen die Abfallflut:
65% der Befragten sprachen sich für eine Beteiligung der Anbieter von Take-Away-Verpflegung an den Kosten für Reinigung und Entsorgung der Abfälle aus. 76% der Befragten unterstützen die Forderung nach einem Pfand für ½ Liter Getränkeflaschen (Dosen, PET-Flaschen etc.), sofern sie sich an jedem Verkaufspunkt zurückgeben lassen. Für die verbindliche Nutzung von Mehrweggebinden bei Grossveranstaltungen sprachen sich sogar 86% aus. Die Einführung von Bussen fand in der Bevölkerung eine vergleichsweise geringere Akzeptanz, nur 58% der Befragten sprachen sich dafür aus.
MGU empfiehlt deshalb folgendes Massnahmenpaket: Verwendung von Depotsystemen als Bewilligungsauflage bei Grossanlässen. Beteiligung der Take-Away-Anbieter an den von ihnen mitverursachten Kosten für Räumung und Entsorgung der Verpackungsabfälle (Kostenwahrheit). Einführung einer vorgezogenen Entsorgungsgebühr auf Gebinde der fliegenden Verpflegung (Kostenwahrheit). Zielgruppen- und handlungspezifische Kampagnen gegen das Littering (z.B. Thematisierung des Ess- und Abfallverhalten von Pendlern).
Die Resultate der Umfrage zeigen, dass in der Littering-Frage ein klarer Handlungsbedarf besteht. Das Baudepartement fühlt sich in seiner Haltung bestärkt, dass sich das Problem nicht einfach durch zusätzliche Abfalleimer und Ächtung der Täter vermindern lässt. Die zuständige Behörde, das Amt für Umwelt und Energie, sieht den Lösungsansatz vielmehr bei Massnahmen an der Quelle, das heisst bei der Verteilung der Produkte bzw. ihrer Rücknahme und wird seine Bestrebungen in dieser Richtung fortsetzen.
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Hinweise
Die zugrunde liegenden Studien können unter www.programm-mgu.ch abgerufen werden
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