Erhalt historischer Landesgrenzsteine und neue geodätische Festlegung der Landesgrenze
MedienmitteilungBau- und Verkehrsdepartement
Gemeinsame Medienmitteilung mit dem Landkreis Lörrach -- Auf einer Länge von 22 Kilometern markieren 223 meist historische Landesgrenzsteine den komplizierten Verlauf der Landesgrenze zwischen dem Kanton Basel-Stadt und seinem nördlichen Nachbarland Deutschland. Anlässlich der traditionellen Landesgrenzbegehung haben die zuständigen Vermessungsbehörden heute einen historischen Landesgrenzstein über dem Westportal des eben fertig gestellten Wiesentunnels der „Zollfreien Strasse“ rekonstruiert und eine Absichtserklärung unterzeichnet. Darin sind die gemeinsam festgelegten Koordinaten der Landesgrenzpunkte in den neuen schweizerischen und deutschen Landesvermessungssystemen aufgelistet.
Satellitengestützte Messmethoden in Wissenschaft, Wirtschaft und Freizeit sowie die zunehmende Bedeutung grenzüberschreitender Projekte erfordern eine Anpassung der über hundertjährigen Grundlagen der Landesvermessungen und deren Übernahme in die Katastervermessung. Für die Landesvermessungen der beiden Länder Deutschland und Schweiz sind dazu neue geodätische Grundlagen geschaffen worden, die zum europäischen Bezugssystem ETRS89 kompatibel sind. Sie bauen auf aktueller Technologie auf und sind die Basis für neue Koordinaten in den Landesvermessungssystemen. Deutschland wird seine Landesvermessung und das Liegenschaftskataster im Jahre 2017 auf ein bundeseinheitliches Bezugs- und Abbildungssystem (ETRS89/UTM) überführen. In der Schweiz werden alle Kantone bis 2016 die amtliche Vermessung auf die neuen Koordinaten LV95 des schweizerischen Projektionssystems umstellen. Der Kanton Basel-Stadt stellt die amtliche Vermessung und den Leitungskataster bereits auf den 1. November 2013 auf LV95 um.
Voraussetzung für die Einführung von neuen Koordinaten ist, dass die Koordinaten der Hoheitsgrenzpunkte, also von Landes- und Kantonsgrenzen, im neuen System gemeinschaftlich festgelegt werden. Seit 2004 laufen dazu Arbeiten zur Bestimmung der Landesgrenze Deutschland-Schweiz im europäischen Bezugssystem ETRS89. Diese sind nun für die Landesgrenzpunkte im Raum Lörrach - Basel-Stadt zum Abschluss gekommen. Die zuständigen Vermessungsstellen beim Landratsamt Lörrach, der Stadt Lörrach und dem Kanton Basel-Stadt sowie das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg (LGL) und das Bundesamt für Landestopografie swisstopo haben nun gemeinsam die Koordinaten der Landesgrenzpunkte im europäischen System ETRS89 festgelegt und in einer heute unterzeichneten Absichtserklärung die dazugehörenden Werte in den landesspezifischen Koordinatensystemen UTM bzw. LV95 aufgelistet.
Die Landesgrenze zwischen dem Kanton Basel-Stadt und dem Landkreis Lörrach ist seit mehr als 500 Jahren unverändert. 223 Grenzpunkte markieren deren komplizierten Verlauf, die meisten davon sind historisch. Die ältesten Steine stammen aus den Jahren 1488 (Kleinhüningen) und 1491 (Lange Erlen, im Schlipf und im Maienbühl/Eiserne Hand). Auf der Schweizer Seite zeigen sie immer den Basler Stab, auf der deutschen Seite sind sie ein Abbild der wechselvollen Geschichte dieser Region. Beim Wyhlengraben gibt es Grenzsteine, die an drei ehemalige Länder angrenzten: die Markgrafschaft Baden, Österreich und die Schweiz.
Die Pflege der Landesgrenzeinrichtungen ist seit Ende des 19. Jahrhunderts gesetzlich geregelt und obliegt den deutschen und den Schweizer Vermessungsbehörden. In einem Turnus von sechs Jahren wird die Landesgrenze gemeinsam abgeschritten und werden allenfalls notwendige Instandstellungsarbeiten festgelegt. In diesem Jahr fand die Begehung zum 17. Mal statt.
Im Zuge der politischen Öffnung der Landesgrenzen und der Einführung von durch Deutschland und der Schweiz gemeinsam festgelegten Koordinaten der Landesgrenzpunkte hat die rechtliche Bedeutung der Landesgrenzsteine an Wichtigkeit verloren. Im Vordergrund steht heute die Pflege und die Erhaltung des Kulturgutes. Deshalb wird ab diesem Jahr die eigentliche Begehung auf einen kleinen Kreis von Fachpersonen beschränkt. Behördenvertreter aller Stufen und die Medien nahmen heute am Abschlussevent teil, der dieses Jahr die Rekonstruktion des Landesgrenzsteins Nr. 33 und die Unterzeichnung einer Absichtserklärung zur Festlegung von gemeinsam bestimmten Koordinaten der Landesgrenzpunkte in den Landesvermessungssystemen von Deutschland und der Schweiz beinhaltete.
Stein Nr. 33 wurde im Jahre 1762 unterhalb des Riehener Schlipfs gesetzt. Über 250 Jahre stand er unversehrt und zeigte als Dreieckstein, dass die Landesgrenze an dieser Stelle vom Rhein her kommend in einem nahezu rechten Winkel hinauf zum Schlipf abzweigt. Erst der Bau des Wiesentunnels der „Zollfreien Strasse“ erforderte im Januar 2010 dessen Enthebung. Es handelt sich um einen veritablen Koloss aus rotem Sandstein, der mehr als eine halbe Tonne wiegt. Nur ein kleiner Teil seiner Masse ragte sichtbar aus dem Boden. Damit der Grenzstein wieder an seiner ursprünglichen Position über dem neuen Wiesentunnel gesetzt werden kann, musste der unterirdische Teil abgetrennt werden. Der Stein kommt nun auf ein eigens dafür gefertigtes Fundament zu stehen, mit dem er mit weichen Kupferstäben verbunden ist. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass der Stein, falls er beispielsweise einer grossen Landwirtschaftsmaschine im Wege stehen sollte, nicht zerstört, sondern lediglich zur Seite gedrückt wird, ohne dass er grossen Schaden nimmt. Ein erneutes Aufsetzen ist dann mit wenig Aufwand möglich.
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