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Mehr als eine Million Übernachtungen trotz Finanzkrise und Konjunkturabschwächung

Medienmitteilung

Präsidialdepartement

Aufgrund der guten Anbindung an internationale Tourismusströme sowie der vermehrten und innovativen Marketinganstrengungen gelang es Basel 2008 erneut mit einem überdurchschnittlichen Wachstum von 69 % seine bedeutende Position im schweizerischen und internationalen Wettbewerb zu festigen. Erstmals seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen der Tourismuszahlen vor rund 75 Jahren wurde die Marke von einer Million Übernachtungen überschritten. Aktuelle Zahlen belegen dass sich Basel – wenn auch nicht mehr mit so guten Wachstumsraten wie in den ersten drei Quartalen 2008 – weiterhin erfolgreich als Tourismusdestination positionieren konnte. Hierbei gewinnt der Freizeittourismus immer mehr an Bedeutung.

Historischer Höchststand
Die Basler Tourismuswirtschaft erlebte 2008 eine ausgezeichnete Entwicklung und erreichte so das beste Logiernächteergebnis aller Zeiten. Insgesamt wurden 2008 in den Basler Hotelbetrieben 1 008 913 Logiernächte registriert, was einer Zunahme von 64 721 Übernachtungen oder 6,9 % entspricht. Das kräftige Wachstum kam einerseits dank reger Geschäftstätigkeit zustande, anderseits trugen das reiche Kulturangebot und der dichtgedrängte Messe- und Kongresskalender mit sehr gut frequentierten Messen wie BASELWORLD und Art 39 Basel wesentlich dazu bei. Zudem sorgte im Sommer vor allem die EURO 08 für eine erhöhte Attraktivität der Region.

Nach Herkunftsstruktur betrachtet zeigte sich vor allem die Binnennachfrage mit einem Wachstum von 39 002 Logiernächten oder 15,0 % sehr dynamisch. Auch die ausländischen Gäste sorgten für eine positive Bilanz. Ihre Zunahme um 25 719 oder 3,8 % auf 710 027 Logiernächte fiel aber vergleichsweise geringer aus; trotzdem liegt das von ihnen erzielte Ergebnis rund ein Drittel über dem Durchschnitt der letzten 10 Jahre.

Deutliche Zunahme der Tourismusintensität
Stellt man die registrierten Übernachtungen in Relation zur Einwohnerzahl, so ergibt sich in der Übernachtungsintensität (Gästeübernachtungen je 1 000 Einwohner) ein wichtiger Indikator für die quantitative Bedeutung des Tourismus für die Bevölkerung als Beschäftigungsfaktor und Einkommensquelle. Im Jahr 1999 wurden in Basel-Stadt rund 3 350 Übernachtungen je 1 000 Einwohner gezählt. Dieser Wert stieg seitdem um weitere 2 000 Übernachtungen. Im Jahr 2008 wurden somit rund 5 350 Übernachtungen pro 1 000 Einwohner registriert.

Die wichtigsten Märkte
Der deutliche Zuwachs der Hotelübernachtungen ist neben der steigenden Binnennachfrage zu einem grossen Teil auch der anziehenden Nachfrage aus dem europäischen Ausland zu verdanken. Der Tourismus am Rheinknie war seit jeher stark europaorientiert. Die europäische Kundschaft machte 2008 rund drei Viertel der ausländischen Nachfrage aus. Auf ihr Konto gingen 2,6 % mehr Übernachtungen als ein Jahr zuvor.

Die Herkunftsstruktur der Touristen zeigt ein international breit gestreutes Besucherfeld, wobei die herausragende Bedeutung der deutschen Gäste mit 18,2 % Marktanteil augenfällig ist. Die von ihnen verbuchte Logiernächtezahl von 183 423 ging im Vergleich zum Vorjahr leicht zurück (-0,2 %). Zwar sind 5,1 % mehr Gäste aus Deutschland gekommen; sie sind aber kürzer geblieben. Der schwache Euro, der einen Besuch in Basel verteuert, verhinderte wohl ein besseres Abschneiden in diesem Segment. Dies scheint aber bei den Gästen aus Frankreich nicht der Fall zu sein. Die Verbindung mit dem TGV von Paris nach Basel macht sich offensichtlich bezahlt: Die Gäste aus Frankreich verzeichneten 3 382 Logiernächte oder 8,6 % mehr als im Jahr 2007.

Eine Analyse der potenziellen Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb Europas zeigt, dass die Gästeübernachtungen aus Osteuropa durchwegs hohe Zuwächse im Vergleich zum Vorjahr erbrachten. Mit Ausnahme von Weissrussland, Rumänien, Slowakei und Ungarn erzielten alle zweistellige Wachstumsraten. Insgesamt betrug die Zunahme der Logiernächte aus Osteuropa 11,9 %. Ihr Marktanteil betrug 3,1 %, der Wachstumsbeitrag gar 5,2 %.

Unter den Nationen mit einem hohem Besucheraufkommen hat die Nachfrage aus Italien stark abgenommen (-5 665; -12,4 %). Hier scheint die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro eine wesentliche Rolle gespielt zu haben. Ein leichterer Nachfragerückgang wurde bei den Gästen aus Grossbritannien (-852; -1,0 %) festgestellt. Die touristische Nachfrage aus Grossbritannien war seit Eröffnung der Billigflugbase am EuroAirport im Jahr 2004 besonders stark gestiegen. Allerdings hatte sich das Tempo der Zuwachsraten verringert, was zusammen mit der aktuellen Zahl auf einen gewis-sen Sättigungseffekt hinweist.

Von den aussereuropäischen Märkten absolut am stärksten zugenommen hat die Logiernächtezahl der Gäste aus den USA (+2 447; +2,9 %). Dies erstaunt angesichts der Folgen der Krise auf dem US-Immobilienmarkt. Besonders im Aufschwung begriffen ist die Zahl der Übernachtungen aus den Golf-Staaten (+1 178; +17,3 %). Bereits im Jahr 2007 kristallisierte sich hier ein kleiner Markt mit grossem Potential heraus. Am stärksten abgenommen hat die Übernachtungszahl der Gäste aus Japan (-1 253; -9,6 %). Dieser Rückgang ist wohl durch die aktuelle konjunkturelle Lage der japanischen Volkswirtschaft zu erklären.

UEFA EURO 2008™
Eine Analyse der Herkunftsstruktur zeigt ein interessantes Bild: Neben Zunahmen bei den wichtigsten Märkten für den Basler Tourismus werden in der zweiten Jahreshälfte positive Zahlen auch bei allen Gastnationen der EURO 08 mit Ausnahme von Deutschland festgestellt. Basel konnte sich in dieser Zeit als freundlicher und weltoffener Gastgeber zeigen. Die meisten Fussballfans haben ein positives Bild der Stadt mitgenommen und tragen dieses weiter. Basel vermochte als einzige Schweizer Gastgeberstadt der Europameisterschaft bei den Übernachtungen im Juni zuzulegen. So erstaunt es nach dem unvergesslichen Oranje-Fest nicht, dass die Holländer Basel trotz der erlittenen Niederlage offen-sichtlich ins Herz geschlossen haben. Sie sind nicht nur im Juni in Scharen angereist und haben die Stadt orange gefärbt, sondern bescherten Basel auch nach der EURO 08 viele Logiernächte: Genau waren es im zweiten Semester 14 982 Übernachtungen, 5,2 % mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Übers ganze Jahr betrachtet belegen sie mit einem Zuwachs von rund 5 700 Logiernächten den stärksten absoluten Anstieg gegenüber dem Jahr 2007 (1. Platz im Auslandsranking). Betrachtet man die anderen EURO-Gastnationen, so wurden die grössten relativen Zunahmen der Logiernächte bei den Gästen aus der Türkei (+88,8 %), gefolgt von Portugal (+34,0 %), der Tschechischen Republik (+27,4 %) und Russland (+21,3 %) registriert.

Angebot und Auslastung
Der anhaltende Aufschwung führte dazu, dass die Basler Hotellerie wiederum mit der Ausweitung der Kapazität reagierte. So standen den Gästen 2008 durchschnittlich 62 Hotelbetriebe mit 3 370 Zimmern (+172) und 5 341 Gastbetten (+329) zur Verfügung.

Dank des vergrösserten Angebots kann nun während saisonaler Spitzen (Messen usw.) die zusätzliche Nachfrage besser von den lokalen Hotelbetrieben absorbiert werden, so dass Gäste weniger oft in die nähere und weitere Umgebung ausweichen müssen.

Im Mittel des Jahres 2008 betrug die Zimmerbelegung 64,9 %. Dieser Wert ist gegenüber 2007 um 0,2 % gestiegen, obwohl die Zahl der angebotenen Zimmer um 5,4 % zugenommen hat. Die Zimmerbelegung präsentiert sich an Werktagen wegen des Geschäftstourismus mit 70,5 % meist gut bis sehr gut. Im Wochen- und Jahresverlauf ist sie aber grossen Schwankungen unterworfen. Die Wochenendzahlen liegen trotz des attraktiven kulturellen Angebots noch etwas darunter. Im Jahresmittel waren an den Wochenenden 50,8 % der Zimmer belegt.

Die bessere Vermarktung von Basel im Ausland unter dem Claim "Basel Culture Unlimited" nicht nur als Business-, sondern auch als Architektur- und Kulturstadt brachte mehr Freizeittouristen in die Stadt. Dies hatte eine Zunahme der Zimmerbelegung an den Wochenenden (2,0 % mehr als im Vorjahr), im Gegensatz zur Entwicklung an den Werktagen (-0,4 %), zur Folge.

Stände heute die gleiche Zimmerzahl zur Verfügung wie 2001, würde die Belegung an Wochenenden sogar 70,9 % betragen. Auch hier würde die Zunahme an Wochenenden mit 7,6 % stärker als an den Werktagen mit 4,9 % ausfallen.

Strukturwandel der Besucher oder Bremsspuren der Konjunkturabschwächung?
Mit der Zunahme des Freizeittourismus geht ein deutlicher Strukturwandel der Besucher einher. Während inländische Gäste auch 2008 den Basler Dreisternehotels treu blieben, bevorzugten die ausländischen Gäste mehrheitlich die Viersternehotels; vor der Ankunft der Billigflieger am EuroAirport im Herbst 2004 waren es vor allem die Fünfsternehotels. Die Luxushotellerie (Fünf-/Viersternehotels) hat zudem Buchungsrückgänge bei den Auslandgästen verzeichnet. Dies unter anderem weil die Unternehmen bei den Übernachtungen oder Kongressen Mittel einsparten.

Kürzere Verweildauer
Eine weitere wichtige Grösse für den Tourismus stellt die Aufenthaltsdauer der Gäste dar. Dadurch lassen sich unterschiedliche Touristengruppen bezüglich ihres Verhaltens in Zusammenhang mit der Aufenthaltsdauer vergleichen. Die Aufenthaltsdauer betrug 2008 durchschnittlich 2,03 Tage (Vorjahr 2,05). Der Trend zur kürzeren Aufenthaltsdauer ist mitunter Ausdruck des typisch kurzfristigen Städtetourismus mit einer Aufenthaltsdauer von zwei Tagen, der zunehmend auch in Basel anzutreffen ist. Auch hier wird deutlich, dass das Hauptklientel die Geschäftsreisenden sind.

Von den wichtigen Märkten am längsten im gleichen Hotel blieben die Gäste aus den Golf-Staaten (4,00) und Hongkong (3,82). Die kürzeste Verweildauer wiesen die Gäste aus den Niederlanden und Frankreich mit jeweils 1,62 Tagen auf. Nach Betriebskategorien betrachtet weist die Aufenthaltsdauer sehr grosse Unterschiede aus. Bei den Fünfsternhäusern betrug sie im Schnitt 2,65 Tage, bei den Einsternhäusern 17,02.

Saisonale Übernachtungsverteilung
Die Betrachtung des saisonalen Übernachtungsaufkommens zeigt, dass die Nachfragespitze mit 93 112 Übernachtungen im Juni erreicht wurde. Dies ist insbesondere auf die Art Basel 39 sowie die Fussball-Europameisterschaft zurückzuführen. Des Weiteren auffällig ist die Konzentration der Nachfrage auf die Monate April mit 92 502 Übernachtungen – welche die charakteristische Nachfragestruktur des Geschäftsreiseaufkommens (BASELWORLD) widerspiegelt – und Oktober mit 91 294 Übernachtungen, welche auf das reiche Sport- und Kulturangebot (Davidoff Swiss Indoors, AVO-SESSION Basel und Champions-League-Spiel FC Basel gegen FC Barcelona) zurückzuführen ist. Der Tiefststand stellte sich im messe- und kongresslosen Januar mit 68 476 Übernachtungen ein.

Der Weg in die Zukunft
Für das Jahr 2009 wird erwartet, dass sich die Wachstumsdynamik im Basler Tourismus etwas verlangsamt. Die weltweite Finanzkrise wirft bereits ihre Schatten voraus. Die nationale und internationale Konjunktur, die Entwicklung der Wechselkurse sowie die Marketingmassnahmen werden die weitere Zukunft massgebend beeinflussen. Der Basler Tourismus bewies bis jetzt eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Einflüsse von aussen. Dies lässt hoffen, dass die Entwicklung des Logiernächteaufkommens des Vorjahres gehalten werden kann.

Weitere Auskünfte

Irma Rodiqi, lic. oec. Wissenschaftliche Mitarbeiterin Telefon +41 (0)61 267 87 31