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Konfessionslose versus Strenggläubige?

Medienmitteilung

Präsidialdepartement

Religionszugehörigkeit heute und 2020: Zahlen, Trends, Herausforderungen -- Rund 44 Prozent der Basler Bevölkerung sind gemäss Statistik konfessionslos. Die Mitgliederzahlen der Kantonalkirchen schwinden und die Zahl neuer religiöser Gemeinschaften wächst. Der Staat hat nicht theologische Debatten zu führen, sondern den gesetzlichen Rahmen sicher zu stellen und präventiv Konfliktfelder zu bearbeiten. Diese Aufgabe erfüllt die seit dem 1. Juni 2011 der Kantons- und Stadtentwicklung angegliederte Koordination für Religionsfragen.

Die religiöse Landschaft verändert sich vor allem in den Städten schnell. Es existiert eine Vielzahl von kleinen religiösen Vereinigungen. Die Datenbank INFOREL listet zur Zeit für die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft 411 Gemeinschaften auf. 249 gehören zum christlichen Spektrum, neben neuen orthodoxen Kirchen und Migrationskirchen aus Afrika, Asien und Lateinamerika sind es vor allem evangelische Freikirchen. In der Region gibt es 33 Moschee- und islamische Kulturvereine. Der Zuwachs der muslimischen Bevölkerung in Basel-Stadt betrug im letzten Jahr 302 Personen. Neue Studien zeigen, dass diejenigen Gruppen wachsen, die ein sozial und emotional dichtes Erleben ermöglichen, ein selbstbewusstes Auftreten haben, potentielle Mitglieder aktiv ansprechen und sich auch um die religiöse Bildung der Kinder kümmern.

Die statistisch erfasste prozentuale Verteilung der Religionszugehörigkeit der Basler Wohnbevölkerung per Ende 2010 sieht wie folgt aus:

83'510 43,9 % Ohne Zugehörigkeit
35'835 18,9 % protestantisch (institutionelle Zugehörigkeit)
30'540 16,0 % römisch-katholisch (institutionelle Zugehörigkeit)
18'693 9,8 % muslimisch (Glaubenszugehörigkeit)
16'013 8,4 % andere (inkl. tamilische Hindus, Glaubenszugehörigkeit)
3'899 2,1 % ostkirchlich (serbisch-orthodox, griechisch-orthodox etc.)
1'174 0,6 % jüdisch (institutionelle Zugehörigkeit)
669 0,4 % christkatholisch (institutionelle Zugehörigkeit)

Schaut man sich die Zahlen unter dem Aspekt der institutionellen Zugehörigkeit an, so ergibt sich das folgende Bild: Gemäss der Einschätzung von Fachleuten bezeichnet sich mindestens die Hälfte der Gruppe der Konfessionslosen und aus einer Kantonalkirche Ausgetretenen (ca. 42'000 Personen) weiterhin als Christen. Und höchstens 15 Prozent der Musliminnen und Muslime (ca. 2'800 Personen) gehören einer islamischen Vereinigung an.

Religion darf und soll – im Rahmen der Rechtsordnung – sichtbar und in Gemeinschaft gelebt werden. Statt Generalverdacht gegen Muslime oder Freikirchler, gegen Strenggläubige oder Konfessionslose, braucht es eine sachliche und umsichtige Auseinandersetzung. Die Koordination für Religionsfragen engagiert sich für ein friedliches und gesetzeskonformes Zusammenleben der verschiedenen Gruppen und bearbeitet Anliegen aus Verwaltung und Bevölkerung. Ein wichtiges Arbeitsinstrument ist der 2007 gegründete Runde Tisch der Religionen beider Basel. Vertreter von 15 Religionsgemeinschaften stehen dabei zu aktuellen Fragestellungen und Themen im Austausch mit den Behörden. Ergänzend finden seit Mai 2011 Informations- und Weiterbildungsveranstaltungen für religiöse Betreuungspersonen in Zusammenarbeit mit der GGG Ausländerberatung statt. Seelsorgende haben die Aufgabe, ihre Mitglieder im Glauben zu stärken. Immer mehr aber haben sie auch die Verantwortung, ihre Gläubigen für ein multireligiöses Zusammenleben zu befähigen, nach dem Motto: Eigenes stärken ohne Fremdes zu entwerten. In den Leitprinzipien des Runden Tischs der Religionen beider Basel sind diese Grundsätze enthalten. Eigene Glaubensräume sind gerade in der heutigen Zeit raschen gesellschaftlichen Wandels wichtig. Dringend erforderlich sind aber auch Orte des Austausches, der Diskussion und der Auseinandersetzung. Wir brauchen offene und sachkundige Debatten über Religion, unter aktivem Einbezug der eigenen Position.

Das prämierte nationale Projekt Woche der Religionen der Interreligiösen Arbeitsgemeinschaft in der Schweiz IRAS COTIS bietet ein wertvolles Diskussions- und Begegnungsforum, In der Region wird sie vom Interreligiösen Forum koordiniert. Die diesjährige bikantonale Eröffnung findet am 8. November im Kulturzentrum Union in Basel statt, mit Grussworten von Regierungspräsident Guy Morin und Hans Beat Moser, dem Integrationsbeauftragten des Kantons Basel-Landschaft. Am Podium „Frauen, Männer, Religionen“ wird das spannungsgeladene Verhältnis von Religion und Geschlecht unter die Lupe genommen.

Weitere Auskünfte

Thomas Kessler, Tel. +41 79 359 97 81 Leiter Kantons- und Stadtentwicklung Dr. Lilo Roost Vischer, Tel. +41 61 267 27 42 Koordinatorin für Religionsfragen, Fachstelle Diversität und Integration, Kantons- und Stadtentwicklung Kantons- und Stadtentwicklung: www.entwicklung.bs.ch Woche der Religionen: www.woche-der-religionen.ch INFOREL Verein Information Religion: www.inforel.ch