Tagung zu flexibler Weiterbildung: Wie können Unternehmen profitieren?
MedienmitteilungPräsidialdepartement
Der Round Table Familienfreundliche Wirtschaftsregion Basel und der Verein Modell F lancieren die Debatte zur Vereinbarkeit von Weiterbildung, Beruf und Familie. Die Wirtschaft ist zunehmend auf gut ausgebildete Mitarbeitende angewiesen. An der Tagung: "Flexible Weiterbildung: Wie können Unternehmen profitieren?" wird aufgezeigt, wie flexible Bildungs- und Studiengänge angeboten werden können, damit mehr Mitarbeitende und Unternehmen profitieren. Die Tagung wird von der Fachstelle Gleichstellung von Frauen und Männern des Präsidialdepartements Basel-Stadt organisiert.
Das Bedürfnis von Arbeitgebenden und ihren Mitarbeitenden nach flexiblen, auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Bildungsangeboten ist angesichts der fortschreitenden demographischen Entwicklung eine gesellschaftliche Realität, auf die auch die Bildungsinsti-tutionen reagieren. Studiengänge können sich je länger je weniger an geradlinigen Lebensentwürfen ohne Unterbrüche orientieren. Denn immer mehr Arbeitnehmende müssen Wei-terbildung mit Beruf, Familie und anderen Lebensbereichen vereinbaren können. Gefordert sind Bildungsinstitutionen, die Wirtschaft und auch die Politik. Vertreter/innen dieser drei Be-reiche stellten an der Tagung neue Möglichkeiten und Zugänge zu Weiterbildungs- und Studienangeboten vor, tauschten Best Practice aus und suchten gemeinsam nach Lösungen. Regierungspräsident Dr. Guy Morin unterstrich an der Medienkonferenz die Relevanz des Themas für die Gleichstellung von Frauen und Männern: „Gleichstellung bedeutet, dass auch Personen mit Familienpflichten sich ausbilden und beruflich weiterentwickeln können, ohne deswegen in finanzielle Engpässe zu kommen oder die Betreuung der Kinder nicht mehr gewährleistet zu sehen. Sie bedeutet, dass auch Teilzeit Angestellte bei Weiterbildungen gefördert und unterstützt werden, nicht nur im Hinblick auf eine mögliche spätere Pensenerhöhung.“
Regierungsrat Dr. Christoph Eymann, Vorsteher des Erziehungsdepartements, nannte drei Massnahmen zur Förderung der Vereinbarkeit von Studium und Familie: „Erstens müssen Hochschulen Teilzeitstudiengänge anbieten und bei der Studienplanung und den Prüfungsterminen flexibel sein. Zweitens müssen Hochschulen für eine Kinderbetreuung sorgen, die den besonderen Bedürfnissen der Studierenden angepasst ist. Das heisst, sie muss bezahlbar und zeitlich flexibel sein. Drittens müssen bedürftige Familien in Studium oder Weiterbildung finanziell unterstützt werden können."
Rosmarie Zapfl, Präsidentin des Vereins Modell F, betonte, dass die neuen Lebensmodelle und Arbeitsformen besonders von Frauen auch Folgen für die Angebotsform von Bildungs- und Studiengängen haben. Die hohe Qualität der Bildungsabschlüsse müsse jedoch sichergestellt sein. Zapfl war überzeugt: „Sind die Massnahmen der Unternehmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit den Studienangeboten nach Modell F kombinierbar, werden tatsächlich mehr Frauen Führungsjobs übernehmen. So wird der Wirtschafts- und Bil-dungsstandort Schweiz noch attraktiver.“
Im Anschluss wurde das Thema Flexible Weiterbildung aus bildungspolitischer, wirtschaftlicher und historischer Perspektive beleuchtet. Die Positionen der Wirtschaft, die dem dro-henden Fachkräftemangel begegnen muss, und der Bildungsinstitutionen, die wachsendem Konkurrenzdruck ausgesetzt sind, widersprechen sich nicht: An gemeinsamen Lösungen sind alle Beteiligten interessiert. Auch für den Wirtschaftsraum Basel wird die Flexibilisierung der Bildung ein Gewinn sein, wie Dr. Mauro Dell'Ambrogio, Staatssekretär für Bildung und Forschung, EDI, aufzeigte.
Auch Betroffene kamen zu Wort, die als Arbeitgebende oder Arbeitnehmende von flexiblen Weiterbildungen profitieren: Markus Zuberbühler von der IT Post stellte das Projekt Informa von Modell F vor, das neue Wege aufzeigt, wie dem extremen Mangel an Fachkräften in der Informatik begegnet werden kann. Die Anerkennung von fachlichen Kompetenzen und die zeitliche Flexibilität führen dazu, dass auch Führungskräfte, Teilzeitmitarbeitende und Quereinsteigende ihre Kompetenzen auf den neuesten Stand bringen. Studierende berichteten, wie sie konkret ihren Alltag organisieren und Studium, Arbeit oder Leistungssport und Familie unter einen Hut bringen. Es wurde deutlich, dass sie ohne die flexible Angebotsform von Studiengängen nicht studieren würden und damit ihr Potential nicht voll entfalten könnten.
Die Podiumsdiskussion zeigte noch einmal Spannungsfelder und Perspektiven der Vereinbarkeit von Weiterbildung, Beruf und Familie auf. Die Podiumsgäste waren sich einig: Mit flexiblen Weiterbildungsmöglichkeiten und Studiengängen kommen Bildungsinstitutionen einem Bedürfnis von Wirtschaft und Bevölkerung entgegen und können ihre Attraktivität steigern. Auch der Wirtschafts- und Bildungsstandort Basel profitiert von entsprechenden Massnahmen. Nötig sind neue Bildungsmodelle, die Flexibilität, Eigenverantwortung und die Vereinbarkeit mit Beruf, Familie und anderen Lebensbereichen fördern.
Der Round Table Familienfreundliche Wirtschaftsregion Basel wird die Erkenntnisse der Tagung weiterverfolgen. Gegründet wurde der Round Table auf Initiative der Fachstelle Gleichstellung von Frauen und Männern Basel-Stadt. Beteiligt sind Privatwirtschaft, Verbände und Verwaltungsstellen. Kooperationspartner dieser Tagung ist der Verein Modell F. Er ist Träger des Labels “Modell F, for flexibility“ und von weiteren innovativen Projekten im Bildungsbereich. Die Bildungs- und Studiengänge, die das Label Modell F tragen, richten sich ausschliesslich an erwachsene Studierende. Sie gewährleisten ein Aufnahmeverfahren ’sur Dossier’ und können mehrmals unterbrochen, wieder aufgenommen und abgeschlossen werden. Sie führen zu den üblichen Abschlüssen und Diplomen. Heute werden bereits über 300 Bildungs- und Studiengänge nach Modell F angeboten. Modell F war ein Innovationsprojekt des Bundesamts für Berufsbildung und Technologie BBT, Trägerschaft war alliance F.
Hinweise
Weitere Informationen zur familienfreundliche Wirtschaftsregion (inkl. Portraits von familien-freundlichen Unternehmen und gratis Unternehmens-Check):
www.familienfreundliches-basel.ch
Informationen zu Modell F: www.modellf.ch