Basel misst Stäube aus der Lindanabfall-Sanierung in Hüningen
MedienmitteilungDepartement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt
Das Amt für Umwelt und Energie hat festgestellt, dass bei der Sanierung der Lindanabfall-Altlast in Hüningen nicht nur Gerüche, sondern auch Stäube entstehen, die nach Basel gelangen. Die gemessenen Konzentrationen liegen deutlich unter dem Prüfwert der schweizerischen Wegleitung Bodenaushub. Die Resultate wurden Novartis und der zuständigen französischen Behörde mitgeteilt. Diese handeln nun.
Am 5. September 2013 wurde in den Medien der Verdacht geäussert, dass bei der Sanierung einer Altlast auf dem Gelände der ehemaligen ARA STEIH in Hüningen nicht nur Gerüche, sondern auch Stäube emittiert werden und dass beide vom Wind nach Basel verfrachtet werden. Vorher gab es eine einzelne Geruchsklage aus der Bevölkerung. Spezialisten des Amts für Umwelt und Energie (AUE) und des Lufthygieneamts beider Basel (LHA) kamen nach gründlicher Prüfung zum Schluss, dass die Gerüche zwar unangenehm und lästig sind, aber keine Gefährdung für Menschen und Umwelt bewirken.
Um abzuklären, ob auch Stäube nach Basel gelangen, nahm das AUE am folgenden Tag an drei Stellen auf beiden Seiten des Rheins sogenannte Wischproben auf glatten Flächen. Diese Proben wurden über das Wochenende analysiert – mit dem Resultat, dass im Grossbasel (im für die Öffentlichkeit heute nicht zugänglichen ehemaligen Hafenareal St. Johann bzw. direkt neben dem Sanierungsstandort) erhöhte Werte des mit Lindan verbundenen Stoffs Hexachlorcyclohexan (HCH) gefunden wurden, im Kleinbasel (an der Uferstrasse) leicht erhöhte Werte. In der Folge wurden an insgesamt 22 Stellen im näheren und weiteren Umfeld des Sanierungsstandortes Bodenproben entnommen und im AUE-eigenen Labor analysiert. Auch diese Proben zeigten erhöhte Werte an vier Standorten. An den anderen Standorten konnte HCH ebenfalls nachgewiesen werden, dies aber in deutlich geringeren Konzentrationen, die zum grossen Teil im Bereich der allgemeinen Hintergrundwerte liegen.
An folgenden vier Stellen wurden erhöhte Werte gemessen:
- Ehemaliges Hafenareal St. Johann, an der Grenze zu Frankreich: 282 µg/kg HCH (davon 179 µg/kg des toxischen β-HCH [Beta-HCH]),
- Einfahrt zum Campus (Checkpoint): 163 µg/kg HCH (davon 80 µg/kg β-HCH),
- Dreirosenanlage (Splittfläche): 154 µg/kg HCH (davon 93 µg/kg β-HCH),
- Uferstrasse 120: 135 µg/kg HCH (davon 103 µg/kg β-HCH).
Alle Werte liegen deutlich unter dem Prüfwert von 1'000 µg/kg der vom Bundesamt für Umwelt 2001 veröffentlichten Wegleitung Bodenaushub. [In der schweizerischen Bodenschutz-Verordnung gibt es keine Werte für HCH; die deutsche Bodenschutzverordnung nennt für Kinderspielplätze einen Prüfwert von 5'000 und für Wohngebiete einen Prüfwert von 10'000 µg/kg. Eine 2010 durchgeführte Studie des Kantons Basel-Landschaft hat ergeben, dass der Hintergrundwert bei Acker- und Grünlandflächen etwa 1.5 µg/kg beträgt.]
Weil die gemessenen Werte deutlich unter den Prüfwerten liegen, besteht aufgrund einer ersten Einschätzung kein Risiko. Konkrete Massnahmen zum Schutz der Bevölkerung müssen deshalb heute nicht empfohlen werden. Das AUE ist indessen in Kontakt mit einem externen Experten bezüglich einer weitergehenden Risikoabschätzung.
Das AUE und das LHA haben unmittelbar nach Vorliegen der ersten Resultate Kontakt mit Novartis und der zuständigen französischen Behörde (Direction Régionale de l'Environnement, de l'Aménagement et du Logement – DREAL) aufgenommen. Sie haben sich auch direkt vor Ort ein Bild über die Sanierungsmassnahmen gemacht. Die DREAL und die Basler Behörden sind sich einig, dass die Stäube kaum aus den Zelten entweichen, in denen die Aushubarbeiten stattfinden. Die Quelle liegt eher bei der Verladung von relativ schwach kontaminiertem Material auf Schiffe, deren Laderaum während des Verladevorgangs offen ist. Ebenso begünstigt auch die Zwischenlagerung von gewaschenem Aushubmaterial im Freien die Verbreitung von Stäuben. In der Nähe des Lagerplatzes wurden denn auch die höchsten Werte festgestellt.
Novartis prüft zusätzliche Optimierungen, die zu einer weiteren Eindämmung der Staubemissionen führen sollen. Und die DREAL hat am 12. September eine formelle Inspektion des Standortes durchgeführt; wenn nötig will sie zusätzliche Massnahmen anordnen. Die DREAL ist auch damit einverstanden, dass das LHA Luftmessungen auf dem Gelände durchführt.
Das LHA und das AUE haben nun in Absprache mit der DREAL auch längerfristig angelegte Messungen über die Belastung der Luft mit HCH begonnen. Die Messpunkte werden so gelegt, dass Rückschlüsse auf die Herkunft und Aussagen über die zeitliche Entwicklung der Einträge getroffen werden können. Erste Resultate daraus werden aber erst in ein paar Wochen vorliegen; sie werden dann kommuniziert. Das AUE und das LHA werden ihre Messungen bis zum Abschluss der Sanierungsarbeiten in Hüningen weiterführen.
Die Sanierungsarbeiten werden noch gut ein halbes Jahr dauern. Alle Beteiligten haben vereinbart, dass sie einander offen über alle Schritte, Massnahmen und Messresultate informieren.
Zur Bedeutung des Prüfwertes
Wird ein Prüfwert nach dem schweizerischen Bodenschutzrecht überschritten, so muss die Behörde im Einzelfall beurteilen, ob die Bodenbelastung die Gesundheit von Menschen, Tieren oder Pflanzen konkret gefährdet. (vgl. Art. 5 der Verordnung über Belastungen des Bodens
Hinweise
Die in der Interpellation Mück betreffend "Lindangestank (HCH) in den Wohnquartieren rund um den Klybeckhafen" aufgeworfenen Fragen wird der Regierungsrat beantworten.