Ideen Gestalt geben
NewsElena Hatebur hat das Kunststück geschafft, im Alter von 15 Jahren in einer gut etablierten Agentur eine Lehrstelle zu finden, obwohl der Ausbildungsplatz damals noch gar nicht existierte. Dies während der Pandemiezeit und ohne Vitamin B. Ihr Rezept: Eigeninitiative und Begeisterung. Nun ist sie im dritten Lehrjahr.

«Ich wusste lange nicht, was ich wollte, und war etwas spät dran», resümiert die 18- jährige Elena Hatebur im Rückblick auf ihre Lehrstellensuche. Sie hat die Sekundarschule in Arlesheim besucht und die Unterrichtsstunden in «Beruflicher Orientierung» sowie die Berufsmesse als Inspirationsquellen genutzt. Ihrem Traumberuf ist sie dann allerdings im Internet begegnet: «Ich habe sehr viel im Netz recherchiert. Es war mir wichtig, einen Beruf mit Zukunft zu erlernen. Die Verbindung von Digitalität und Kreativität in der Ausbildung zur Interactive Media Designerin hat mich sofort gepackt.» Als weiteren Pluspunkt nennt sie den Bezug zu den Kundinnen und Kunden: «Ich bin in Kontakt mit Menschen aus ganz unterschiedlichen Branchen, das schätze ich sehr an diesem Beruf.»
Als die damals 15-Jährige vor gut drei Jahren mit der Lehrstellensuche begann, waren gesamtschweizerisch noch sechs Ausbildungsplätze ausgeschrieben. Keiner davon im Raum Basel. Mit Spontanbewerbungen gelangte die junge Frau an potenzielle Lehrbetriebe und liess sich nicht von Absagen beeindrucken. So hakte sie bei der Agentur für Branding und Design «und moritz» nach, bat um eine Möglichkeit für eine Schnupperlehre. Und hinterliess einen sehr guten Eindruck bei Stefanie Gloor, der Gründerin und Inhaberin der Agentur: «Wir waren damals noch gar kein Ausbildungsbetrieb, aber Elena passte. Sie war hoch motiviert.»
Am Puls der Zeit
Kurz entschlossen absolvierte Stefanie Gloor gemeinsam mit einer weiteren Angestellten der Agentur die Ausbildung zur Berufsbildnerin. Und hat so nun einen Berufszweig in ihr Team integrieren können, den es noch gar nicht gab, als sie ihre Agentur «und moritz» im Jahr 2009 gegründet hat. «Mich interessiert, was Elena in der Schule lernt. Unsere Agentur ist seit ihrer Gründung immer im Wandel. Am Puls der Zeit zu sein ist für uns essenziell, um in dieser sehr agilen Branche Schritt halten zu können.»
Als grösste Herausforderung nennen beide Frauen das verstärkte Aufkommen der künstlichen Intelligenz im vergangenen Jahr. «Wenn man sich damit befasst, kann das mega toll und von grossem Nutzen sein, aber es gibt auch Schattenseiten. Wie etwa differenziert man die eigene Arbeit?», gibt Elena Hatebur zu bedenken. Und betont den kreativen, künstlerischen Aspekt ihres Metiers: «Auch wenn die Programme immer einfacher zu bedienen sind, das Know-how einer Fachperson, die seit Jahren im Beruf ist, wird den Unterschied machen. Es fehlt sonst der Charakter.»
Gloor fügt mit Blick auf ihre Agentur an: «Ich kann mir vorstellen, dass wir in Zukunft nicht mehr mit Stift oder Maus gestalten, sondern Prompts ausgeben. Also Aufgaben an ein Gestaltungsprogramm delegieren, welches diese dann ausführt. Unsere Rolle wird sich ändern: Wir setzen den Fokus noch intensiver auf die Beratung und Begleitung unserer Kundinnen und Kunden, damit denken wir unsere Branche noch einmal komplett neu. Klar ist: Langweilig wird uns nie.»
Einen Berufswunsch umsetzen
Die Lehrstellenvermittlung des Gewerbeverbandes Basel-Stadt unterstützt junge Menschen beim Einstieg in die Berufswelt. Und das auch ausserhalb des klassischen Terrains des Gewerbeverbandes.
«Die Lehrstellenvermittlung ist eine Schaltstelle zwischen der Schule und der Berufswelt», erklärt Stephan Heiber von der Abteilung Berufsbildung beim Gewerbeverband Basel-Stadt: «Wir nutzen unser Know-how und unser Netzwerk, um für junge Menschen Kontakte zu Ausbildungsbetrieben herzustellen.»
Wichtig sei, dass die Jugendlichen bereits mit einem konkreten Berufswunsch bei der Lehrstellenvermittlung vorbeikommen. Heiber zieht eine klare Grenze zu Berufsberatung und Beruflicher Orientierung. «Wer zu uns kommt, soll bereits möglichst genau wissen, was er oder sie will und auch begründen können, weshalb. Dazu ist es hilfreich, die eigene Biografie durchzugehen und zu schauen, welche Berührungspunkte sich zum Wunschberuf ergeben. Wir geben ein klares Feedback, wenn wir das Gefühl haben, dass ein Berufswunsch nicht auf das Profil des oder der Stellensuchenden passt. Die zeitraubende Arbeit, herauszufinden, wo die Stärken der jungen Menschen liegen, was sie für Fähigkeiten haben und was ihr Leistungsniveau zulässt, muss jedoch davor passieren.»
Steht ein realistischer Berufswunsch fest, hilft die Lehrstellenvermittlung dabei, die Bewerbungsunterlagen und das Bewerbungsschreiben anzupassen und ein Kurzprofil zu erstellen. Sie schafft Erstkontakte zu Ausbildungsbetrieben und bereitet die Schülerin oder den Schüler auf ein Vorstellungsgespräch vor. Gerne dürfen Eltern oder Begleitpersonen beim Erstgespräch dabei sein. Die Anmeldung erfolgt zwingend mit der BO- oder Klassenlehrperson. Das Angebot ist kostenlos und richtet sich an Lehrstellensuchende, die eine Schule im Kanton Basel-Stadt besuchen. Weitere Informationen und Anmeldung
Text: Charlotte Staehelin, Foto: Grischa Schwank
Berufslehre Interactive Media Designerin/Designer EFZ
Die vierjährige Lehre zur Interactive Media Designerin EFZ gibt es in der Schweiz seit 2013. Der Beruf löst gestalterische Fragen im digitalen Umfeld. Interactive Media Designerinnen und -Designer planen und gestalten digitale Benutzeroberflächen, Websites und Apps. Sie leiten multimediale Projekte und produzieren Inhalte wie Bilder, Klänge, Videos oder 3D- Animationen. In Basel wird die schulische Bildung von der Schule für Gestaltung getragen. Ausbildungsplätze im Kanton Basel-Stadt sind gesucht, aktuell übersteigt die Nachfrage das Angebot. Weitere Informationen gibt es unter: Berufsberatung