Kleinbasler Tagesstrukturen am Ball
NewsDer Glaibasler Fussballcup der Tagesstrukturen auf der Schorenmatte ist ein niederschwelliges Sportangebot und ein Highlight für rund 400 Kinder, die regelmässig in den Tagesstrukturen auf den Wettkampf trainieren.

«Vo-gel-sang! Vo-gel-sang!» klingt es lautstark vom Rand von Spielfeld 3 auf der Schorenmatte. Die Fussballtrikots der jungen Frauen der Tagesstruktur Vogelsang leuchten in Neongrün. Lauthals unterstützen sie ihre Kolleginnen im Match gegen ein Team der Tagesstruktur Kleinhüningen. Die Kleinhüningerinnen tragen stilvolles Blau, dazu passende Stulpen. Die professionell bedruckten T-Shirts haben die Schülerinnen und Schüler durch Kuchenverkäufe finanziert. Jede Tagesstruktur hat einen eigenen Auftritt, so dass man an diesem frühsommerlichen Nachmittag zwischen Orange, Weinrot, Gelb oder Neongrün sehr gut erkennt, wer zu wem gehört.
Im Spiel auf Feld 3 sind die Kräfteverhältnisse ausgeglichen. Die Entourage der Vogelsang-Eagles hüpft auf und ab und als eine Spielerin verletzt auf dem Rasen liegt, rennen alle auf das Spielfeld, um zu trösten. Am Ende gewinnen die Kleinhüningerinnen. «Abklatschen», mahnt eine der Trainerinnen vom Spielfeldrand aus. Die Mädchen schlagen wechselseitig kollegial die Handflächen gegeneinander. Weiter geht es auf anderen Spielfeldern. Die Stimme des Speakers, einem ehemaligen Zivi der Tagesstruktur Kleinhüningen, gibt über Lautsprecher Informationen zu den anstehenden Partien.
Das Turnier als Erfolgsgeschichte
Es sind 36 Teams, die sich in diesem Jahr auf der Schorenmatte treffen. «Vor drei Jahren haben wir mit acht Mannschaften begonnen», erinnert sich Melina Cecere von der Tagesstruktur Kleinhüningen. Sie hat das Turnier gemeinsam mit ihrem Arbeitskollegen Haris Ljuca initiiert. Das Turnier ist eine Erfolgsgeschichte: Allein von der Tagesstruktur Kleinhüningen sind fünf Mannschaften und eine Gruppe von Cheerleaderinnen auf die Schorenmatte gereist. Trainiert wurde das ganze Jahr hindurch an drei Nachmittagen pro Woche auf dem Hartgummifeld im Pausenhof, auf einem externen Rasenfeld, dem Soccer Court Basel oder in der Turnhalle. «Die Nachfrage für unsere Trainings ist riesig. Die Fussballvereine sind überlastet, die Kinder haben lange Wartezeiten, bis sie in die Trainings können. Das können wir hier etwas auffangen», resümiert Melina Cecere. Selber hat sie in den 80er-Jahren beim FC Therwil Fussball gespielt – damals als einzige Frau in der Mannschaft. Auf der Schorenmatte spielen in diesem Jahr neun reine Mädchenteams, Tendenz steigend.
Wie die rund 400 Spielerinnen und Spieler ist auch Haris Ljuca im Kleinbasel aufgewachsen und hat lange Zeit selber Fussball gespielt: «Beim Fussball sind viele Emotionen dabei. Die hat man im Alter unserer Tagesstruktur-Kinder noch nicht so im Griff. Hat man verloren, kann und will man nicht dazu stehen. Aber die Kinder müssen lernen, Niederlagen zu akzeptieren.» Und noch etwas ist der Fachperson Betreuung wichtig: «Die Kids lernen bei uns Disziplin, sie lernen, sich an Regeln zu halten. Sie kennen die Rituale, wissen genau, was sie erwartet, wenn sie zu uns ins Training kommen.» Am Turnier gebe es immer wieder Reibereien. Das gehöre auch dazu: «Die Kinder kennen sich aus dem Quartier, besuchen aber unterschiedliche Tagesstrukturen, da kommt es natürlich zu Konkurrenzkämpfen. Aber wir kennen unsere Kinder und können rechtzeitig reagieren, bevor es eskaliert.» Kommt es dennoch zu einer Tätlichkeit, sieht ein Kind die rote Karte, muss das Spielfeld verlassen und ist für das darauf folgende Spiel gesperrt. In den vergangenen Jahren hat jeweils die Jugend- und Präventionspolizei in der Funktion der Schiedsrichter dafür gesorgt, dass die Regeln eingehalten werden. In diesem Jahr übernehmen diese Aufgabe einige Väter.

Wertvolle Zusammenarbeit
Organisiert wird der Glaibasler Fussballcup der Tagesstrukturen von einem Komitee mit Vertreterinnen und Vertretern aus allen beteiligten Tagesstrukturen, die sich unter der Leitung von Melina Cecere und Haris Ljuca mehrmals im Jahr treffen. «Die Zusammenarbeit mit den anderen Tagesstrukturen ist sehr wertvoll. Ich habe über den Cup viele neue Leute aus den anderen Tagesstrukturen kennengelernt. Ich mag die Sprüche, die spielerischen Rivalitäten, wenn man jemanden antrifft», resümiert Melina Cecere. Besonders laute Bemerkungen dürfen in diesem Jahr die Mitarbeitenden und Kinder der Tagesstrukturen Kleinhüningen, Bläsi und Wettstein machen. Sie haben in unterschiedlichen Kategorien gewonnen. Auch einen Pokal für Fairness haben die Schiedsrichter vergeben. Der ging an die Tagesstrukturen Hirzbrunnen und Dreirosen.
Text: Charlotte Staehelin, Fotos: Charlotte Staehelin