Mit der Sonne arbeiten
NewsEmilian Männel gehört zur ersten Generation von Solarinstallateurinnen und Solarinstallateuren in Ausbildung. In gut zwei Jahren wird er einen EFZ-Abschluss machen. Sein Chef Andreas Meyer hat die Ausbildung gleichzeitig mit dem Lernenden begonnen. Als erfahrener Berufsmann kann er sie innerhalb eines Jahres abschliessen.

Einladend liegt das breite Dach des frei stehenden Einfamilienhauses am oberen Dorfrand von Riehen in der Sonne. Mit den horizontalen Holzstreben erinnert es entfernt an eine abenteuerliche Kletteranlage. Emilian Männel ist damit beschäftigt, das Dach mit blassen, orange-rötlichen Ziegeln frisch einzudecken: «Mir gefällt, dass ich immer oben auf dem Dach sein kann. Man kann da gut arbeiten», beschreibt der 17-Jährige seine Motivation. Er sei schon als Kind und Jugendlicher in Muttenz, wo er aufgewachsen ist, gerne draussen und in Bewegung gewesen. Vollkommen schwindelfrei ist er nicht. Wenn die Dächer sehr steil seien, wie etwa in der Basler Innenstadt, brauche er noch Überwindung, aber die Dachgängigkeit sei eine Übungssache.
Das erste Lehrjahr bietet eine Grundausbildung, in der die angehenden Solarinstallateure gemeinsam mit Fassadenbauerinnen, Abdichtern, Gerüstbauerinnen, Storenmonteuren und Dachdeckerinnen Grundlagenwissen zur Gebäudehülle erlernen. Die Spezialisierung auf die Photovoltaik erfolgt ab dem zweiten Lehrjahr. Es geht dann darum, bei jedem Bau- oder Umbauprojekt im Spannungsfeld von einer optimalen Leistung, einer passenden Ästhetik und sinnvollen Kosten nach der idealen Umsetzungsmöglichkeit zu suchen. «Wir versuchen, bei den Solarpanels nach Möglichkeit grossflächig zu fahren, denn bei kleinflächigen Systemen liegen die Verluste und die Fehlerquoten sehr viel höher», erklärt Andreas Meyer, Geschäftsführer der Emil Landsrath AG. «Die Challenge liegt aktuell bei den Speichermöglichkeiten. Wir brauchen sinnvolle Speicher, damit wir die Energie von dort holen können, wenn die Stromkosten am höchsten sind.» Auch das Design der Panels rücke in Zukunft stärker in den Fokus: «Formen und Farben stecken aktuell noch in den Kinderschuhen, sie sind aber auch aus Sicht der Denkmalpflege sehr wichtig.»
Professionalisierung in sehr kurzer Zeit
Andreas Meyer hat gleichzeitig mit Emilian Männel im letzten Sommer die Ausbildung zum Solarinstallateur begonnen. «Die Installationsbewilligung NIV14 erlaubt es uns, Lernende in der Fachrichtung Solarinstallation (EFZ) auszubilden. Aber es kann nicht sein, dass ich Lernende begleite, ohne die Ausbildung selber gemacht zu haben. Da wissen die mehr als ich und das mag ich nicht», resümiert der diplomierte Dachdeckermeister. Mit seinen Vorkenntnissen kann er eine verkürzte einjährige Ausbildungsvariante für erwachsene Berufsleute machen.
Der neue Beruf des Solarinstallateurs/der Solarinstallateurin (EFZ) wurde innerhalb von anderthalb Jahren entwickelt. Beteiligt dabei waren das Bildungszentrum Polybau, das die Gebäudehülle in den Blick nimmt, und Swissolar, der Fachverband für Sonnenenergie. Andreas Meyer ist am Bildungszentrum im Vorstand tätig. «Anderthalb Jahre sind eine sehr kurze Zeit, um einen neuen Beruf aus dem Boden zu stampfen. Die Technik war ja schon vorhanden, aber die Frage ist natürlich, wie die Bildungspläne ausgestaltet sind. Was packt man alles in den neuen Beruf? Wo beginnen wir, wo hören wir auf? Die Nachfrage für Photovoltaik-Anlagen ist explodiert, eine möglichst schnelle Professionalisierung des Bereiches war wichtig. Jetzt geht es darum, noch einzelne Stellschräubchen anzuziehen. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, dem Ausbildungszentrum Feedback zur Ausbildung zu geben. Es ist also eine Win-win-Situation», beschreibt Andreas Meyer die Entwicklung der vergangenen Jahre.
Text: Charlotte Staehlin, Foto: Grischa Schwank
BERUFSLEHRE SOLARINSTALLEUR/SOLARINSTALLATEUIN EFZ
Solarinstallateurinnen und Solarinstallateure (EFZ) sind spezialisiert auf die Installation, Wartung und Reparatur von Photovoltaikanlagen, die mit Hilfe von Solarzellen einen Teil der Sonnenstrahlung in elektrische Energie umwandeln. Die dreijährige Berufslehre führt zu einem EFZ-Abschluss. Alternativ gibt es eine zweijährige Ausbildung zum Solarmonteur/zur Solarmonteurin (EBA). Beide Ausbildungen sind bei den nationalen Branchenverbänden Gebäudehülle Schweiz und Swissolar angesiedelt.