«Wenn nicht jetzt, wann dann?»
NewsSelbstständigkeit nach Lehrabschluss: Aljosha Gasser entwickelte sich vom schulmüden Jugendlichen zum erfolgreichen IT-Experten. Seit zehn Jahren ist er mit seiner Einzelfirma gasser-webdesign.ch selbstständig als Webentwickler. Zusätzlich verbindet er seine Interessen von IT und Pädagogik als Leiter von überbetrieblichen Kursen an der Berufsfachschule.

«Für die Selbstständigkeit habe ich mich eigentlich direkt nach meiner Lehre entschieden. Ich habe ein Jahr Zivildienst gemacht und mich in dieser Zeit intensiv mit meiner Zukunft auseinandergesetzt. Dabei wurde mir klar, dass ich es einfach probieren muss.
Mein Weg dorthin war allerdings nicht geradlinig. Ich war schulmüde. Ich habe die FMS Liestal besucht, weil ich in die Pädagogik wollte, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich das nicht schaffe. Mir hat die Motivation gefehlt. Also habe ich nach dem dritten Semester abgebrochen, obwohl alle davon abgeraten hatten. Ohne festen Plan habe ich begonnen zu jobben. Ich habe kleine Arbeiten auf Stundenbasis gemacht, die mir Freunde oder die Familie vermittelten. Dabei habe ich gemerkt, dass das Arbeiten und das eigene Geldverdienen eine ganz andere Motivation in mir wecken.
Nach Fleissarbeiten in einem Pharmabetrieb wurde ich in der Informatikabteilung eingesetzt, wo sie Hilfe brauchten. Das kleine IT-Team hat mich dann motiviert, diese Richtung weiterzuverfolgen. Die Informatik war schon in der Sekundarschule in meinem Hinterkopf, doch für einen direkten Übertritt fehlten mir damals die Noten, ich glaube besonders in Mathematik. Als ich mich mit einem Freund von mir unterhielt, der auch eine Lehre machte, stand für mich fest, dass ich das probieren will. Also habe ich mich beim Kanton Basel-Landschaft bei den zentralen Informatikdiensten beworben und wurde direkt genommen.
Die vierjährige Ausbildung hat mir viele neue Erkenntnisse gebracht. Es war eine andere Art von Lernen, viel praxisbezogener als in der Schule. Das hat mir gefallen. Mein Lehrmeister hat mich auch in der selbstständigen Arbeitsweise gefördert und mir in Teilprojekten viel Verantwortung übertragen. Damit hat er mich positiv geprägt. Nach der Lehre stand ich vor der Entscheidung: Angestellt bleiben oder mein eigenes Ding machen? Ich bin da ziemlich blind reingegangen. Ich wusste nicht, wie man Kunden gewinnt, wie man Preise festlegt oder eine Firma richtig führt, das habe ich unterwegs gelernt. Im ersten halben Jahr war es ein bisschen viel, doch mit der Zeit gewann ich Erfahrung und damit Sicherheit. Ich habe als Selbstständiger gelernt, dass man die kleinen bis grossen Fragen mit sich alleine ausmachen muss.
Heute unterrichte ich nebenbei in ÜK-Kursen für Informatiklernende. Damit verbinde ich meine IT-Kenntnisse mit meinem Interesse für Pädagogik. Es macht mir Spass, mein Wissen weiterzugeben. In Zukunft will ich meine Selbstständigkeit weiter ausbauen und vielleicht noch stärker in den Bildungsbereich einsteigen. Jungen Menschen möchte ich mitgeben, dass sie sich Zeit lassen können. Es ist nicht schlimm, wenn sich der eigene Weg erst später ergibt. Wichtig ist, dass ihr herausfindet, was euch wirklich interessiert.»
Aufgezeichnet von Claudia Ribeiro Xavier und Maren Stotz, Foto: Claudia Ribeiro Xavier
Simulation von Selbstständigkeit
Die Unternehmerwoche des Gewerbeverbands Basel-Stadt vermittelt Lernenden ab dem zweiten Lehrjahr ein ganzheitliches Verständnis für Betriebswirtschaft und Einblicke in unternehmerisches Denken. Dabei werden speziell motivierte und talentierte Jugendliche befähigt, den mutigen Schritt in die Selbstständigkeit nach Lehrabschluss zu gehen. Bis zu 30 angehende Berufsleute simulieren in dieser Woche eine Unternehmungsumgebung, um möglichst reale Geschäftsentscheidungen treffen zu können. Die Teilnehmenden schlüpfen dabei in unterschiedliche Rollen, wie CEO, CFO oder Head of HR. Gemeinsam werden unternehmerische Herausforderungen gelöst, wobei auch das soziale Engagement sowie das Netzwerken im Vordergrund stehen.
In der Unternehmerwoche tauschen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die komplexen Herausforderungen der Wirtschaft aus und müssen strategische Entscheidungen im Team fällen. Die jungen Berufsmenschen lernen einander dabei auch besser kennen und vernetzen. «Der Kurs liegt absichtlich in der unterrichtsfreien Zeit der Berufsschulen. Wir wollen möglichst vielen die Gelegenheit bieten, in der Unternehmerwoche wichtiges Know-how für ihre Karriere anzueignen», so Katharina Imhof, Leiterin Ausbildungsverbund Basel-Stadt. Das Angebot richtet sich als Sprungbrett an junge Talente aller Branchen. Eine Durchmischung ist erwünscht.
Die Unternehmerwoche dauert vier Tage, findet in der Woche nach Ostern statt und ist kostenlos.
Text: Maren Stotz