Auswirkung der Corona-Massnahmen auf die Luftqualität in der Region Basel: Stickoxid-Belastung an verkehrsreichen Standorten sinkt

Mitteilung des Lufthygieneamts beider Basel

Seit Inkrafttreten der Verordnung des Bundesrats über Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus vom 13. März 2020 sind die Stickoxid-Immissionen an verkehrsreichen Standorten in der Region Basel gesunken. Die im Winterhalbjahr weniger verkehrs-, dafür wetterabhängigen Feinstaub-Immissionen liegen hingegen höher als vor dem «Lockdown».

Seit Mitte März 2020 ist die Anzahl gemessener Fahrzeuge an verkehrsreichen Strassen in der Stadt (z.B. Feldbergstrasse) und auf der Autobahn A2 zurückgegangen. Insbesondere am Wochenende sinken die Verkehrszahlen jeweils deutlich, was mit grosser Wahrscheinlichkeit auf die Einschränkung der Freizeitmobilität zurückzuführen ist.

Eine zweite, wesentliche Einflussgrösse auf die Luftqualität ist das Wetter. Im Winterhalbjahr bilden sich regelmässig austauscharme Wetterlagen, auch Inversionslagen genannt. Diese zeichnen sich durch eine umgekehrte Temperaturschichtung aus, welche einen Austausch der Luftmassen einschränkt (höhere Temperatur in den oberen Luftschichten). Dieser Effekt führt in der Regel zu höheren Schadstoffwerten, insbesondere für Feinstaub. Seit Beginn des Lockdowns ist an einigen Tagen eine solche Inversionslage aufgetreten. Begünstigend für die Luftqualität wirken sich hingegen starke Winde wie die Bise aus. Diese verdünnen die emittierten Schadstoffe in der Atmosphäre. Eine Bisenlage war ab dem 21. März zu verzeichnen. Der damit verbundene Temperatursturz führte gleichzeitig zu einem grösseren Heizbedarf und damit zu erhöhten Schadstoffausstössen.

Entwicklung der Luftqualität seit Mitte März 2020

Unter Berücksichtigung der oben erwähnten Einflussgrössen wurde ein Rückgang der Stickoxid- aber eine Erhöhung der Feinstaub-Immissionen festgestellt. Die Stickoxide (NOx) sind seit dem 16. März 2020 vor allem an den verkehrsreichen Standorten gesunken. An der Messstation der Autobahn A2 im Hardwald ist im Vergleich zum Monat vor dem Lockdown ein Rückgang um 37 Prozent  zu verzeichnen (Durchschnitt Tagesmittelwert (TMW) NOx vom 16. Februar bis 15. März: 70 µg/m3, Durchschnitt TMW NOx vom 16. März bis 13. April: 44 µg/m3). In Basel ist der Rückgang an der Feldbergstrasse mit 7 Prozent weniger ausgeprägt (Durchschnitt TMW NOx vom 16. Februar bis 15. März: 61 µg/m3, Durchschnitt TMW NOx vom 16. März bis 13. April: 57 µg/m3). Dies kann einerseits mit den unterschiedlichen Verkehrszahlen begründet werden (A2: Reduktion von ca. 120'000 Fahrzeugen pro Tag auf ca. 70'000 Fahrzeuge pro Tag, was einer Abnahme von rund 40 Prozent entspricht. Der Anteil der LKW auf der Autobahn A2 betrug vor dem Lockdown gut 6 Prozent und stieg durch die Abnahme des Freizeitverkehrs auf rund 8 Prozent an. Im Vergleich dazu die Feldbergstrasse in Basel: Von 11'000 Fahrzeugen pro Tag auf ca. 8'000 Fahrzeuge pro Tag, was einem Rückgang von rund 25 Prozent entspricht). Andererseits begründet sich die geringere Abnahme auch mit der schlechteren Durchlüftung an der Feldbergstrasse aufgrund der dichten Bebauung. Bei dieser Einschätzung wurde davon ausgegangen, dass die Industrie und das Gewerbe ihre Emissionen nicht wesentlich reduziert haben und die Heizungen dem Temperaturverlauf entsprechend betrieben wurden (der März war ähnlich kalt wie der Februar). An einer typisch vorstädtischen Lage wie Binningen haben die Stickoxid-Immissionen im Vergleich zum Monat vor dem Lockdown leicht zugenommen, was auf den geringeren Einfluss des Verkehrs, die generell tiefere Schadstoffbelastung und den höheren Heizbedarf zurückzuführen ist.

Beim Feinstaub (PM10) ist im Winterhalbjahr der Einfluss des Verkehrs geringer, dafür die Wetterlage und der davon abhängige Heizbedarf höher. Die Feinstaub-Immissionen liegen aufgrund der Wetterlage (Inversion, wenig Niederschlag) deutlich höher als vor dem 16. März 2020. Sie unterscheiden sich an den einzelnen Stationen nur geringfügig, wobei aktuell an der Autobahn der höchste Wert gemessen wird (Durchschnitt der TMW PM10 vom 16. März bis 13. April 2020: 27 µg/m3. Im Vergleich dazu der Durchschnitt der TMW PM10 vom 16. Februar bis 15. März 2020: 11 µg/m3).

Zur Entwicklung der NOx- und PM10-Werte siehe die Grafiken im Anhang.

Das Lufthygieneamt beider Basel publiziert auf der Website www.luftqualitaet.ch oder via Smartphone App «airCHeck» (erhältlich in den App-Stores) stündlich aktualisierte Echtzeitdaten.

Hinweise:

Stickstoffmonoxid (NO) und Stickstoffdioxid (NO2) werden als Stickoxide (NOx) bezeichnet. Für NO2 existieren gesetzliche Grenzwerte. Für diese spezielle Auswertung wurde die Summe an Stickoxiden (NOx) verwendet, weil sie bezüglich der Emittenten besser vergleichbar ist. Der Verkehr ist für rund zwei Drittel der NOx-Emissionen verantwortlich. Ein Drittel wird von Industrie und Feuerungen zu Heizzwecken verursacht. 

NO und NO2 werden während der Verbrennung von Treib- und Brennstoffen emittiert. NO2 wird neben der direkten Emission zu einem grossen Anteil erst in der Atmosphäre durch Reaktion von NO mit Ozon gebildet. An strassen- und industriefernen Standorten (z.B. Binningen) ist das bei der Verbrennung entstehende NO deshalb bereits «verbraucht» bzw. oxidiert worden und nur in geringen Mengen messbar.

 

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