Der Regierungsrat zur Fusion Schweizerischer Bankverein - UBS
MedienmitteilungRegierungsrat
Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt hat zur heute vom Schweizerischen Bankverein und der UBS bekanntgegebenen Fusion zwischen diesen beiden Banken eine ausserordentliche Regierungssitzung abgehalten.
Nach der NOVARTIS-Fusion von 1996 steht die Wirtschaftsregion Basel erneut vor einer Megafusion. Mit Novartis entstand aus zwei Basler Unternehmen einer der weltweit grössten Pharmakonzerne. Jetzt soll aus dem Basler "Schweizerischer Bankverein" und der Zürcher "UBS" eines der weltweit grössten Bankinstitute entstehen. Damals wie heute bestehen die Gefühle der Basler Bevölkerung aus Beklemmung und Angst einerseits sowie Verständnis für die unternehmerischen Überlegungen andererseits. Beklemmung und Angst, auch Ohnmacht und teilweise Misstrauen gegenüber Vorgängen, die mit Globalisierung, mit Deregulierung, mit wachsendem Konkurrenzdruck begründet werden, und die mit einem beängstigenden Verlust von Arbeitsplätzen in einer gut und profitabel arbeitenden Wirtschaftsbranche verbunden sind. Verständnis und auch Skepsis gegenüber den riesigen Konglomeraten, welche auf diese Weise entstehen; aber auch Mitgefühl und Anerkennung für das mit dauernd wechselnden Strukturen konfrontierte Personal, von welchem erneut enorme Leistungen und Anpassungsfähigkeit erwartet werden.
Den Regierungsrat erfüllt mit grosser Sorge, dass - unabhängig von dem aus Sicht des Unternehmens gegebenen Erfordernis der Strukturanpassung - dadurch in einer starken Branche erneut Tausende von Arbeitsplätzen alleine in der Schweiz wegrationalisiert werden sollen. Der Regierungsrat bedauert, dass das Personal mit dieser Botschaft in der Vorweihnachtszeit konfrontiert wird und nun mit einer möglicherweise Jahre dauernden Unsicherheit bezüglich seiner Arbeitsplätze leben muss. Er zweifelt allerdings nicht an der Versicherung von SBV und UBS, dass die Anpassung unter Einsatz grosser finanzieller Mittel möglichst sozialverträglich durchgeführt werden wird. Gleichwohl gehen dadurch für die nachrückenden Jahrgänge interessante Berufsoptionen verloren. Die Anstrengungen des Regierungsrates werden deshalb noch verstärkt darauf gerichtet werden, zusammen mit den Banken der Region die Ausbildungsmöglichkeiten für die Jungen mindestens zu erhalten.
Die Fusion SBV / UBS bedeutet das Ende zweier traditionsreicher Bankinstitute, gleichzeitig der grössten Basler Bank mit ausgezeichnetem Namen und eines der bedeutendsten Basler Unternehmen überhaupt. Der kleinere Fusionspartner SBV steigt als agiler, modern strukturierter, erfolgreicher und profitabler Partner in diese Aktion ein. Die Tatsache, dass das neue Unternehmen sowohl die moderne Struktur des SBV mit vier Unternehmensbereichen übernehmen, den Vorsitzenden der Konzernleitung und die Mehrzahl der Konzernleitungsmitglieder stellen sowie den Sitz des wichtigsten Unternehmensbereichs Private Banking sein wird, gibt für den Regierungsrat zur Hoffnung und Erwartung Anlass, dass die Basler Bank nicht von der Zürcher Bank "geschluckt" werde. Eine weitere Konzentration der Wirtschaftskraft in Zürich wäre auch aus föderalistischen und staatspolitischen Gründen unerwünscht. Die Anzeichen dafür, dass die Verantwortlichen der neuen Bank wissen, dass der Schweizer Finanzplatz nicht von Zürich monopolisiert werden darf, sind ermutigend. Der Regierungsrat wird sich mit aller Kraft für die Wirtschaftsregion Basel einsetzen.
Das neue Unternehmen soll seinen Gesellschaftssitz in Basel und in Zürich haben. Allenfalls bestehenden rechtlichen Bedenken aufgrund der bestehenden Handelsregisterverordnung muss angesichts der Besonderheit dieser Fusion im Sinne der durch das Unternehmen bezeugten Absicht sorgfältig Rechnung getragen werden. Der Regierungsrat hat mit Bundespräsident Koller in dieser Sache bereits Kontakt aufgenommen.
Der Regierungsrat steht den zuständigen Organen der neuen Gesellschaft als Partner und mit jeglicher behördlicher Unterstützung eines Standortkantons zur Verfügung, um die beiderseitigen Interessen des Unternehmens und des Werkplatzes Basel zu koordinieren. Er hat diese Bereitschaft heute dem designierten Verwaltungsratspräsidenten, Mathis Cabiallavetta, und dem designierten Vorsitzenden der Konzernleitung, dem Basler Marcel Ospel, denen er gleichzeitig zu ihrer Ernennung gratuliert, mitgeteilt. Sodann hat er zum Ausdruck gebracht, dass er im Interesse der Basler und der Schweizer Volkswirtschaft wünscht, dass die hohen Erwartungen in die verbesserte Schlagkraft des neuen Unternehmens auf den globalen Märkten sich erfüllen und die sich mit der Fusion bietenden Chancen im besten Sinne wahrgenommen werden mögen. Er appelliert an die Verantwortungsträger des neuen Konzerns, sich bei ihrer höchst anspruchsvollen Aufgabe ihrer Verantwortung für die Schweizer Volkswirtschaft und für die legitimen Erwartungen des Personals und der Bevölkerung bewusst zu sein.
Der Regierungsrat wird aus seiner Sicht in den nächsten Monaten und Jahren die Entwicklung des Unternehmens in der Region, speziell für die Arbeits- und Ausbildungsplätze, aktiv und in engem Kontakt mit den Bankverantwortlichen verfolgen (er hat diese Aufgabe einer regierungsrätlichen Delegation, bestehend aus dem Regierungspräsidenten und Vorsteher des Finanzdepartementes, Ueli Vischer, sowie dem Vorsteher des Wirtschafts- und Sozialdepartementes, Ralph Lewin, übertragen). Seine Sorge wird dabei der Erhaltung bzw. Schaffung möglichst vieler guter und sicherer Arbeitsplätze gelten; dies soll keineswegs im Widerspruch zu einer weiteren Verbesserung des Unternehmenserfolges stehen.
Der Regierungsrat hat die Herren Cabiallavetta und Ospel zu einem Gespräch und Informationsaustausch ins Basler Rathaus eingeladen.