Votum von Regierungsrat Dr. Ueli Vischer an der ausserordentlichen Generalversammlung der Crossair vom 6.12.2001
MedienmitteilungRegierungsrat
Rede im Wortlaut -- Nachfolgend das Votum von Regierungsrat Dr. Ueli Vischer (Vorsteher Finanzdepartement Basel-Stadt) an der ausserordentlichen Generalversammlung der Crossair vom 6. Dezember 2001.
Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre
Ich äussere mich im Namen des Basler Regierungsrates. Für die in den letzten Tagen und Wochen, auch heute Nachmittag wieder zum Ausdruck gekommene Stimmung und das Befinden in der Nordwestschweiz haben wir mehr als Verständnis - und wir bitten auch jene, die aus der übrigen Schweiz, auch aus Zürich kommen, um Verständnis. Denn die Identifikation zwischen grossen Teilen der Bevölkerung und der Crossair ist riesig und die Crossair ist eben bis heute eine Basler Gesellschaft, auf die wir stolz sind. Meinerseits verzichte ich auf eine weitere Kommentierung der Entwicklung im Vorfeld der heutigen Generalversammlung. Der Basler Regierungsrat hat seinerseits zahlreiche Gespräche geführt, welche zwar nicht zum gewünschten Erfolg, aber immerhin zu Teilerfolgen in der Zusammensetzung des Verwaltungsrates geführt haben.
Nunmehr geht es uns aber vor allem darum, nach vorne zu schauen. Der alte Crossair-Verwaltungsrat ermöglicht den neuen Mitgliedern des Verwaltungsrates eine ehrenvolle Wahl und einen guten und raschen Start. Die zurücktretenden Frau Simonius und Herren Verwaltungsräte haben mit ihrer Arbeit überhaupt erst die wesentlichen Voraussetzungen für die Entwicklung der Schweizer Luftfahrt geschaffen, welche nun angepeilt wird. Sie haben in den grössten Turbulenzen die Linie gehalten und mit einem Rieseneinsatz die Crossair geleitet. Ich danke ihnen im Namen des Basler Regierungsrates und bestimmt auch im Namen von Ihnen, die Sie wissen, was Sie der Crossair in der Vergangenheit und Gegenwart zu verdanken haben, ganz herzlich. Sie haben sich grosse Verdienste um die Crossair sowie die verkehrliche Erschliessung der Region und der ganzen Schweiz erworben.
Bis heute sind wir Aktionäre einer Regionalfluggesellschaft, die auch zu Gunsten ihrer Heimregion Basel, inkl. die Regionen jenseits der Landesgrenzen nach Deutschland und Frankreich, aber mindestens ebenso sehr zu Gunsten anderer Schweizer Regionen wie Genf, Tessin, Bern oder Wallis Unschätzbares geleistet hat. Allein aus dieser regionalen Sicht war es nicht unbedingt angezeigt, die Crossair einer anderen Zwecksetzung zuzuführen. Im Interesse einer übergeordneten nationalen Zielsetzung stehen wir, der Kanton Basel-Stadt, aber dazu und beteiligen uns auch finanziell. Trotzdem: In der Schweiz gibt es die Regionen - und sie spielen eine Rolle. Und man kann beim Einsatz von Steuermilliarden nicht so tun, als ob es die Regionen nicht geben dürfe. Regionale Interessenvertretung und Lokalchauvinismus sind nicht das Gleiche.
Um das auch gleich klarzustellen: Selbstverständlich ist eine wichtige Aufgabe der Crossair neu, den Hub Zürich zu erhalten. Sie steht begreiflicherweise in der übrigen Schweiz und auch bei vielen der neuen Kapitalgeber im Vordergrund. Und auch wir stehen zu dieser Aufgabe. Das neue Kapital kommt aus der Wirtschaft; unter anderem von der UBS und der CS, die verdienstvollerweise rasch gehandelt haben, als es darum ging, die Crossair aus der Konkursmasse der Swissair herauszukaufen. Aber das Geld kommt nicht nur aus der Wirtschaft, sondern zu einem beträchtlichen Teil von der öffentlichen Hand. Insbesondere der Bund, aber auch etliche Kantone stellen Milliarden an Steuergeldern für den Aufbau einer neuen nationalen Airline zur Verfügung. Damit wird eigentlich das gesamte Schweizer Volk zu Aktionären dieser Firma. Und folglich misst sich der shareholder value der Crossair am volkswirtschaftlichen Nutzen, den diese Firma erbringt. An der Frage, welchen Nutzen bringt die Gesellschaft für das Schweizer Volk und die Schweizer Wirtschaft?, wird man also den Erfolg der Crossair, den Erfolg des neuen Crossair-Verwaltungsrates messen müssen.
Der Nationalrat hat denn auch, als er den Milliardenkredit bewilligt hat, folgenden Ingress hinzugefügt: "Zum Aufbau einer neuen Fluggesellschaft, welche die Interessen aller Landesflughäfen angemessen berücksichtigt.....". Das ist gut und im Sinne der föderalistischen Schweiz. Das darf natürlich nicht zu Verlusten führen. Aber der in den letzten Jahren aufgebaute Eurocross am EuroAirport war ja kein Verlustgeschäft.
Zur Erinnerung: Am Anfang der beispiellosen Kapitalbeschaffungsaktion wurde insbesondere von dessen Hauptmotor, Herrn Bundesrat Villiger betont:
- Der Geist und die Kultur der Crossair sollen genutzt werden. Das Schweizer Volk will also keine grossspurigen Experimente, sondern eine nachhaltige Entwicklung. 2. Die Kostenstrukturen der Crossair sollen genutzt werden. Bei Entscheidungen, was wo gemacht werden soll, sind Kostenüberlegungen wichtiger als Prestigedenken.
Ein weiterer Erfolgsfaktor wird sein, die Crossair mit den Stärken der Swissair zu verstärken, insbesondere deren Personal zu motivieren und zu integrieren. Das Ziel ist somit vorgegeben. Die Erwartungen sind gross. Für deren Erreichung wünschen wir alles Gute: Dem Präsidenten, Herr Bouw, und den Herren des neuen Verwaltungsrates, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, speziell auch jenen von der Swissair, sowie insbesondere dem Team von André Dosé. Der Basler Regierungsrat bietet der Crossair auch weiterhin seine volle Unterstützung an.