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Bettagsmandat 2002

Medienmitteilung

Regierungsrat

Zum ersten gesamtschweizerischen Dank-, Buss- und Bettag kam es am 8. September 1796. Seit 1832 ist auch das Datum fest: Es ist der 3. Sonntag im September - seit genau 170 Jahren also. Im Gegensatz zu anderen runden Geburtstagen werden allerdings Bettagsjubiläen nicht gefeiert. Selbst das 200-Jahr-Jubiläum im Jahre 1996 war kein Thema. Liegt das vielleicht auch daran, dass der Bettag bei der breiten Bevölkerung nicht gerade zu den bekanntesten oder gar beliebtesten Feiertagen gehört? Schliesslich beschert er keinen zusätzlichen Frei-Tag, es gibt keine Geschenke, verschiedenste Konsumveranstaltungen dürfen auch nicht stattfinden und dazu kommen noch diese immer wiederkehrenden Aufrufe, am Bettag das Auto zu Hause zu lassen. Was also ist anzufangen mit diesem dritten Sonntag im September? Vielleicht noch die Steuererklärung ausfüllen, damit die kommenden Wochenenden uneingeschränkt verplant werden können, das Leben im gewohnten Rhythmus weitergehen kann?

Vielleicht lohnt es sich aber auch, den eidgenössischen Dank-, Buss und Bettag zum Anlass zu nehmen, die gewohnte Geschwindigkeit, teilweise sogar Hast, zu drosseln. Oder bildlich gesagt, auf seinem Lebensweg wieder einmal einen Halt einzulegen, sich zu fragen, welchen Wegweisern man bisher gefolgt ist, ob es ein beschwerlicher oder einfacher Weg war und ob man auch nach links und rechts geschaut hat. Dieses Innehalten würde es auch zulassen, sich in Dankbarkeit an das Erreichte zu erinnern, sich darüber zu freuen und sogar stolz darauf zu sein. Dieses Gefühl der Lebensfreude, der Genugtuung darf und soll auch zum Ausdruck gebracht werden. Seien wir wieder etwas selbstbewusster.

Wer seinen bisherigen Weg nochmals zurückverfolgt, macht sich natürlich auch Gedanken darüber, wie es weitergeht. Ist eine allfällige Abkürzung wirklich ein absoluter Gewinn oder muss jemand anders deshalb einen Umweg machen? Ist der steinigere Weg eventuell der bessere oder ehrlichere Weg als der ebene Weg? Wie kann man andere Leute am eigenen Wohlbefinden teilhaben lassen? Viele Fragen, die auf eine Antwort warten, die aber leider im Alltagstempo oft untergehen.

Zugegeben: Es ist auch nicht immer einfach, sich über sich selbst und sein Umfeld intensiv Gedanken zu machen. Bei einer ehrlichen Auseinandersetzung können sich Schlüsse ergeben, die vielleicht am Anfang unangenehm sind, deren Umsetzung auch unbequem sein könnte. Wer aber solche Hürden meistert, ihnen nicht ausweicht, wer versucht, bewusst und verantwortungsvoll zu leben, das Leben aber auch zu geniessen, macht sich selbst und anderen ein grosses Geschenk. Der Bettag - kein Tag um die Steuererklärung auszufüllen, sondern die Gelegenheit, persönlich über die Bücher zu gehen - dies wiegt für jeden Einzelnen von uns und für die Gemeinschaft als Ganzes mehr auf, als ein zusätzlicher Frei-Tag oder ein herkömmliches Geschenk.