Bettagsmandat 2004
MedienmitteilungRegierungsrat
Möglichst schnell sein, grosse Sprünge machen, soweit wie möglich nach oben kommen. Die Konkurrenz hinter sich lassen, vielleicht auch einmal die Ellbogen einsetzen, sich über persönliche Erfolge freuen und nicht all zu lange über Niederlagen der anderen nachdenken – kurz zu den Gewinnerinnen und Gewinnern zu gehören, koste es was es wolle, dies war in den vergangenen Wochen das Motto bei den Olympischen Spielen von Athen. Es war aber auch das Motto der Tour de France, die kürzlich mit einer Rekordzahl an Stürzen zu Ende gegangen ist und natürlich weichen auch viele anderen sportlichen Grossanlässe nicht grundsätzlich von diesem Muster ab.
Was aber hat dies alles mit dem Bettag zu tun – zumal an diesem 3. Sonntag im September bei uns keine sportlichen Gross-Veranstaltungen auf dem Programm stehen? Auf den ersten Blick vielleicht nicht allzu viel. Trotzdem sollten wir uns darüber vielleicht gerade am Bettag wieder einmal Gedanken machen. Denn bei einer genaueren Betrachtung kommt man nicht um die Feststellung herum, dass die beschriebenen Verhaltensweisen keineswegs auf den Spitzensport beschränkt sind. Sie prägen immer mehr auch unser Leben – geschäftlich und privat. Während bei den Olympischen Spielen der ursprüngliche olympische Gedanke, wonach Mitmachen wichtiger ist als Gewinnen, schon lange nur noch belächelt wird, sind auch im alltäglichen Umgang einige Verhaltensregeln, die eigentlich selbstverständlich sein müssten, leider verloren gegangen. Werte wie Rücksichtnahme, Solidarität oder Toleranz haben oft keinen Platz mehr im Sprint durch das Leben. Oft ist es das oberste Ziel, die unvermeidlichen Hürden im "Lebenslauf" möglichst schnell und mit grösster Effizienz zu nehmen. Dabei würde es sich doch manchmal geradezu aufdrängen, sich mit den Hindernissen etwas intensiver zu beschäftigen – denn was auf den ersten Blick oft wie eine ärgerliches Hindernis aussieht, entpuppt sich in vielen Fällen später als wichtiger Meilenstein im Leben. Und ein Blick nach links und nach rechts lohnt sich nicht nur, um zu sehen, ob die Konkurrenz schon aufgeholt oder sich abgesetzt hat.
Es ist wohl auch unbestritten, dass ein "Lebenslauf" mit übertriebenem Konkurrenzdenken und wenig Solidarität an die Substanz geht. An die eigene und an diejenige der "Zurückbleibenden". Genau daran sollten wir am Bettag wieder einmal denken. Wir müssen uns wieder vermehrt bewusst werden, dass es mehrere Wege zum Ziel gibt und dass nicht unbedingt der schnellste auch der beste ist. Diese Weisheit ist genau so alt wie das olympische Motto – und sie stimmt auch heute noch.....
Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt