Bettagsmandat 2009
MedienmitteilungRegierungsrat
Ist der Eidgenössische Bettag bloss Tradition, ein über zweihundertjähriger Brauch? Ist es richtig, dass der Begriff „Eidgenössisch“, der auf die staatliche Unterstützung des Zweckes hinweist, heute noch verwendet wird? Darf sich die staatliche Obrigkeit mit einem Aufruf an die Bevölkerung, dem Bettagsmandat, zu dieser Feier äussern? Viele Fragen können im Zusammenhang mit dem Beitrag der Regierung zu diesem Tag gestellt werden. Die Beantwortung zeigt auch, dass Gesetze und Gebote der verschiedenen Religionen und die Vorschriften staatlicher Autoritäten zur Regelung des Zusammenlebens von Menschen so unterschiedlich nicht sind. Es geht darum, die eigenen Kreise nur soweit zu ziehen, dass die Mitmenschen in ihrem Recht auf Entfaltung nicht gestört werden. In der Form unterscheiden sich die Anweisungen von Kirchen und Religionsgemeinschaften sowohl untereinander als auch gegenüber staatlichen Vorschriften.
Dankbarkeit kann gegenüber Menschen bestehen, gegenüber dem Schicksal, Fügungen, der Schöpfung oder gegenüber Gott. Es ist seit Jahrtausenden ein Bedürfnis der Menschen, sich dankbar zu zeigen. Diesen Wunsch – ob religiös oder nicht – unterstützt unser Staatswesen seit langer Zeit mit der den religiösen Aspekt ergänzenden Auflage des Ruhetages. Ungestört von Ablenkungen sollen sich diejenigen, die das möchten, der Dankbarkeit widmen können. Der Begriff Dank im engeren Sinn ist unzureichend, das zu schildern, was an diesem dritten Sonntag im September die Gedanken vieler Menschen in unserem Kanton, in unserem Land bestimmt. Dankbar sein beinhaltet stets die Anerkennung, dass nicht jedes Einzelwesen alles selbst bestimmen kann. Dank anerkennt, dass andere mit ihrem Handeln das eigene Leben beeinflusst haben. Dank im Sinne des Bettages hat auch mit Geschwisterlichkeit zu tun. Mit Solidarität. Dankbarkeit gegenüber anderen relativiert die Bedeutung des „Ich“ und stärkt die Wahrnehmung, die Achtung gegenüber anderen. Gerade diese Tatsache ist für die heutige Zeit wichtig. Zu sehr beherrschen Konkurrenzdenken, Wettbewerb und Individualisierung unseren Alltag. Die Erkenntnis, dass nicht alles steuerbar ist, dass es andere Einflüsse zum Gelingen oder zum Verhindern des Misslingens braucht, ist eine wichtige – früher wie heute.
Der Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt ist allen dankbar, die mithelfen, dass unser Staatswesen die Aufgaben erfüllen kann, welche es braucht, damit unsere Bevölkerung sich hier wohl fühlt.