Verleihung des Wissenschaftspreises der Stadt Basel an Dr. phil. Christine Christ-von Wedel
MedienmitteilungRegierungsrat
Der diesjährige Wissenschaftspreis der Stadt Basel geht an Dr. phil. Christine Christ-von Wedel. Ausgezeichnet wird die Ehrenpräsidentin der Mission 21 für ihre herausragenden Arbeiten über Erasmus von Rotterdam und die schweizerische Reformationsgeschichte sowie ihre Erforschung der Geschichte der Basler Mission.
Der Regierungsrat hat den diesjährigen Wissenschaftspreis an Dr. phil. Christine Christ-von Wedel verliehen. Der Wissenschaftspreis in der Höhe von 20'000 Franken wird alljährlich und im Turnus der sieben Fakultäten Forschenden zuerkannt, die zur Universität Basel in Beziehung stehen und sich durch herausragende wissenschaftliche Leistungen hervorgetan haben. Der Regierungsrat ehrt die 1948 geborene Historikerin auf Grund ihres zentralen Beitrags zur Vermittlung zwischen der wissenschaftlichen Erforschung der humanistischen und theologischen Tradition und deren Rezeption sowie für ihre Forschungsbeiträge zum Verständnis der Geschichte der Basler Mission.
Christine Christ-von Wedel hat in Basel Geschichte, Philosophie und Kirchengeschichte studiert und promovierte 1979 mit einer Dissertation über Erasmus von Rotterdam. 1999 nahm sie einen Lehrauftrag an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich wahr, 2003 arbeitete sie als Fellow des Schweizerischen Institutes für Reformationsgeschichte an der Universität Zürich. Sie engagiert sich seit 1986 für Missionsanliegen auf Gemeindeebene und in Gremien, zunächst der Basler Mission, später auch in der Evangelischen Mission in Solidarität in Südwestdeutschland. Von Februar 2012 bis Ende 2014 wirkte sie als Präsidentin des Vorstandes von Mission 21 und arbeitete mit an der wissenschaftlichen Dokumentation der Geschichte der Basler Mission. Ihr Forschungsgebiet im Bereich der Schweizerischen Reformationsgeschichte und zum Humanismus verfolgte sie weiter in verschiedenen Publikationen. Christine Christ-von Wedel ist verheiratet und Mutter von vier erwachsenen Kindern.
Heute gilt es als unbestritten, dass Erasmus von Rotterdam neben seiner Bedeutung als einflussreichster Denker der Renaissance auch ein bedeutsamer Theologe war. Als Historikerin mit Spezialgebiet Humanismus und Reformation erforschte Christ-von Wedel in einer international beachteten Studie die Frage, worin dieser eigenständig theologische Beitrag besteht. Das Neue an der Theologie des Erasmus stellt für Christ-von Wedel dessen radikal historischer Zugang zu den biblischen Büchern und den Dogmen und Schriften der Kirchenväter dar. Die Wahrnehmung der Situationsgebundenheit des religiösen und geistigen Lebens führte Erasmus zur Erkenntnis, dass sich die Kirche und ihre Lehre an neue Situationen anpassen müssen und somit auch die Stellung der Frauen neu zu bewerten haben. Die 2013 ins Englische übersetzte intellektuelle Biographie weist Erasmus damit als radikalen Denker der Moderne aus.
Neben zahlreichen weiteren Publikationen zu Gestalten der schweizerischen Reformationsgeschichte beleuchtet Christine Christ-von Wedel als Mitherausgeberin der Reihe „Basler Mission. Menschen, Geschichte, Perspektiven 1815–2015“ des Schwabe Verlags die Geschichte der Basler Mission. Dieses interdisziplinär und international ausgerichtete Forschungsunternehmen zum Wandel in Theologie, Frömmigkeit und Praxis der Mission zeigt Perspektiven heutiger missionarischer Theorie und Praxis und ermöglicht insbesondere auch Forschung in nichteuropäischen Ländern.
Mit der Verleihung des Wissenschaftspreises 2015 an Christine Christ-Christ-von Wedel ehrt die Stadt Basel damit eine Forscherin, die ausserhalb der traditionellen universitären Förderungsangebote konsequent und mit langem Atem eine eigenständige Forschungstätigkeit durchgeführt hat und sowohl die kirchenhistorische Forschung über den Basler Gelehrten Erasmus von Rotterdam und den schweizerischen Humanismus als auch die fundierte wissenschaftliche Rezeption der Missionsgeschichte unterstützt und weitergeführt hat.
Die feierliche Übergabe des Wissenschaftspreises findet am 29. September 2015 im Grossratssaal statt.
Hinweise
Bilder von der Preisverleihung: Bilddatenbank