«Hospital at home»-Angebot für betagte Menschen im Kanton Basel-Stadt soll weitergeführt werden
MedienmitteilungRegierungsrat
Der Regierungsrat beantragt dem Grossen Rat die Fortführung des Modellprojekts AdvantAGE* des Felix Platter-Spitals. Er ersucht den Grossen Rat, für die Jahre 2026 bis 2028 Ausgaben von insgesamt Fr. 1'668'867 (Fr. 556'289 jährlich) zu bewilligen. Dieses zukunftsweisende Modellprojekt schliesst eine Versorgungslücke in der Betreuung betagter und hochbetagter Menschen nach einem Spitalaufenthalt, was heute oft mit «Hospital at home» bezeichnet wird.
Ältere Menschen stehen vor grossen Herausforderungen, wenn sie das Spital verlassen. Nach einem stationären Aufenthalt steigt oft das Risiko eines erneuten Spitaleintritts. Um gefährdete Patientengruppen in dieser Übergangsphase zu unterstützen, werden in vielen Ländern erfolgreich Modelle für die pflegerische Begleitung von Übergängen angewendet. Sie haben zum Ziel, die Zahl der Wiedereintritte ins Spital zu reduzieren und dabei die verschiedenen Akteure im Gesundheitssystem miteinander zu vernetzen.
Der Kanton Basel-Stadt hat sich mit dem zukunftsweisenden AdvantAGE-Modellprojekt der Universitären Altersmedizin FELIX PLATTER im Bereich der integrierten geriatrischen Versorgung positioniert und damit eine bestehende Versorgungslücke geschlossen. Das innovative und seit 2023 vom Kanton mitfinanzierte Modellprojekt ist darauf ausgerichtet, die Versorgungslücke im Bereich der Übergangspflege für vulnerable ältere multimorbide Personen an der Schnittstelle zwischen der Spitalversorgung und dem häuslichen Setting zu schliessen. Diese Vorgehensweise wird heute oft mit «Hospital at home» bezeichnet.
Dafür hat die UAFP in enger Zusammenarbeit mit Hausärzten, Spitex, Apotheken, dem Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel, Patientinnen und Patienten sowie Angehörigen ein Übergangsmodell für den Kanton Basel-Stadt entwickelt. Das daraus hervorgegangene AdvantAGE-Modellprojekt wird an der UAFP durchgeführt und vom Kanton Basel-Stadt seit 1. Januar 2023 finanziell unterstützt. Der Projektname AdvantAGE steht für «Development and implementation of an ADVANced Practice Nurse-led interprofessional Transitional cAre model for frail GEriatric adults».
Ältere Menschen mit komplexen medizinischen und/oder sozialen Situationen werden bis zu 90 Tage nach ihrem Spitalaustritt von einem interdisziplinären Team behandelt und betreut. Die häusliche Anschlussversorgung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den behandelnden Hausärzten, Spitex-Organisationen und Apotheken. Eine zentrale Rolle im Versorgungsmodell spielen die Advanced Practice Nurses. Sie koordinieren den gesamten Behandlungspfad, vom Spitalaufenthalt über die Entlassung bis hin zur Weiterbehandlung und -versorgung im häuslichen Umfeld. Bei den Hausbesuchen kann der gesundheitliche Zustand und die Wohnsituation beobachtet und eingeschätzt werden. Basierend darauf werden allfällige weitere Unterstützungsangebote organisiert. Nach 90 Tagen findet eine Abschlussbesprechung statt, bei der ein umfassender Versorgungsplan erstellt wird.
Das Projekt ist ein weiteres Beispiel für die Initiativen des Kantons Basel-Stadt zu Gunsten einer besser integrierten und stärker ambulant ausgerichteten Versorgung. Weitere derartige Angebotsformen werden insbesondere im Bereich der Psychiatrie gefördert (siehe Geschäft Nr. 25.1260, Gemeinwirtschaftliche Leistungen der baselstädtischen Spitäler)
Erfolgreiches Pilotprojekt
Im Zeitraum vom 1. Januar 2023 bis 31. Dezember 2024 haben im Rahmen des Pilotprojektes 201 Patientinnen und Patienten eine AdvantAGE-Versorgung erhalten. Finanziell ergeben sich daraus eingesparte Gesundheitskosten von rund 720'000 Franken, wie eine Simulation errechnete. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden lag bei 84.3 Jahren. Sie wiesen eine leichte bis mittelschwere Gebrechlichkeit auf.
Die derzeitige Finanzierung des AdvantAGE-Modellprojekts läuft Ende 2025 aus, weshalb der Regierungsrat dem Grossen Rat die Bewilligung von Ausgaben in Höhe von rund 1.669 Mio. Franken zur Fortführung des Versorgungsmodells in den Jahren 2026–2028 beantragt.
Eigene Tarifpositionen zur langfristigen Finanzierungsmöglichkeit angestrebt
Die Fortführung des AdvantAGE-Modellprojekts in den kommenden drei Jahren soll auch dazu genutzt werden, die nachhaltige Integration des geriatrischen Versorgungsmodells in die Regelversorgung durch die Schaffung eigener Tarifpositionen zu ermöglichen. Das angestrebte Ziel ist die Eingliederung des AdvantAGE-Angebots in die Regelversorgung des Kantons Basel-Stadt. Für das Jahr 2026 ist es geplant, einen Antrag zur Aufnahme von AdvantAGE-Tarifpositionen bei der Eidgenössischen Kommission für Leistungen und Grundsatzfragen (ELGK) des Bundesamts für Gesundheit einzureichen. Diese Kommission beurteilt, ob neue Leistungen in den Leistungskatalog aufgenommen werden und somit zulasten der obligatorischen Krankenversicherung verrechnet werden können.
Hinweise
*AdvantAGE = Advanced Practice Nurse-led Interprofessional Transitional Care Model for Frail Geriatric Adults
Weitere Informationen, auch aus der Praxis, sind im digitalen Jahresbericht 2024 des Bereiches Gesundheitsversorgung zu finden: