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Erstmals grenzenlose Archivsuche möglich

Medienmitteilung

Präsidialdepartement

Eine gemeinsame Medienmitteilung der Kantone Zürich Zug Basel-Stadt Thurgau und des Archivs für Zeitgeschichte der ETH Zürich -- Seit heute kann man zum ersten Mal direkt in mehreren grossen Schweizer Archiven gleichzeitig online recherchieren. Die Staatsarchive Zürich Zug Basel-Stadt und Thurgau sowie das Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich haben ihre Suchplattform "Archives online" aufgeschaltet. Zu dem fast schon revolutionär einfachen Suchsystem werden in Kürze weitere Archive aus dem In- und Ausland stossen.

Nehmen wir an, ein Händler wurde im Thurgau geboren, er erwarb eine Immobilie in Basel, wurde in Zürich in ein Strafverfahren verwickelt und starb in Zug. Wer bis anhin in den Staatsarchiven zu einer solchen Person recherchierte, musste wissen, in welchen Archiven man auf die Suche nach den einzelnen Puzzleteilen gehen muss. Und wer aus dem Ausland nach Schweizer Vorfahren suchte, scheiterte schnell einmal an der Vielfalt der schweizerischen Archivlandschaft. Seit heute gehört dieses Problem zumindest teilweise der Vergangenheit an. Die Staatsarchive der Kantone Zürich, Thurgau, Basel-Stadt, Zug und das Archiv für Zeitgeschichte der ETH Zürich betreiben mit www.archivesonline.org neu ein gemeinsames Portal für die archivübergreifende Suche nach Informationen aus 1200 Jahren Schweizer Geschichte. (Quicklinks zu archivesonline finden sich selbstverständlich auch auf den Websites aller angeschlossenen Archive.) Weitere Archive werden noch in diesem Jahr dazu stossen.

Revolutionär einfaches System

Fast schon revolutionär am neuen Portal ist dessen Einfachheit. Bestehende Systeme im Ausland betreiben riesige eigene Datenbanken. Wer sich anschliessen will, muss seine Daten für die Publikation aus dem eigenen System exportieren und sie an eine zentrale Stelle schicken. Dort werden sie überarbeitet und für die Anzeige im Internet in eine Datenbank importiert. Ergänzungen, Korrekturen und Änderungen müssen immer wieder neu eingepflegt werden. Das verursacht Kosten - und zwar vermeidbare. Denn das Portal Archives online kommt ohne diese Zwischenschritte aus. Es macht sich den Umstand zunutze, dass grössere Archive heute ohnehin eigene Online-Datenbanken betreiben. Dieser eine Datenstamm, wo ein Archiv alle seine aktuellen Verzeichnisse pflegt, wird vom Portal abgefragt. Und die angezeigten Treffer sind nichts anderes als Verweise auf eben diese Datenbanken - die immer auf dem neusten Stand sind.

Grosses Potenzial

Für die Phase der Entwicklung blieb die Arbeitsgemeinschaft mit den vier Kantonen und dem ETH-Archiv bewusst klein. Nur so war es den fünf Archiven möglich, die angestrebte Lösung innert weniger Monate realisieren zu lassen. Ziel war es jedoch von Anfang an, dass unmittelbar nach der Freischaltung des Portals weitere Archive dazu stossen sollten. Entsprechend ist bereits auf Ende August in Zürich eine Informationsveranstaltung angesetzt, zu der sich inzwischen Dutzende von in- und ausländischen Archiven angemeldet haben. Ab Herbst werden weitere schweizerische Kantone und grössere Städte aufgeschaltet, zudem solche aus ausländischen Nachbargebieten. Auch nationale Archive haben ihr Interesse angemeldet.

Der Sprung ins 21. Jahrhundert

Die öffentlichen Archive kommen nicht darum herum, ein Online-Angebot aufzubauen, das den Nutzungsgewohnheiten des 21. Jahrhunderts entspricht. Fast alle haben in den letzten fünfzehn Jahren moderne Datenbanken aufgebaut, die die Papierverzeichnisse sukzessive ablösen. Seit einigen Jahren schalten immer mehr Archive Online-Datenbanken auf, die Recherchen und die gezielte Vorbereitung eines Archivbesuchs ermöglichen. In jüngster Zeit beginnen erste Archive damit, zentrale Aktenserien aufs Netz zu stellen. So ist etwa das Staatsarchiv Zürich daran, alle Regierungsratsbeschlüsse und Kantonsratsprotokolle seit 1803 online zu publizieren, zudem Karten und Pläne - und schon bald Rechtsquellen aus der Zeit der alten Eidgenossenschaft. Basel-Stadt publiziert neben seinen Findmitteln seit Jahren immer mehr Bilder im Netz, eindrückliche Fotos aus 150 Jahren Geschichte. Das Staatsarchiv Zug präsentiert nicht nur seine eigenen Bestände, sondern auch diejenigen der Bürgergemeinde Zug. Das Staatsarchiv Thurgau, das erst seit einigen Monaten mit seiner Datenbank online ist, macht Verzeichnisse publik, die es bis vor wenigen Jahren noch gar nicht gab: detaillierte Findmittel zu Klosterarchiven, zum Landvogteiarchiv, aber auch zum jungen Kanton Thurgau und zu zahlreichen privaten Beständen. Und das Archiv für Zeitgeschichte der ETH publiziert die Verzeichnisse zu seinen zahlreichen Beständen von Firmen, Organisationen und Privatpersonen - Bestände, die teilweise eng verknüpft sind mit staatlichen Akten. Vielerorts haben also Quantensprünge stattgefunden, die teilweise kaum bemerkt wurden.

Keine leeren Lesesäle befürchtet

Dass sich wegen des Online-Angebots die Lesesäle der Archive leeren werden, glauben die beteiligten Archivare übrigens nicht. Denn einerseits erspart die Online-Suche nur in den seltensten Fällen das Studium der Akten. Und andererseits machen Archivrecherchen regelrecht süchtig. Wer einmal die Schwelle zu einem Archiv betreten hat, kommt in der Regel wieder. Das Online-Portal wird die Spurensuche erleichtern - und da und dort einen Narrengang ersparen. Entsprechend rechnen die beteiligten Archive wegen des neuen Suchangebots mit steigenden Besucherzahlen.

Weitere Auskünfte

Dr. Beat Gnädinger Staatsarchivar des Kantons Zürich 044 635 69 10 079 778 09 64 Esther Baur Staatsarchivarin des Kantons Basel-Stadt 061 267 86 02 076 339 06 93 www.staatsarchiv.bs.ch André Salathé Staatsarchivar des Kantons Thurgau 052 724 28 99 079 779 37 51 Dr. Peter Hoppe Staatsarchivar des Kantons Zug 041 728 56 81 Dr. Gregor Spuhler Leiter des Archivs für Zeitgeschichte der ETHZ 044 632 36 44 076 476 52 37