Der Wohnungsbau im Kanton Basel-Stadt 2021
MedienmitteilungPräsidialdepartement
Im vergangenen Jahr wurden im Kanton Basel-Stadt 851 Neubauwohnungen erstellt. In den kommenden Jahren kann weiterhin eine hohe Neubauproduktion erwartet werden, denn Ende 2021 befanden sich rund 1 800 Logis in der Bauphase und rund 200 Wohnungen waren bewilligt.
2021 gelangten im Kanton Basel-Stadt 851 neue Logis auf den Wohnungsmarkt. Zudem waren 96 Abbrüche und ein positiver Umbausaldo von 222 Einheiten zu verzeichnen. Daraus resultierte eine Nettoproduktion (Neubau minus Abbrüche plus Umbausaldo) von 977 Wohnungen, was 0,9% des gesamten Wohnungsbestandes entspricht. Dadurch ist auch der Zehnjahresmittelwert stark gestiegen. Er beträgt nun 563 Einheiten pro Jahr, während er letztes Jahr noch bei 496 lag.
41% der neuen Wohnungen entfallen auf zwei Grossprojekte. Beim grössten Projekt, dem Claraturm im Wohnviertel Clara, wurden im Berichtsjahr 225 Wohnungen erstellt. 60 Logis konnten bereits im Vorjahr bezogen werden. Auf diesem Areal befanden sich früher Mehrzweckgebäude in Blockrandbauweise. Insgesamt 42 Wohnungen wurden in den Vorjahren abgebrochen. Durch das Bauen in die Höhe entstanden nun rund sieben Mal mehr Wohnungen. Das zweite Grossprojekt wurde im Wohnviertel St.Johann erstellt. Es ist die Überbauung Sonnenfänger mit 125 Genossenschaftswohnungen. Die Überbauung entstand auf einem Teil des Familiengartenareal Milchsuppe, welches 2014 im Zuge der Zonenplanrevision in die Bauzone umgezont worden war.
Insgesamt entstanden 53% der neuerstellten Wohnungen in Grossbasel, 38% Kleinbasel und 9% in den Landgemeinden. Nach Wohnviertel aufgeschlüsselt wurden in den Wohnvierteln Clara und St. Johann mit 225 und 214 Logis rund die Hälfte (52%) aller Neubauwohnungen erstellt. 38% der Neubauwohnungen weisen zwei Zimmer auf. Bei je 34% handelt es sich um Zweizimmer- und um Dreizimmerwohnungen. Der Rest verteilt sich auf Wohnungen mit vier (18%) sowie auf solche mit fünf (6%), mit einem (5%) und mit mindestens sechs Zimmern (2%). Die durchschnittliche Zimmerzahl einer Neubauwohnung betrug 2,9 Zimmer, 2020 waren es 2,6 Zimmer. Eine Neubauwohnung war im Berichtsjahr durchschnittlich knapp 82 Quadratmeter gross und damit ein wenig grösser als der Durchschnitt aller Wohnungen im Bestand (knapp 80 Quadratmeter). Im Vorjahr waren die Neubauwohnungen mit durchschnittlich gut 73 Quadratmetern fast 9 Quadratmeter kleiner.
Durch Umbautätigkeiten resultierten 285 neue oder neuwertige Logis. Da im Zuge dieser Arbeiten 63 Wohnungen aufgehoben wurden, ergab sich ein Umbausaldo von 222 Logis. Dieser Wert ist zum elften Mal in Folge positiv. Im Einzelnen trugen folgende Tätigkeiten dazu bei: 167 Wohnungen wurden durch die Umnutzung von ehemaligen Geschäftsräumen in Wohnungen gewonnen. Meistens waren es ehemalige Büros, welche in Wohnungen überführt worden sind. 69 Logis wurden durch die Aufteilung grösserer Wohnungen in kleinere Einheiten geschaffen. Durch Ausbauten, insbesondere in aufgestockten Dachgeschossen, kamen 32 weitere Wohnungen hinzu. 17 Logis entstanden durch die Zusammenlegung kleinerer Wohnungen zu grösseren. Demgegenüber gingen 32 Wohnungen durch eine Wohnungsaufteilung, 28 Logis durch eine Zusammenlegung und 3 durch eine Zweckentfremdung verloren.
Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.statistik.bs.ch/wohnungsbau-2021
Wohnungsbau zieht als Folge der Entwicklungsdynamik weiter an
Kommentar der Kantons- und Stadtentwicklung zum Wohnungsbau 2021
Lange war die Leerstandsquote in Basel-Stadt so klein, dass von einem akuten Wohnungsmangel gesprochen werden musste. 2014 betrug sie 0,2 Prozent, 2017 0,5 Prozent und 2021 ist sie nun immerhin auf 1,1 Prozent geklettert. Das ist zwar noch immer unter dem Wert von 1,5 Prozent, der die Grenze zu einem gesunden Wohnungsmarkt markiert, aber der Trend ist eindeutig. Ebenso eindeutig ist der Trend beim Mietpreisindex. Dieser ist, der grossen Nachfrage folgend, zwischen 2005 und heute um 22 Prozent gestiegen. Gleiches gilt jedoch auch für das Steuersubstrat bei den natürlichen Personen, das innerhalb von 10 Jahren um 7 Prozent gewachsen ist.
Kurz zusammengefasst: Basel-Stadt boomt. Und ein Ende ist nicht in Sicht. Ganz im Gegenteil. Nicht nur durch den Neubau von 851 Wohnungen, sondern auch mit der vermehrten Umnutzung von Büroflächen – was sich durch das «neue Normal» Homeoffice als Folge der Corona-Pandemie noch verstärken dürfte – entstehen laufend neue Wohnungen (2021 waren es immerhin schon 167 umgenutzte Wohneinheiten). Und die Transformationsareale bergen ein riesiges Potenzial. Der Regierungsrat rechnet in der jüngsten Fassung des Berichts «Strategische Stossrichtung zur Nutzungsverteilung zwischen Arbeiten und Wohnen auf den Arealen in Transformation» mit einem Wohnraumpotenzial für bis zu 19 400 Menschen.
Das ist auch nötig, denn Basel-Stadt ist nicht nur wirtschaftlich dynamisch unterwegs, sondern zählt als Folge davon auch immer mehr Einwohnerinnen und Einwohner. Seit 2005 nahm die ständige Wohnbevölkerung im Schnitt jährlich um 750 Personen zu. Ende 2021 lebten knapp 202 000 Menschen im Kanton Basel-Stadt. Doch darf man diese Dynamik nicht isoliert betrachten. Die Stadt macht ja an der Kantons- und den Landesgrenzen nicht halt. Die Agglomeration ist zudem komplett auf die Stadt ausgerichtet. Wenn jemand also ins Umland zieht, ist die Person für Basel-Stadt zwar als direkte Steuerzahlerin verloren, nicht aber als Einwohnerin der zweitgrössten Wirtschaftsregion der Schweiz. Zürich, zum Beispiel, hat es viel leichter, sich als Einheit zu positionieren: Dort wurde nicht nur stark eingemeindet, die Stadt ist auch noch Bestandteil desselben Kantons. Wenn also in Basel-Stadt die Binnenwanderung leicht negativ ist, gewinnt dennoch die Region. Und das schlägt auch wieder positiv auf Basel-Stadt als Wirtschaftsstandort sowie Einkaufs-, Ausgeh- und Kulturzentrum zurück.
Für Zuzügerinnen und Zuzüger aus der Schweiz und aus dem Ausland ist Basel als Zentrums- und Uni-Stadt oft der erste Ankunftsort. Der oft zu beobachtende Weg- oder vielmehr Weiterzug von Schweizerinnen und Schweizern nach einigen Jahren in die Agglomeration – «Ur-Basler sind kaum dabei – ist dabei weder neu noch ein Problem. Zudem sinkt deren Anteil beim Wegzug seit 2008 stetig. Und würde noch stärker sinken, wenn genügend bezahlbarer Wohnraum vorhanden wäre. Demgegenüber ziehen immer mehr Ausländerinnen und Ausländer in die Stadt, wo sie oft auch bleiben. Oft sind es Expats, von der Life-Science-Industrie angeworbene Gutverdienerinnen und Gutverdiener, denen Basel alles bietet, was sie benötigen, inklusive viel Grün, Sicherheit und kurze Wege. Zudem ist es für sie offensichtlich schwieriger, sich in der Agglomeration zurecht zu finden als für Schweizerinnen und Schweizer.
Der Regierungsrat will aber gar nicht nach Nationalitäten und Einkommen entscheiden, sondern generell dafür sorgen, dass mehr Personen innerhalb der Kantonsgrenzen wohnen können. Deshalb wird die Wohnbautätigkeit weiter hoch bleiben und auch mehr gemeinnütziger und kostengünstiger Wohnraum entstehen. Damit Basel das dynamische Zentrum einer attraktiven Region bleibt.