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Integrative Schule: Differenzierte Rückmeldung der Basler Lehr- und Fachpersonen

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Das ED-Massnahmenpaket zur Verbesserung der integrativen Volksschule Basel-Stadt stellt eines der wichtigsten Polit-Geschäfte der letzten Jahre dar. Es wäre ohne den Druck durch die sog. «Förderklassen-Initiative» (FKI) wohl nicht so schnell erstellt worden und lässt sich als Gegenvorschlag zur FKI verstehen. Die KSBS hat eine breit angelegte Umfrage zum Massnahmenpaket durchgeführt. Die Ergebnisse wurden vom KSBS-Vorstand, in dem Vertretungen aus allen Schulstandorten Einsitz nehmen, in seiner Juni-Sitzung zur Kenntnis genommen. Zudem wurde das KSBS-Begleitschreiben zuhanden des ED einstimmig gutgeheissen.

Mehrere Reihen von bunten Schuhen auf Regalen.

Die Konsultation wurde von der Kantonalen Schulkonferenz Basel-Stadt (KSBS) unter hohem Zeit- und Erwartungsdruck durchgeführt. Die KSBS bemühte sich intensiv darum, die vom Departementsvorsteher Conradin Cramer angekündigte «breite» Evaluation zu ermöglichen. 

Dabei ging es darum, die Lehr-, Fach- und Leitungspersonen an ihren Standorten darin zu unterstützen, trotz der Kurzfristigkeit in einen Austausch über die komplexen Inhalte der Vorlage zu gelangen sowie es all den einzelnen Konsultationsteilnehmenden möglich zu machen, den Konsultationsfragebogen informiert und in Kenntnis der Zusammenhänge auszufüllen. Dafür wurde eine Kurzversion der Massnahmen erstellt, zwei – rege besuchte – Online-Informationsveranstaltungen wurden angeboten, und es wurde den Konferenzvorständen ein mehrstufiges Konsultationsvorgehen empfohlen, das im Rahmen der knappen zeitlichen Vorgaben durch das ED wenigstens ein Minimum an kollegialer Diskussion und individueller Information sicherstellen sollte.

Auf der Grundlage eines vom ED zur Verfügung gestellten Entwurfes hat die KSBS einen Fragebogen zum Massnahmenpaket entwickelt und den 3320 KSBS-Mitgliedern zugestellt, die als Lehr-, Fach- und Leitungspersonen im Bereich «Unterricht» an der Volksschule Basel-Stadt tätig sind. Die KSBS ist sehr erfreut, dass unter diesen schwierigen Umständen – minimales Konsultationszeitfenster für eine komplexe Materie, deren Inhalte erst kurzfristig zur Verfügung standen – 1105 der Angeschriebenen an der Umfrage teilgenommen haben: eine sehr gute Teilnahme-Quote von 33 Prozent. Aus Sicht der KSBs sind die Ergebnisse der Umfrage repräsentativ. 

Verhaltensauffälligkeiten: Förderklassen, Fördergruppen oder Lerninseln?

Eine bedeutsame Massnahme stellt die Wiedereinführung von (teil-)separativen «Förderklassen» bzw. «Fördergruppen» dar. Diese Massnahme erfährt eine hohe Zustimmung. Beim Variantenentscheid werden die Förderklassen gegenüber den Fördergruppen deutlich bevorzugt (siehe Grafik 1). Betont werden die Gelingensbedingungen: genügend Raum, Lehr- und Fachpersonen, adäquate Klassen- bzw. Gruppengrössen. Dabei werden die vom ED vorgeschlagenen Eckwerte als ungenügend erachtet.

Ein möglicher Knackpunkt lässt sich darin ausmachen, dass das ED Schülerinnen und Schüler mit sog. «primären sozialen Verhaltensauffälligkeiten» explizit nicht als Zielgruppe für die Förderklassen vorsieht. Hier ergibt sich ein gravierender Unterschied zur Problemanalyse und zu den Forderungen der FKI. Deshalb fordert die KSBS in ihrem Begleitschreiben das ED explizit dazu auf, für die Problematik der primären Verhaltensauffälligkeiten spezifische Lösungen zu entwickeln und anzubieten.  

Bei den Fördergruppen verdient grosse Aufmerksamkeit, dass sehr deutlich nicht nur eine Separation in den Fächern Deutsch und Mathematik (wie vom ED vorgeschlagen), sondern auch in anderen Fächern bevorzugt wird.

Die flächendeckende Einführung von Lerninseln als niederschwelliger Interventionsmassnahme erfährt eine hohe Zustimmung. In der entsprechenden Grafik 2 sind die beiden zustimmenden Antwortoptionen («stimmt genau» und «stimmt eher») zusammengefasst. Offensichtlich ist die kurzfristige Entlastung in schwierigen Situationen ein dringendes Anliegen. Auch hier stellt sich die Frage, ob mit dieser Massnahme der Problematik der primären sozialen Verhaltensauffälligkeit begegnet werden kann.

One-Pool-Lösung – klare Rahmenbedingungen gefordert

Die sog. «One Pool-Lösung» – ein Gesamtpool für möglichst alle Förderressourcen vor Ort – wird unterstützt, allerdings wird betont, dass der Einsatz der Förderressourcen aufgrund der sonderpädagogischen Expertise vor Ort und unter Einbezug von externen Stellen erfolgen muss. Gefordert werden klare Rahmenbedingungen für die Verteilung der Förderressourcen und gesonderte Sockelbeträge ausserhalb der Pool-Lösung – vor allem für Logopädie und Psychomotorik, aber auch bei anderen Förderangeboten (Heilpädagogik). Dass für den Kindergarten ein gesonderter Pool zu bilden ist, ist genauso unbestritten wie die Erhöhung der Förderressourcen für den Kindergarten. Auch der Ausbau der Logopädie-Ressourcen ist unbestritten. Signifikant skeptisch wird die Verschiebung der Ressourcen für Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) beurteilt: Hier erwartet die KSBS vom ED, dass diese Skepsis genau analysiert wird und eine Abänderung des Vorschlags erfolgt. Die Einführung eines «Spezialangebots plus» (SpA plus) für besonders anspruchsvolle Kinder und Jugendliche («Systemsprenger») findet eine sehr hohe Zustimmung.

Das Begleitschreiben der KSBS sowie die Ergebnisse der KSBS-Umfrage finden sich auf der KSBS-Homepage (Umfrage Integrative Schule). In der Umfrage und im Begleitschreiben werden noch weitere Aspekte der integrativen Schule thematisiert: die Situation in den Gemeindeschulen von Riehen und Bettingen, Fragen zur Weiterbildung von Schulleitungen und Lehr- und Fachpersonen, Fragen zur Evaluation von Massnahmen und bestehenden Angeboten (KIS) und Fachstellen.

Simon Rohner und Mike Bochmann Grob (Präsident und Vize-Präsident KSBS)

Kreisdiagramm der Förderklassen, Fördergruppen und keine/andere.
Kreisdiagramm zu Lerninseln