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Alles unter einem Dach

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Holz, Metall und Pflanzen: Die Stiftung LBB Lehrbetriebe beider Basel vereint eine Schreinerei, eine Werkstatt für Mechanik und eine Gärtnerei sowie eine eigene Berufsfachschule unter ihrem Dach. Das kommt Lernenden mit sozialen Indikationen entgegen.

Lernender in rotem T-Shirt mit Viola in der Hand.
Bei den Lernenden der Gärtnerei sind die Pflanzen in guten Händen.

Manchmal stellt Lukas Allemann kurzerhand Tische im Treibhaus auf und verlegt den Berufsfachschulunterricht in die Gärtnerei. «Schwächere Schülerinnen und Schüler lernen besser, wenn wir sie hier in unserem grünen Zimmer unterrichten», weiss der langjährige Betriebsleiter der Gärtnerei aus Erfahrung. Allemann ist Leiter der Gärtnerei, Berufsbildner und Fachlehrperson in Personalunion und versucht, die Theorie so gut wie möglich in der Praxis zu verankern: «Unsere Stärke ist, dass wir wissen, wovon wir reden. Wir stehen täglich mit beiden Beinen in der Berufspraxis. Das hilft, die Lernenden für die Materie zu begeistern, für Pflanzennamen, Gewächshaustechnik oder Bodenkunde.»

In der Stiftung Lehrbetriebe beider Basel sind die Wege kurz. Die Lernenden finden ihren Lehrbetrieb, die Berufsfachschule und die obligatorischen überbetrieblichen Kurse (ÜK) innerhalb der Institution. Abgesehen vom Allgemeinbildenden Unterricht (ABU) und einigen Modulen in der Ausbildung zur Polymechanikerin oder zum Produktionsmechaniker EFZ wird alles intern abgedeckt.

«Gewisse Lernende muss man engmaschig begleiten, nur dann funktioniert es», erklärt Peter Bräm, seit 2017 Geschäftsführer der Stiftung: «Wir können sowohl in der Schule als auch im Betrieb das Setting so legen, dass die Lernenden Erfolgserlebnisse und den grösstmöglichen Output haben. So sind etwa die Klassen mit ungefähr 12 Schülerinnen und Schülern pro Jahrgang kleiner als in anderen Berufsschulen. Taucht jemand ab, fällt das sofort auf und wir können schnell reagieren.» 

Aus dem Basler Jugendheim entstanden

Die Stiftung LBB gründet historisch im Basler Jugendheim, das in den 1920er-Jahren ursprünglich nur für dissoziale oder delinquente junge Männer geschaffen wurde.1980 wurden die Lehrwerkstätten aus dem Heimbetrieb herausgelöst und eigenständig weitergeführt, seit 2010 in Form einer unabhängigen Stiftung. Eines der Stiftungsziele ist es, jungen Menschen mit sozialen Indikationen eine berufliche Grundbildung zu ermöglichen. 

«Wir sind für Jugendliche da, die nirgends hineinpassen. Für junge Menschen, die keine IV-Thematik aufweisen, und dennoch im Arbeitsalltag Mühe haben. Das können Jugendliche mit Lernschwierigkeiten, Verhaltensauffälligkeiten oder aus schwierigen familiären oder sozioökonomischen Verhältnissen sein. Wir haben das Ziel, dass sie nach der Lehre auf dem ersten Arbeitsmarkt bestehen können», fasst Peter Bräm die Ausrichtung der Stiftung zusammen. Und weist gleichzeitig darauf hin, dass die drei Produktionsstätten der LBB im Markt bestehen müssen: «Wie alle anderen Betriebe stehen wir unter einem wirtschaftlichen Druck. Diesen Druck geben wir an unsere Lernenden weiter. Wenn wir mit der Schreinerei eine Küche ausliefern müssen, muss der Zeitplan stimmen. Unsere Lernenden müssen produktiv arbeiten können, Leistung bringen, auch wenn das ab und an zu Krisen führt. Wir holen sie ab und bringen ihnen bei, stark zu werden und stark zu bleiben.»

Die Stiftung hat einen Leistungsauftrag mit den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft und verfolgt einen integrativen Ansatz. Sie nimmt jedes Jahr 60 Prozent Lernende mit sozialen Indikationen und 40 Prozent Lernende ohne Indikationen auf. Die Aufnahme der Lernenden aus der ersten Gruppe erfolgt über eine sechsköpfige bikantonale Aufnahmekommission. 

Sind die Lehrverträge dann aber einmal unterschrieben, wird keine Unterscheidung zwischen den beiden Gruppen von Lernenden mehr gemacht. «Die 24 Lernenden in unserer Gärtnerei sind ganz unterschiedlich unterwegs. Sie wissen nicht, wer unter welchen Bedingungen zu uns gekommen ist. Es spielt im Alltag absolut keine Rolle», erklärt Lukas Allemann und fügt an: «Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie sie sich zu einer Gruppe zusammenfinden. Sie schauen zueinander, treffen sich auch privat.» Der starke Zusammenhalt innerhalb der Gruppe sei vor allem für die leistungsmässig schwächeren Lernenden förderlich, doch gebe es im Alltag natürlich auch immer wieder herausfordernde Situationen: «Aktuell müssen die Bestellungen mit den Viola raus. Wenn man da zwei darunter hat, die nicht richtig mitmachen, muss man schon intervenieren und die Gruppe sinnvoll zusammenstellen. Denn auch hier geht es um Geld. Wir werden an unserem Produkt gemessen, das einen Preis hat und qualitativ gut sein muss.» 

Auch wenn Druck da ist, die tiefe Lehrabbruchquote von 5 Prozent spricht für das Modell der Lehrbetriebe.

Text: Charlotte Staehelin, Bild: Nicolas Wolf