Das neue NMG-Lehrmittel für Basel: Stadtkunde.ch
NewsNach grundlegender Überarbeitung präsentiert sich Stadtkunde.ch mit einer neuen Website als modulares und digitales NMG-Lehrmittel zur Stadt Basel. Einblicke in ein umfangreiches Projekt.

Eine Stadt, acht Kapitel, neunundzwanzig Unterkapitel und unzählige Lernpfade gibt es in der neuen Stadtkunde zu entdecken. Ein Team aus Lehrpersonen hat unter der Leitung von Alexandra Binnenkade vom Pädagogischen Zentrum PZ.BS an der Überarbeitung und Digitalisierung der Stadtkunde gearbeitet. Mit dem Kapitel «Basel im Mittelalter» sind seit Juni sechs der acht Kapitel überarbeitet und aufgeschaltet, die restlichen zwei sind in Bearbeitung und folgen. Die Volksschulleitung hat die neue Stadtkunde in Auftrag gegeben. Es ist das einzige Lehrmittel mit Bezug zu Basel. «Da der Markt aus verlegerischer Sicht zu klein ist, mussten wir das Lehrmittel selbst produzieren und herausgeben. Dafür hat das PZ.BS den entsprechenden Auftrag erhalten», fasst Daniel Aeschbach, Lehrmittelbeauftragter des Kantons Basel-Stadt zusammen. «Wir arbeiten mit Open Government Data, daher sollen die Daten auch von allen verwendet werden können. Vielleicht finden sich neben den Lehrpersonen auch engagierte Grosseltern, die gerne mit ihren Enkeln in der Stadt unterwegs sind und die von dem Material online profitieren.»
Für die Umsetzung hat Alexandra Binnenkade ein Team aus Lehr- und Fachpersonen als Autorinnen und Autoren zusammengestellt, deren Erfahrungen direkt in die neue Stadtkunde eingeflossen sind. Die bisherige «Stadtkunde online» wurde analysiert und eine Befragung unter Lehrpersonen durchgeführt, um deren Bedürfnisse und auch den bisherigen Einsatz zu verstehen. Dank der Zusammenarbeit mit der Stiftung Stadt.Geschichte.Basel sind alle historischen Informationen auf dem neusten Stand. Die NMG-Fachkonferenz wurde als Produkttesterin eingeladen. «Wir verstehen die Stadtkunde als kooperatives Projekt», erzählt Alexandra Binnenkade. «Wer eine der Exkursionen machen möchte, ist herzlich eingeladen, dies zu tun und die Ergebnisse und Erfahrungen unter stadtkunde@bs.ch mit uns zu teilen.» Nach dem Hintergrund dieser Idee gefragt, antwortet sie: «Wir sind überzeugt, dass die Stadtkunde vom Austausch mit jenen Lehrpersonen gewinnen kann, die damit arbeiten.» In diesem Sinne gibt es auf der Website der neuen Stadtkunde viele Inhalte, die im Klassenzimmer oder in der Stadt erlebt und erkundet werden können.
Vier Fragen an die Projektleiterin Alexandra Binnenkade
Basler Schulblatt: Was ist neu an der Stadtkunde?
Alexandra Binnenkade: Mit der Stadtkunde haben wir ein rein digitales Lehrmittel entwickelt, das auch auf Mobilgeräten funktioniert. Es ist ein riesiger Online-Ordner zur Vorbereitung für NMG-Lehrpersonen. Die Inhalte sind überall für jeden und jederzeit über www.stadtkunde.ch abrufbar. Das Mobiltelefon kann von Lehrpersonen dabei unterwegs als Spickzettel eingesetzt werden. Ausserdem sind jetzt alle Inhalte lehrplankonform, vermitteln die Themen sprachbewusst und kompetenzorientiert. Speziell freuen wir uns über neue Kooperationen. Beispielsweise hat der Verein Frauenstadtrundgang einen auf uns zugeschnittenen Rundgang zum Kapitel «Wasser in der Stadt» entwickelt, der dazu gebucht werden kann. Dank dem modularen Aufbau haben die Lehrpersonen die vollkommene Freiheit, das Material auf die individuellen Interessen und Bedürfnisse ihrer Schülerinnen und Schülern anzupassen.
Gibt es zur neuen Stadtkunde noch ein physisches Produkt?
Als Begleiter im Klassenzimmer haben wir einen Zeitstrahl produziert, mit dem sich Schülerinnen und Schüler in der Zeit zurechtfinden können. Den Zeitstrahl gibt es als PDF, das auch in Miro integriert werden kann, und in Form von sechs wandtafelbreiten Streifen. Er bietet eine Orientierung ab dem Jahr 1000 und genug Platz, um individuelle Notizen, Ideen oder auch Fundstücke einzufügen. So wächst der Zeitstrahl und alle Einträge hinterlassen Spuren. Der Stadtkunde-Zeitstrahl für die Wandtafel ist frisch ab Presse und wurde Ende Mai an die Schulen ausgeliefert.
Was können Sie im Zusammenhang mit unserem Schwerpunkt «Unter freiem Himmel» für die Lehrpersonen empfehlen?
Die neue Stadtkunde bietet unzählige Möglichkeiten für Unterricht ausserhalb des Schulzimmers an der frischen Luft. Wenn man nicht weit gehen möchte, eignen sich Mikroexkursionen, etwa auf dem Pausenhof. Im Kapitel «Sich orientieren» gestalten Zweierteams auf dem Pausenplatz einen Orientierungslauf (OL) für ihre Klassenkameradinnen und Klassenkameraden. Sie testen sich dabei gegenseitig und üben sich anschliessend in der Feedbackkultur. Im Unterkapitel «Der Rhein und das Dreiland» wird Geografie im Sandkasten erlebbar: Mit den Händen formen die Schülerinnen und Schüler Flussläufe, legen diese mit bunten Bändern aus und bauen so die Landschaft um Basel nach. Stellen sie sich neben den Sandkasten, um die geformte Landschaft zu überblicken, nehmen sie die Vogelperspektive ein. Die Schülerinnen und Schüler lernen Geografie erst sinnlich mit den Händen und abstrahieren dann. Dabei sind sie sowohl draussen wie auch drinnen im Schulzimmer.
Können Sie Beispiele nennen, wie Kinder den Stadtraum um die Schule kennenlernen können?
Man kann die Stadt Basel in drei unterschiedlichen Kreisen entdecken und erkunden: vom Pausenhof über das Quartier bis hin zu Exkursionen in die Stadt. Im Unterkapitel «Wie sieht es denn hier aus? Mein Quartier» lernen die Schülerinnen und Schüler die unmittelbare Umgebung rund ums Schulhaus kennen. Die Kinder gehen hinaus, beobachten und fotografieren die Häuser im Quartier und gleichen ihre Eindrücke anschliessend mit einer grossen Quartierkarte im Klassenzimmer ab. Sie lernen, aufmerksam zu schauen und das dreidimensional Gesehene mit der zweidimensionalen Karte zu verknüpfen. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler ein Verständnis für Zeit in der Architektur entwickeln und die Gebäude grob der Zeit zuteilen, aus der sie stammen: Mittelalter, Jugendstil oder Moderne. Am Ende zeigt sich oft eine Konzentration an Gebäuden aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Zudem bietet die Stadtkunde Informationen zu zahlreichen Exkursionen in die Stadt: vom Wasserturm auf dem Bruderholz über das Münster bis ins Klingental.
Text: Maren Stotz, Foto: Grischa Schwank