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«Keiner bleibt zurück» – Jugendliche erzählen

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Wer die Sorgen und Hoffnungen von Jugendlichen verstehen will, liest am besten «Keiner bleibt zurück». Das neue Buch der Schweizer Autorin Michèle Minelli ist in Zusammenarbeit mit Jugendlichen entstanden.

Michèle Minelli hilft Schülerin im Klassenzimmer
Autorin und Schreibcoach Michèle Minelli in Aktion

Kurz vor Ende der Sekundarschule, die Schülerinnen und Schüler sind mit sich selbst beschäftigt: Berufswahl, Notendruck, Erwachsenwerden. Um den Teamgeist in der Klasse zu stärken, organisiert Lehrer Berisha einen Ausflug und lässt die Jugendlichen schreibend reflektieren. Dreizehn Schülerinnen und Schüler berichten darüber, wie es ihnen und ihrer Klasse geht. Am Ende kommt auch Lehrer Berisha zu Wort.

Tanja Hammel, PZ.BS: Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem Buch?
Michèle Minelli: Das Thema Solidarität unter Jugendlichen brannte mir schon lang unter den Nägeln. Als bei einem Schulbesuch zu kreativem Schreiben das Thema Berufswahl aufkam, war ich Feuer und Flamme, beides miteinander zu verbinden. Durch das kreative Schreiben reflektieren die Figuren im Buch über sich und ihre sozialen Beziehungen. Das stärkt letztlich den Zusammenhalt in der Klasse.

Sie danken am Ende fünf Sekundar- und Kantonsschulklassen. Welche Rolle haben diese gespielt? 
Die Figuren im Buch sind erfunden, wurden aber von Jugendlichen mit Leben gefüllt – und das ging so: Ich las aus Rohtexten zu den einzelnen Figuren vor und habe Schülerinnen und Schüler gebeten, diese auf Herz und Nieren zu prüfen und weiterzuentwickeln. So kamen echte Ängste, Wünsche, Hoffnungen und Ressourcen dazu, die ich einarbeiten konnte. Auch die Art, wie die Jugendlichen schreiben und erzählen, ist je nach Figur sehr unterschiedlich.

Arbeiten Sie regelmässig mit Schulklassen?
Im Rahmen der Schreibinsel des Vereins Bibliothek der Kulturen besuche ich regelmässig Schulklassen und führe mit ihnen Workshops zu kreativem Schreiben durch. Das ist für die Schülerinnen und Schüler spannend. Sie hören neun Jahre, sie müssten vor allem korrekt schreiben – und dann komme ich und lege den Fokus ganz anders. So wird Schreiben zu etwas Lustvollem, zu einer neuen, kreativen Erfahrung. Ein wesentlicher Aspekt ist ja, es einfach zu tun, also einfach schreiben, schreiben, schreiben und sich nicht um Rechtschreibung zu kümmern dabei. 

Der Text ist mit den verschiedenen Figuren und den Zeitsprüngen eher komplex. Planen Sie das Buch auch in einfacher Sprache herauszugeben? 
Da bin ich zwiegespalten, denn gute Sprache regt auch an: Wo sollen die Jugendlichen es denn lernen, wenn nicht in Büchern, die sie herausfordern? Damit der Text für alle lesbar bleibt, habe ich die Kapitel überschaubar gehalten. Je nach Figur, die schreibt, ist die Sprache eine andere und unterschiedlich schwierig. Nach einer Kontextualisierung durch die Lehrperson können Schülerinnen und Schüler auch nur einige Figuren oder nur eine einzige Figur begleiten – das ist dann gut machbar für alle Niveaus.

Interview von Tanja Hammel, Bibliothek PZ.BS, Foto: Janik Witzig