Mit dem Kinderrat zu neuen Schulhausregeln
NewsVon «Regel-Detektiven» bis zu kleinen Regel-Werbespots: Die Kinder der Primarschule Volta haben aktiv an neuen Schulhausregeln mitgearbeitet. Entstanden sind fünf klare Regeln für ein gelingendes Miteinander, die nun an die Schulgemeinschaft übergeben werden. Einblicke in ein partizipatives Projekt aus dem Kinderrat der PS Volta.

Wenn es im Schulhaus zu laut wird, fällt Nisa das Lernen schwer. «Gibt es zu viel Geschrei, kann ich mich schlecht konzentrieren. Das ist gerade in einer Prüfung doof», sagt die Sechstklässlerin. Seit Sommer hat sie im Kinderrat an den neuen Schulhausregeln mitgearbeitet, die in der letzten Sitzung im November in ihrer definitiven Form vorgestellt wurden. «Regeln sind wichtig, damit wir gut zusammenleben können», begründet die Schülerin die Sinnhaftigkeit ihrer Aufgabe. Die neuen Schulhausregeln beinhalten Themen, die für ein gelingendes Miteinander einer Gemeinschaft zentral sind. Darunter fallen nebst Geschrei auch Diebstahl, Unordnung, Verschmutzung, rücksichtsloses Verhalten oder Vandalismus.
Fehlende Regeln
Dass neue Schulhausregeln nötig waren, war in der Primarschule Volta schon lange Konsens. «Seit Jahren waren die fehlenden Schulhausregeln Thema im Kollegium», sagt Anja Mücke, Lehrperson an der Primarschule Volta und Mitglied der Arbeitsgruppe für Schulhausregeln. Einen verbindlichen Kodex für ein achtsames Miteinander im Schulhaus gab es bisher nicht. Es fehlt die gemeinsame Grundlage, auf die sich die Lehrpersonen beziehen können und die auch alle Kinder kennen. Um Schulhausregeln mit möglichst breiter Zustimmung zu entwickeln, initiierte die Arbeitsgruppe das Projekt mit dem Kinderrat. Die Schülerinnen und Schüler wurden dabei konsequent in den Prozess einbezogen. Für die Umsetzung holte sich die Arbeitsgruppe Unterstützung vom Basler Kinderbüro, das bereits an anderen Standorten zusammen mit Kindern Schulhausregeln erarbeitet hatte. «Wir wollten diese Expertise in den Prozess einfliessen lassen», erklärt Anja Mücke.
Regel-Detektive
In mehreren Sitzungen führte das Kinderbüro die Kinder an das Thema heran: Was sind Regeln? Wozu braucht es sie? Und wie wirken sie im Alltag? Zu Beginn halfen Gedankenexperimente, wie beispielsweise die Frage, wie ein Schulweg mit dem Velo ohne Verkehrsregeln aussehen würde. Danach beobachteten die Kinder ihren Schulalltag mit geschärftem Blick: Als «Regel-Detektive» hielten sie Situationen in einem Regel-Protokoll fest, in denen diese fehlen oder besonders wichtig sind. Für Deborah Berger vom Kinderbüro ist diese Perspektive entscheidend: «Es ist wichtig, die Kinder zu fragen und in den Prozess einzubeziehen. Sie können sehr gut formulieren, was es braucht für ein gelingendes Miteinander.» Die Kinder verbringen einen grossen Teil ihrer Zeit an der Schule und wissen genau, was gut läuft und was nicht. Bald wurden Themenbereiche erkannt und benannt, für die auch Schulhausregeln folgen sollten. «Diese Themen wurden vom Kinderrat in die Klassen getragen und auch mit den Erwachsenen der Schulgemeinschaft abgeglichen und es hat sich gezeigt, dass die genannten Themen der Realität entsprechen», so Deborah Berger. «Das Echo war sehr bestätigend.»
Tiefes Verständnis
Zum Abschluss dieses partizipativen Entwicklungsprozesses wurden die fünf ausformulierten Regeln vorgestellt. In Kleingruppen entwickelten die Kinder dazu kurze Werbespots, probten sie ein und präsentierten sie im Klassenrat. Dabei zeigte sich, wie gut sie die Regeln verstanden und verinnerlicht hatten. «Die Beteiligung führt bei den Kindern zu einem tieferen Verständnis», betont Deborah Berger. «Der Einbezug der Kinder ist wichtig, da sie ein aktiver Teil der Schulgemeinschaft sind.»

Übergabe an die Schulgemeinschaft
Kurz vor Weihnachten feiert der Kinderrat die neuen Schulhausregeln mit einer kleinen Überraschung für die Kinder. «Die Arbeit mit den Kindern an der Primarschule Volta hat Spass gemacht», sagt Deborah Berger, deren Auftrag damit abgeschlossen ist. Die Regeln, die im Kinderrat formuliert worden sind, müssen als nächstes der Schulgemeinschaft übergeben werden. Damit liegt die weitere Umsetzung wieder bei der Arbeitsgruppe um Anja Mücke und Silvia Marti. Der Kinderrat bleibt dabei wichtig: Die Delegierten werden die Regeln in ihren Klassen vorstellen. Im neuen Jahr folgt mit der Visualisierung der Regeln dann der nächste Schritt. Anja Mücke hat bereits Ideen: «Wir brauchen Plakate, damit die Regeln im Alltag in unserem Schulhaus sichtbar werden. Und auch die Screens im Eingangsbereich können wir dafür nutzen.» Damit sollen die neuen Regeln nicht nur eingeführt, sondern im Schulalltag langfristig verankert werden.
Text: Maren Stotz, Fotos: Grischa Schwank
Schulhausregeln PS Volta
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