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Mit den Beatles gegen die Angst

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Mit «Nowhere Girl» macht das Vorstadttheater Basel Schulabsentismus zum Thema. Es richtet die Scheinwerfer auf die Ängste der jungen Menschen und die Machtlosigkeit von Eltern und Lehrpersonen. Immer mit dabei: John, Paul, George und Ringo von den Beatles. Premiere ist am 18. Oktober.

Künstler auf Bühne mit Projektion von Bildern im Hintergrund.
Probe auf der Bühne des Vorstadttheater Basel.

«Magali komm endlich!» Der Tonfall von Madame Le Huche wird langsam schärfer. Sie steht mit Agatha, einer Schulfreundin ihrer Tochter, an der Wohnungstüre und nimmt Hausaufgaben entgegen. Schleppend zieht sich der Smalltalk dahin, Agatha lacht verlegen und Madame Le Huche ruft immer lauter nach ihrer Tochter. Doch Magali kommt nicht aus ihrem Zimmer. Sie kann nicht. Die Angst ist zu gross. Sie windet sich, versucht, zwischen den Tablaren und Türchen einer mobilen weissen Schrankwand zu verschwinden. «Mama, ich schlafe», stösst sie schliesslich in zischendem Flüsterton hervor. Mehr geht nicht. 

In der Graphic Novel «Nowhere Girl» hat die in Paris lebende Zeichnerin Magali Le Huche die Angststörung verarbeitet, die ihr Leben in den 1990er-Jahren besetzt hielt, bis sie schliesslich über die Kunst einen Weg aus der Angst gefunden hat. Die Musik der Beatles spielte dabei eine tragende Rolle. Die Bühne des Vorstadttheater erinnert denn auch an den Proberaum einer Band. Die grossen Hits der Beatles wie «Nowhere Girl», «Eleanor Rigby» oder «Blackbird» werden von der vierköpfigen Band live gespielt. Manchmal grell und mitreissend, dann wieder skizzenhaft, in feinen Andeutungen. So verwebt sich die Musik mit dem Erzählstrang auf der Bühne. 

«Die Lieder der Beatles haben etwas Lebensbejahendes. Sie packen auch schwere Themen an und bieten der Hauptfigur Magali einen Ausweg, um sich zu verstehen und ihre Gefühle zu akzeptieren», resümiert Regisseur Matthias Grupp. Der Co-Leiter Vorstadttheater ist selber ein grosser Beatles-Fan. Er hatte denn auch die Idee, den Bildband von Magali Le Huche auf die Bühne zu bringen:

«Wir geben keine moralische Anleitung, wie man aus einer Krise kommt. Uns geht es darum, aufzuzeigen, wie die Kunst – hier die Musik der Beatles oder das Zeichnen – zu einem Kanal für ein besseres Verständnis der eigenen Situation werden kann. Es ist eine Coming-of-age-Geschichte, ein Stück über Phantasie und die Macht von Musik und Kunst.» 

Jede Eigenproduktion des Vorstadttheater wird von einer oder mehreren Schulklassen, den sogenannten Premierenklassen, begleitet. Die Schülerinnen und Schüler bringen an jeweils drei Probenbesuchen Ideen oder Inputs ein oder geben Feedback. Bei «Nowhere Girl» sind auf diese Weise viele Zeichnungen von Schülerinnen und Schülern entstanden und teilweise mit in die Projektionen eingeflossen. Sie thematisieren Perfektionismus, Leistungsdruck oder Prüfungsangst. 

Eine der Illustrationen zeigt die Angst als einen grossen Strudel. Das Motiv wurde von der Videokünstlerin Sabine Burchard für eine Installation animiert und in die Produktion eingebaut. Die Ängste sollen ernst genommen werden, meint Grupp: «Es gibt viel Witz und Leichtigkeit im Buch von Magali Le Huche, bei uns schwankt der Stoff stärker zwischen Tragik und Humor, das sind wir dem Thema schuldig.» 

Text: Charlotte Staehelin, Foto: Vorstadttheater Basel (zVg)

«Nowhere Girl» am Vorstadttheater Basel

18. Oktober bis 9. November
Vorstadttheater Basel, Allschwilerplatz 22, 4055 Basel
Alter: Ab 10 Jahre

Die Schulvorstellungen sind schon gut ausgelastet. Noch gibt es jedoch Karten für Schulen unter: schule@vorstadttheaterbasel.ch Weitere Vorstellungen sind im März 2026 geplant. (14.03.26 bis 22.03.26)