Neue Leiterin für Entwicklung und Zusammenarbeit
NewsTandiwe Erlmann leitet ab 1. Januar 2026 den Bereich Entwicklung und Zusammenarbeit in der Abteilung Aussenbeziehungen und Standortmarketing des Kantons Basel-Stadt.

Tandi Erlmann, können Sie sich bitte kurz vorstellen?
Ich wurde in Südafrika geboren, bin in Deutschland und der Schweiz zur Schule gegangen und habe einen Teil meiner Jugend in Südafrika und in den USA verbracht. Diese internationale Biografie hat meinen Blick auf globale Gerechtigkeit, gesellschaftliche Teilhabe und nachhaltige Entwicklung früh geprägt – und meine Motivation gestärkt, in der internationalen Zusammenarbeit tätig zu sein.
Ich arbeite nun seit über 15 Jahren an der Schnittstelle von nachhaltiger Entwicklung und internationaler Zusammenarbeit – insbesondere im südlichen Afrika, in Südasien und in der Schweiz. Vor meinem Wechsel zum Kanton Basel-Stadt leitete ich zahlreiche internationale Projekte, unter anderem im Wasser- und Governance-Bereich, und begleitete Innovations- und Lernprozesse für öffentliche Institutionen, NGOs und Start-ups. Diese Einsätze haben mir gezeigt, wie entscheidend lokale Verantwortung, gute Governance und praxisnahe Lösungen für eine nachhaltige Wirkung sind.
Beim Kanton Basel-Stadt bin ich seit 2022 tätig und habe dort eine Schlüsselrolle in der heutigen Förderpraxis sowie im Gesetzgebungs- und Strategieprozess für die internationale Zusammenarbeit (IZA) ab 2026.
Welches sind die Schwerpunkte Ihrer künftigen Tätigkeit?
Als Leiterin Entwicklung & Zusammenarbeit verantworte ich die strategische und gesetzeskonforme Umsetzung des neuen Gesetzes über die Internationale Zusammenarbeit zwecks Armutsbekämpfung und Stärkung der nachhaltigen Entwicklung (GIZA). Ein zentraler Schwerpunkt wird darin bestehen, die kantonale IZA-Strategie weiterzuentwickeln und die Förderpraxis so auszurichten, dass sie langfristig Wirkung erzielt – mit klaren Standards für Qualität und einem transparenten Einsatz der rund 20 Millionen Franken, die dem Kanton künftig jährlich zur Verfügung stehen.
Ebenso wichtig sind der Aufbau und die Pflege strategischer Partnerschaften – in Basel, national und international. Die Zusammenarbeit über institutionelle und geografische Grenzen hinweg ist entscheidend, um Wissen zu teilen, Innovationen zu ermöglichen und gemeinsame Lernprozesse zu stärken. Gleichzeitig vertrete ich die kantonale internationale Zusammenarbeit gegenüber Politik, Verwaltung, Medien und Fachakteuren.
Kurz gesagt: Meine Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der Kanton Basel-Stadt seine globale Verantwortung wirksam wahrnehmen kann – und die besonderen Stärken des Standorts gezielt einbringen kann.
Weshalb ist Ihnen diese Aufgabe wichtig?
Internationale Zusammenarbeit ist für mich wichtig, weil globale Herausforderungen nicht an Landesgrenzen haltmachen. Entwicklungen in anderen Ländern – ob gesellschaftlich, wirtschaftlich oder klimatisch – wirken sich mittelbar auch auf uns aus. Armut, fragile Institutionen, Klimarisiken oder mangelnde Teilhabe sind nicht isolierte Probleme, sondern Teil eines globalen Gefüges. Diese systemisch und partnerschaftlich anzugehen, ist deshalb sowohl Ausdruck globaler Verantwortung als auch ein kluger, vorausschauender Ansatz.
Gerade Städte und Kantone spielen dabei eine wichtige Rolle: Viele Lösungen entstehen auf lokaler Ebene, in Verwaltungen, Gemeinden und zivilgesellschaftlichen Netzwerken. Basel bringt dafür hervorragende Voraussetzungen mit: starke NGOs, renommierte Forschungseinrichtungen, engagierte Kulturschaffende sowie ein vielfältiges Life-Sciences- und Innovationsökosystem mit breitem Fachwissen und internationaler Erfahrung. Dieses Potenzial in Wert zu setzen – für eine verantwortungsvolle und wirkungsorientierte internationale Zusammenarbeit – empfinde ich als sinnstiftende Aufgabe.
Worin liegen die Chancen und Herausforderungen?
Mit dem neuen Gesetz haben wir eine seltene Chance: Der Kanton Basel-Stadt kann seine globale Verantwortung künftig noch gezielter wahrnehmen – auf einer klaren rechtlichen Grundlage und mit strategischen Prioritäten, die echten Mehrwert schaffen. Der Regierungsrat hat dafür die Schwerpunkte der ersten Umsetzungsphase definiert, die dort ansetzen, wo lokales Wissen und Basler Expertise einen Unterschied machen können – sei es in der Gesundheitsversorgung, bei städtischer Klimaresilienz oder in der Kultur als innovativem Hebel für gesellschaftliche Teilhabe.
Unsere Stärke als Stadt-Kanton liegt darin, flexibel, direkt und partnerschaftlich zu arbeiten. Die Nähe zu lokalen Akteuren – in Basel wie in unseren Partnerstädten – erlaubt es uns, Innovationen zu fördern, Wissen auszutauschen und Ansätze zu unterstützen, die lokale Verantwortung stärken.
Gleichzeitig steigen die Anforderungen: Wirkungsorientierung, Qualität und Transparenz sind heute zentrale Voraussetzungen für eine wirksame internationale Zusammenarbeit. Das neue Gesetz schafft dafür den Rahmen, bringt aber auch mehr Komplexität mit sich. Hinzu kommen ein deutlich erhöhtes Fördervolumen und ein grösserer Koordinationsbedarf. Dafür braucht es intern wie extern gut abgestimmte Prozesse, damit die verfügbaren Ressourcen effizient eingesetzt werden können.
Was ist neu bei der Vergabe der Fördergelder?
Der Kanton erhält mit dem neuen Gesetz erstmals ein kohärentes Fördersystem für die internationale Zusammenarbeit. Projekt- und Programmbeiträge, soziale Kooperationen, Stipendien und Soforthilfe werden künftig als Teil eines Gesamtsystems umgesetzt. Neu ist insbesondere die Einführung von Programmbeiträgen, die auf längerfristige und strategisch ausgerichtete Rahmenvorhaben ausgerichtet sind.
Für die meisten dieser Instrumente – ausser für Soforthilfe und Stipendien – gelten neu verbindliche Qualitätskriterien. Sie stellen sicher, dass Vorhaben wirkungsorientiert, effizient, nachhaltig und transparent geplant und umgesetzt werden. Durch die Harmonisierung der Verfahren entsteht mehr Kohärenz, bessere Abstimmung und ein klarer Rahmen für die Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen.
Gleichzeitig steigen die kantonalen Mittel deutlich: Der Kanton erhöht die Förderung schrittweise auf 0.7 Prozent der Steuererträge, was aktuell rund 20 Millionen Franken pro Jahr entspricht. Mit diesem Volumen wird es erstmals möglich – und notwendig –, die internationale Zusammenarbeit strategisch auszurichten und längerfristig zu planen.
Genauere Informationen zu den Förderkriterien und -verfahren werden in Kürze auf unserer Webseite aufgeschaltet.