Neues Weiterbildungskonzept für die Berufsfachschulen
NewsDas IT-Projekt Berufsfachschulen konnte im März 2025 erfolgreich abgeschlossen werden. Die Infrastruktur der Berufsfachschulen des Kantons Basel-Stadt wurde über vier Jahre standardisiert, zentralisiert und modernisiert sowie ein neues Weiterbildungskonzept eingeführt. Was heisst das für Lehrpersonen?

«Zwischen den Zeilen – Gedichte verstehen» ist das Podcast-Projekt, das Maria Kleiner im Rahmen der obligatorischen Weiterbildung zur Erweiterung der digitalen Kompetenzen entwickelt hat. Die Deutschlehrerin setzte es in ihrem Unterricht an der Allgemeinen Gewerbeschule (AGS) mit den Lernenden um: «Es war mein Ziel, bei den Interessen der Jugendlichen anzuknüpfen und sie dort auch abzuholen. Wie kann ich Lyrik vermitteln, dass es den Lernenden Spass macht?» Über vier Lektionen hinweg wurden im Unterricht Gedichte analysiert, Deutungsmöglichkeiten ausgetauscht und eigene Perspektiven eingebracht. Nach einer technischen Einführung durch Maria Kleiner konnten die Lernenden dann in Kleingruppen selbstständig an der Umsetzung eines Podcasts arbeiten. Dabei kam es unter anderem zum Einsatz von Etherpad: einer Software, die den Lernenden gemeinsames Schreiben in Echtzeit ermöglicht und ihnen dabei hilft, ihre Gedanken kollaborativ zu strukturieren. «Die Lernenden haben selbständig recherchiert, ihre Ergebnisse dokumentiert, miteinander geteilt und sich gegenseitig Feedbacks gegeben. So ist ein lebendiger und praxisnaher Zugang zu kooperativem Lernen und Medienbildung entstanden. Der Stolz auf ihre eigenen Produkte und die Freude am Prozess waren bei den Lernenden deutlich spürbar», berichtet Maria Kleiner.
Direkte Anwendung im Unterricht
Diese Unterrichtssequenz mit dem Podcast ist ein Ergebnis aus der Online-Werkstatt Mediendidaktik. Unter dem Titel «Kollaboratives Lernen» war es das Ziel, die Lernenden noch wirksamer in gemeinsame Lernprozesse einzubinden. In der Online-Werkstatt traf sich eine heterogene Gruppe von Lehrpersonen aus verschiedenen Fachrichtungen. «Interessant fand ich den Austausch in der Gruppe, weil wir durch das Ziel verbunden waren, kollaboratives Arbeiten im Unterricht zu fördern – unabhängig davon, ob Sport- oder Deutschunterricht», berichtet Maria Kleiner ihre Erfahrung aus der Weiterbildung. Ein besonderer Stellenwert kommt ausserdem dem Praxisbezug zu: «Die neuen Unterrichtsmethoden mit Weiterbildung sind wirklich wertvoll. Ich habe sie aus dem Unterricht heraus entwickelt», erzählt Maria Kleiner. «Und die Erkenntnis bleibt nicht auf dem Schreibtisch liegen, sondern fliesst direkt wieder in meinen Unterricht ein.» Die Vorbereitungen für den Unterricht im Zusammenhang mit der Weiterbildung waren vom Prozess über die Umsetzung bis zur Beurteilung intensiv und zeitaufwendig. «So ist das bei allem, was man zum ersten Mal macht. Beim nächsten Mal wird es dann schon selbstverständlicher laufen.»
Transferveranstaltungen
Der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen an der Transferveranstaltung bildet den Abschluss dieser obligatorischen Weiterbildung für alle Lehrpersonen der Berufsfachschulen Basel-Stadt. Während die Online-Werkstatt zu einem grossen Teil aus Selbststudium besteht, geht es bei der Transferveranstaltung um den Erfahrungsaustausch im Kollegium. Jede Lehrperson stellt ihr Produkt aus der Weiterbildung vor und teilt die Erfahrungen aus dem Unterricht. «Damit wird auch ein neues Verständnis von Weiterbildung eingeführt», erklärt Dominique Mouttet, Direktor AGS, die Idee dieser Weiterbildung. «Heute lernen alle mehr miteinander und voneinander. Diese Selbststeuerung und die damit einhergehende Selbstverantwortung scheinen mir viel wirksamer. Es liegt in unserer Verantwortung als Schulleitung, dass wir den Rahmen zur Verfügung stellen, in dem sich unsere Lehrpersonen auch eigenverantwortlich entwickeln können.»
Modulare Weiterbildung
Im Zusammenhang mit dem IT-Projekt Berufsfachschulen wurde im Teilprojekt Pädagogik ein obligatorisches Weiterbildungskonzept entwickelt, das alle Lehrpersonen der Berufsfachschulen in Medienkompetenz auf den gleichen Wissenstand bringt. Dafür standen den Lehrpersonen der Berufsfachschulen die Online-Module der Eidgenössischen Hochschule für Berufsbildung zur Verfügung. Die Module konnten den Interessen, Bedürfnissen und Wünschen der Lehrpersonen nach frei gewählt werden. Vorausgesetzt wurde der Besuch von drei Modulen, einer Kick-off-Veranstaltung sowie der Transferveranstaltung. Diese Weiterbildungsteile fanden teils im Präsenzmodus und teils über Teams statt, waren in Gruppenarbeit und Selbststudium eingeteilt. Vor der Wahl der Module gelangte jede Lehrperson mittels eines Tests zur Selbsteinschätzung der eigenen digitalen Medienkompetenzen, anhand derer dann die Kurse zusammengestellt werden konnten. «Die selbständige Wahl der Module durch die Lehrpersonen ist ein wichtiger Teil der Weiterbildung. So werden nur die Kurse besucht, die es auch wirklich braucht», so Dominique Mouttet. Wie der Direktor der AGS berichtet, fielen die Reaktionen bei den Lehrpersonen unterschiedlich aus. Einige waren glücklich, dass sie sich ohne das Wissen der Schulleitung für einen Kurs anmelden konnten, und andere wiederum hatten Berührungsängste. Auch hier ist ein Mentalitätswechsel zu spüren, der einige Lehrpersonen erst etwas verunsichert hat und den andere, wie Gespräche im Kollegium am Dreitageblock bestätigt haben, sehr begrüssen. Die Selbständigkeit in der Wahl und auch dem Zeitrahmen fördert Eigenverantwortung, aber auch die Flexibilität, die gerade Quereinsteigerinnen und jungen Eltern im Lehrberuf besonders entgegenkommt.
Text: Maren Stotz, Fotos: Grischa Schwank

IT-Projekt Berufsfachschulen erfolgreich abgeschlossen
Mit dem Ziel, die IT-Infrastruktur an den vier Berufsfachschulen des Kantons Basel-Stadt – AGS, SfG, BFS und BZG – zu modernisieren, wurde zwischen 2021 und 2025 ein umfassendes IT-Projekt umgesetzt. Geleitet wurde das Projekt von Judith Hindermann, stellvertretende Leiterin Mittelschulen und Berufsbildung, sowie Lukas Wehrli von der Beratungsfirma Eraneos. Im Fokus standen die Zentralisierung der IT-Dienste bei den Berufsfachschulen und der Aufbau leistungsfähiger und sicherer Netzwerke. Die Lehrpersonen sowie die Schülerinnen und Schüler profitieren ausserdem neu von flexiblen Zugängen über private Endgeräte (BYOD).
Alle drei Teilprojekte konnten unter Einhaltung des Budgets realisiert und eingeführt werden: Bei «Technik und Infrastruktur» kam es zu grösseren Migrationen, die alle wie gewünscht abgeschlossen werden konnten. Neu erbringt die IT-Abteilung des Erziehungsdepartements (DIG-IT) alle IT-Basisdienste zentral. Unter «Personal und Organisation» wurde die Reorganisation der IT-Mitarbeitenden, die bisher an den Schulen angestellt waren, zur DIG-IT durchgeführt. Im Teilprojekt «Pädagogik» stehen die digitalen Kompetenzen der Lehrpersonen im Fokus. Die Schulen werden bei Themen wie digitales Prüfen oder künstliche Intelligenz zukünftig näher zusammenarbeiten. Dafür hat die neue Arbeitsgruppe ICT-Pädagogik unter der Leitung von Dominique Mouttet, Direktor der AGS, ihre Arbeit im Sommer 2024 aufgenommen.