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Offenheit als Potenzial

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Mitten im Bankenviertel ist aus einem ehemaligen Grossraumbüro ein neuer Sekundarschulstandort entstanden. Die offene Architektur prägt nicht nur die Räume, sondern auch das pädagogische Konzept. Für Schulleiter Roger Kemmler liegt darin das grosse Potenzial einer Schule, die auf Zusammenarbeit und neue Perspektiven setzt.

Luftaufnahme der Sekundarschule Gartenstrasse
Umgeben von grossen Versicherungen und Banken: der neue provisorische Sekundarschulstandort Gartenstrasse hinter dem Aeschenplatz.

Helle Räume, Glasfassaden, Teppichböden und viel Platz für eine flexible Nutzung – diese Merkmale prägen den ersten Eindruck des neuen provisorischen Sekundarschulstandorts an der Gartenstrasse, der im August mit sechs Klassen eröffnet wurde. Hinter dem Aeschenplatz hat Immobilien Basel-Stadt dem Erziehungsdepartement dieses Gebäude als Schulprovisorium für sechs Jahre zur Verfügung gestellt. Als ehemaliges Grossraumbüro bietet es eine einzigartige Ausgangslage für einen Schulbetrieb, der die eine Hälfte des Gebäudes einnimmt. Der andere Trakt sowie das oberste Geschoss sind an andere Mieter einer komplett anderen Sparte vergeben.

Grossraumbüro wird Schule
Was braucht es für bauliche Eingriffe in einem Grossraumbüro von 1150m2 pro Stockwerk, damit Schule funktionieren kann? Nach eingehender Prüfung der architektonischen Grundvoraussetzungen wurden im Erdgeschoss, im ersten und im zweiten Obergeschoss je vier Räume entlang der Seitenwände eingebaut. Dabei handelt es sich pro Stockwerk um zwei Klassenzimmer und zwei Spezialräume für Fachunterricht wie Musik, Natur & Technik sowie Bildnerisches oder Textiles Gestalten. In der Mittelzone des Grundrisses wurden die bestehenden Glaskuben oder Quiet Booths aus dem Grossraumbüro umfunktioniert: teils als Gruppenräume, Drucker- und Technikräume oder im Erdgeschoss beispielsweise als Loge für den Hauswart, der somit als erste Ansprechperson gut sichtbar und erreichbar ist. In den hellen Eckbereichen sind individuelle Arbeitsplätze für die Schülerinnen und Schüler eingerichtet. Im Untergeschoss wurde die bestehende Mensa übernommen und im 512m2 grossen, daran anschliessenden Raum die Tagesstruktur eingerichtet, die durch einen attraktiven Lichtschacht mit dem Aussenraum verbunden ist. 

Ein Open-Space-Grundriss prägt den Charakter des neuen Schulraums. «Die Nutzung der Räume ist vom Gebäude vorgegeben», weiss Michael Wirz, Nutzervertreter für Schulraum am Erziehungsdepartement. «Die Schulräume sind entlang der Fassade angeordnet. Um dennoch Tageslicht in den tiefen Baukörper zu bringen, sind die Gebäudeecken als offene Bereiche ohne feste Raumabschlüsse gestaltet.» In den offenen Eckbereichen sind 120 Arbeitsplätze für individualisiertes Lernen der Schülerinnen und Schüler eingerichtet worden.

Bauen im Bestand
Bauen und Planen im Bestand ist das dominierende Thema der zeitgenössischen Architektur. Somit hat die Gartenstrasse für Projektleiter Michael Wirz auch eine hohe Attraktivität: «Dass wir hier eine Schule in ein Bürogebäude integrieren, ist wirklich spannend.» Es eröffnen sich neue Themen, die es bisher nicht gab und für die es noch keine Referenzwerte gibt: der Boden beispielsweise, der mit Teppich den Anforderungen eines klassischen Schulsettings nicht entspricht. Während er in gewissen Räumen zu einer besseren Akustik verhilft, ist er in anderen Räumen unpassend: beim Malen im Bildnerischen Gestalten oder wenn im Textilen Gestalten Nadeln runterfallen und nur schwer gefunden werden können. Mit dem Teppich geht die Schule Kompromisse ein, während hingegen die bereits vorhandene Lüftung als Bonus zu einem angenehmen Raumklima führt. 

Roger Kemmler sitzt auf Sofa in modernem Büro.
Schulleiter Roger Kemmler hat das Wort Garten aus dem Schulhausnamen für ein Start-Leitbild genutzt. «Gemeinsam, Achtsam, Reflexiv, Transparent, Einfach und Neugierig» steht prominent im Eingang des Gebäudes und auf der Schulwebsite.

Ein gemeinsamer Weg
Aus architektonischer Sicht summiert Projektleiter Michael Wirz: «Mit dem Schulstart und Einzug der Schule ist das Projekt Gartenstrasse nicht abgeschlossen. Schule und Gebäude müssen sich erst finden.» Derselben Überzeugung ist Roger Kemmler, Schulleiter des neuen Sekundarstandorts Gartenstrasse: «Wir haben gewisse pädagogische Eckpfeiler eingeschlagen und begeben uns jetzt auf einen gemeinsamen Weg.» Zum Start mit den ersten sechs Klassen im Schuljahr 2025/26 erhält jede Klasse ein eigenes, fest zugeteiltes Klassenzimmer. Mit dem Wachstum der Schule und den neuen Klassen ab Schuljahr 2026/27 soll auch die Lernlandschaft mit den individuellen Arbeitsplätzen konkreter in den Lernprozess einbezogen werden. «Wir haben jetzt zu Beginn sehr grosszügige räumliche Verhältnisse, wovon die Schülerinnen und Schüler des ersten Jahrgangs profitieren.» In der zukünftigen Vollbelegung mit 18 Klassen wird der Unterricht zu je einem Drittel in den Klassenzimmern, in den Spezialräumen und in den Lernlandschaften mit den individuellen Arbeitsplätzen stattfinden. Den optimalen Einbezug der Lernlandschaften wird die Schule sorgfältig vorbereiten. 

Nach dem gelungenen Schulstart geht die Schulentwicklung weiter. «Es wird nicht meine Schule, sondern unsere Schule. Ich setze auf Teamarbeit», erklärt Roger Kemmler überzeugt. Dafür hat er ein Team aus erfahrenen Lehr- und Fachpersonen zusammengestellt, das sich in den nächsten zwei Jahren verdreifachen wird. In der Stellenausschreibung hat der Schulleiter bereits auf die Pionierarbeit verwiesen, die mit der Gründung einer Schule verbunden ist. Bei den Bewerbungen hat er bewusst auch Lehrpersonen aus anderen Kantonen berücksichtigt: «Die Durchmischung soll hoch sein, die Perspektiven möglichst offen», so Roger Kemmler. Im Zentrum steht mit dem motivierten Team die Entwicklung einer gemeinsamen pädagogischen Haltung.

Text: Maren Stotz, Foto: Grischa Schwank

Ein Provisorium für die Sekundarschule

Die Schulraumplanung basiert auf Zahlen des statistischen Amtes und reicht bis ins Jahr 2045. Aktuell ist ein konstanter Anstieg zu verzeichnen, wobei die Kurve zwischenzeitlich auch wieder etwas abflacht, bevor sie erneut ansteigen wird. Zur Strategie kommentiert Götz Arlt, Leiter der Sekundarschulen: «Längerfristig sollen die provisorischen Standorte durch definitive Standorte abgelöst werden. Ziel dieses Prozesses ist es zudem, die aktuelle Überbelegung an den Standorten abzubauen.» Daran arbeitet das Kompetenzzentrum im Erziehungsdepartement, die Abteilung Raum und Anlagen unter der Leitung von Andrea Grasser mit hoher Priorität