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Quartierluft schnuppern

News

Der Iseli-Markt auf dem Pausenhof des Schulhauses und zwei Basare verbinden die Primarstufe Isaak Iselin mit dem Quartier.

Kinderchor am Iseli-Markt mit Kuchen auf einem Tisch.
A-cappella-Auftritt am Iseli-Markt: die Klasse von Alcides Toirac.

«Ich mache immer Stimmung an jedem Ort von Basel West, denn gute Stimmung ist wichtig», so bringt der Verkäufer hinter dem mobilen Kaffeestand mit charmantem französischen Akzent sein Erfolgsrezept auf den Punkt. Gebrauchte Tassen stapeln sich in bunten Becken, das Geschäft mit Bohnen und geschäumter Milch läuft gut an diesem warmen Samstagvormittag. Auch der Früchte- und Gemüsehändler zeigt sich zufrieden: «Am Standort auf dem Marktplatz haben wir viel Laufkundschaft, vorwiegend Touristinnen und Touristen, hier auf dem Iseli-Markt kommen die Leute, weil sie uns kennen.» 

Beide Marktfahrer sind seit Beginn des Iseli-Marktes vor zwei Jahren dabei. Kuratiert wird das Angebot auf dem Pausenplatz der Schule durch den Förderverein der Primarstufe Isaak Iselin. Der Verein unterstützt an der Schule unterschiedliche Projekte und ist dabei ein wichtiges Bindeglied ins Quartier hinein. Michael Diebold, Vater von drei Schulkindern am Isaak Iselin, präsidiert den Förderverein: «Neben einem sehr aktiven Elternrat haben wir mit dem Verein ein zusätzliches Gefäss, das offen ist für alle Interessierten. Eines unserer ältesten Mitglieder war vor langer Zeit selbst Schüler am Iselin. Über den Markt trat er dem Förderverein bei und trifft sich seither an Markttagen regelmässig mit ehemaligen Schulkollegen.»

Mit Aufwand zum Erfolg
Zu Beginn stand Diebold dem Riesenprojekt Iseli-Markt mit grossem Respekt gegenüber. Der Bauantrag zuhanden des Baudepartements für die Bewilligung des Marktes sei sehr aufwändig gewesen, viel Papier. Auch die Festwirtschaft muss bei jeder Ausgabe neu beantragt werden. Dazu gibt es immer wieder Anpassungen bei den geltenden Hygienestandards. Alle Regeln einzuhalten, sei nicht immer einfach. Aber der Aufwand habe sich gelohnt: «Ein zentraler Platz im Quartier fehlt. Hier haben wir Raum und einen alten Baumbestand. Es ist uns wichtig, dass die Leute bleiben und sich aufhalten können. Der Markt ist mittlerweile zu einem Quartiertreffpunkt geworden. Dass eine Schule das leisten kann, finde ich schön, die Schule wird so zum Lebensort.» 

In dieselbe Richtung führt die Rede von Co-Volksschulleiter Urs Bucher zum zweijährigen Jubiläum des Marktes, wenn er vom «lebendigen Klassenzimmer unter freiem Himmel» spricht: «Die Schülerinnen und Schüler lernen, Verantwortung zu tragen. Sie sind kreativ und lernen mit Wechselgeld umzugehen. Wo gehandelt wird, entsteht Verbindung. Zwischen Schule und Quartier, zwischen Erwachsenen und Kindern, zwischen Lernen und Leben.»

Stände und Stimmen
Der Klassenlehrer Adrian Sieber hat die Projektwoche zum Ende des Schuljahrs genutzt, um mit seiner 5. Klasse einen Marktstand zu bewirtschaften. Aus selbst gesammelten Erdbeeren vom Feld haben die Schülerinnen und Schüler im Klassenzimmer in Einkochtöpfen Marmelade gekocht und abgefüllt. Bedruckte Stoffsäcke und Wähen runden das Angebot ab. «Soziale Aktivitäten stärken den Zusammenhalt in der Klasse. Wenn die Kinder gerne in die Schule kommen, lernen sie von selbst. Das A und O ist, dass sie sich wohlfühlen.» 

Stolz und etwas nervös formiert sich derweil die Bläserklasse des Musiklehrers Alcides Toirac auf der Mitte des Pausenplatzes. Da viele Kinder an diesem Samstag bereits in die Ferien verreist sind, hat die Truppe ihre Instrumente zu Hause gelassen und singt stattdessen als A-cappella-Formation. Eine grossartige Sache sei dieser Markt, findet Toirac: «Die Kinder lernen, in einem guten sozialen Umfeld mit unbekannten Menschen zu interagieren, Geschäfte zu machen und Geld zu sammeln.»

Im Quartier Schnuppern
Ein weiteres Vernetzungsprojekt der Primarstufe Isaak Iselin sind der Job- und der Sportbasar, die alternierend einmal im Jahr stattfinden. Am ersten Samstag nach den Herbstferien bekommen die Schülerinnen und Schüler jeweils die Möglichkeit, in unterschiedlichen Sportarten oder Berufen zu schnuppern, freiwillig und losgelöst vom Schulalltag. «Es geht bei den Basaren um Selbstwirkung und Teilhabe. Die Kinder sollen mitdenken und mitreden, unabhängig von ihrem Alter schauen, wo sie weitergehen wollen. Und herausfinden, wie die Realität aussieht: Ist das so, wie ich mir das vorstelle in meinen Träumen?», resümiert Katrin Jankov. Die Kindergartenlehrerin hat sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus der fünfköpfigen schulischen Projektgruppe aufgemacht, um in den benachbarten Geschäften und bei Sportvereinen nach Schnuppermöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler zu suchen. Ob im Veloladen, beim Eishockeyclub, im Käseladen oder in der Apotheke: Das Klinkenputzen hat sich gelohnt. «Bei der zweiten Ausgabe der Basare geht es viel einfacher, denn die Leute kennen uns bereits.», so Jankov.

Vernetzung bringt Vorteile
Der Gedanke der Vernetzung ist am Isaak Iselin stark verankert. «Es ist wichtig, dass eine Schule sich öffnet. Ein Schulgelände ist oft eine Hemmschwelle. Wir verstehen uns als Quartierschule und laden aktiv dazu ein, mit uns über schulische Angebote zu sprechen. Über das Quartier, das Zusammenleben. Wir wollen Vorurteile und Ängste abbauen», erklärt Co-Schulleiter Pascal Steiger. Für den Schulbetrieb seien die Vernetzungsprojekte ein Gewinn: «Aktuell bauen wir Lerninseln auf. Da sollen die Kinder an eigenen Projekten arbeiten, aber auch in Arbeitsbereiche hineinschauen können. Wenn wir gute Kontakte haben, lassen sich die Betriebe leichter auf eine längere Zusammenarbeit ein, wie etwa eine ganze Schnupperwoche.» Kinder, die ausserhalb der Schule Stärkung und Gefallen finden, seien ruhiger im Lernsetting. Und die Betriebe und Vereine, die sich an den Bazaren beteiligen, profitieren auf der anderen Seite von Werbung, Kundenbindung und, im besten Fall, von Nachwuchssportlerinnen oder Bewerberinnen für Lehrstellen.

Text und Foto: Charlotte Staehelin