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Rollenwechsel für Lehrpersonen

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Stimmt der Fettgehalt der Butterherzen im Sortiment des Grossverteilers? Wie pflanzt man eine Tanne? Die Lehr-, Fach- und Leitungspersonen der Primarstufe Volta haben am letzten Dreitageblock für einen halben Tag die Schule verlassen und sich in einen fremden Berufsalltag begeben. Ein Blick auf die Aktion «Volta mittendrin».

Zwei Personen in einer Bäckerei lächeln mit Teigstücken in der Hand.
Ein Schnappschuss aus der Bäckerei.

«Es regnete den ganzen Vormittag durchgehend, aber das machte nichts. Wir haben ein Tännli nach dem anderen gesetzt, ich war durchnässt und happy», resümiert Barblina Stadelmann. Sie hat in einer kleinen Gruppe den Aktionstag Volta mittendrin auf einer Weihnachtsbaumplantage verbracht. Es war der Betrieb einer Familie, deren Kinder die Voltaschule besuchen. «Für mich war es sehr spannend, zu sehen, was die Kinder ausserhalb der Schule mitbekommen, und den Alltag ihrer Eltern mitzuerleben. Die Familie war, glaube ich, auch stolz, zu zeigen, was für einen Schatz sie da besitzt, es war etwas wie bei Pippi Langstrumpf», so die Lehrerin, die zwei der Kinder unterrichtet. 

Initiiert hat diesen Ausflug Co-Schulleiterin Andrea Lindenmann: «Unsere Schule ist klein, der Pausenhof liegt abgeschlossen am Ende einer Sackgasse. Wir gehen in den Coop oder in die nahe gelegene Bäckerei, um das Mittagessen zu kaufen, trinken vielleicht einen Kaffee irgendwo im Quartier. Mit unserem Aktionstag wollten wir den Betrieben ein Gesicht geben.» Im Gegenzug sei es auch darum gegangen, die Schule nahbar zu machen und Hemmschwellen abzubauen. 

In Läden und Labors
Andrea Lindenmann selber ist – wie alle Beteiligten – per Losentscheid  zu einem Einsatz in einem Kinderbedarfsgeschäft in der Innenstadt gekommen, das den Eltern eines Schulkinds gehört. «Es war gut, die Perspektive zu wechseln. Und zu sehen, was es bedeutet, Mutter zu sein und ein Geschäft zu führen, ein Balanceakt, der sehr herausfordernd ist.» 

Co-Schulleiter Andreas Schär hat sein Los ins Kantonslabor katapultiert, wo er unter Anleitung den Fettgehalt von Butterherzen kontrollieren sollte und dabei einen Eindruck vom naturwissenschaftlichen Arbeiten bekommen hat: «Hinter unseren Schülerinnen und Schülern stecken Eltern, die einen komplett anderen Arbeitsalltag haben als wir hier in der Schule. Es ist hilfreich, da hineinzusehen. Das schafft Verständnis.»

Gabriela Wesp hat mit einer Kollegin einen Vormittag lang in einer Bäckerei Gipfeli gerollt und eine Apfelwähe gebacken. Das sei okay gewesen. Doch macht sie sich Gedanken zur nachhaltigen Wirkung einer solchen Aktion. Sie hat sich überlegt, in der Bäckerei anzufragen, ob sie mit ihrer Klasse einmal einen Dreikönigskuchen backen dürfe. Und erzählt als Beispiel einer gelungenen Zusammenarbeit, wie sie für das Thema Römer im nahe gelegenen Lederwarengeschäft günstig Material und Rat für Ledersandalen bekommen habe: «Das war sehr cool, auch wenn die Sandalen am Ende meist etwas zu gross oder zu klein waren und das ganze Zimmer nach Geissenleder roch.» 

Mit Blick auf die gesamte Schule kann man von einer nachhaltigen Wirkung des Projektes sprechen: Um die 75 benötigten Einsatzplätze zu organisieren, haben Schulleitung und Sekretariat neben den umliegenden Geschäften und Institutionen via Elternrat und Schulrat bei den Eltern direkt nach Einsatzmöglichkeiten nachgefragt. Diese Kontakte seien nun auch mit Blick auf den Zukunftstag der 5. und 6. Klassen aktualisiert, fasst Andrea Lindenmann zusammen: «Wir bekamen viele positive Rückmeldungen von Betrieben, die eine weitere Zusammenarbeit ermöglichen.» 

Text: Charlotte Staehelin