Kunst und Sport auf dem Life-Science-Campus

Viele Passantinnen und Passanten werden sich schon über die Vita-Parcours-Stationen auf dem Areal des Biozentrums der Universität Basel gewundert haben: ein vermeintlicher Auswuchs institutionell verordneter Gesundheitsförderung? Andere wiederum haben die Turngeräte bereits fürs gewohnte Training von Ausdauer und Kraft genutzt. Diese subtile Irritation ist auch die Absicht des international bekannten Basler Künstlers Christoph Büchel. Ein ebenso feinsinniger Reiz der eigenen Wahrnehmung löst die Installation des Berner Duos L/B (Sabina Lang und Daniel Baumann) im Innenbereich des universitären Neubaus aus: Hier führt aus einer Falltüre in der Decke eine Leiter senkrecht herab und endet unvermittelt in der Luft. Mitarbeitende wie Studierende des Biozentrums können die unerreichbare Leiter auf je eigene Weise interpretieren.

Beide künstlerischen Interventionen sind aus einem Wettbewerb des Kunstkredits Basel-Stadt entstanden, den dieser 2013 in Zusammenarbeit mit dem Bau- und Verkehrsdepartement Basel-Stadt durchgeführt hat. Regierungspräsident Beat Jans übergibt die Installationen heute im Beisein von Prof. Dr. Alex Schier, Direktor des Biozentrums der Universität Basel, im Namen der Regierung dem Biozentrum mit seinen Mitarbeitenden und Studierenden wie auch der Bevölkerung im St. Johann-Quartier.

International bekannt für provokative Installationen

Rund um den Neubau auf dem ehemaligen Gefängnisareal Schälle­mätteli, sowohl auf der Asphaltfläche vor dem Haupteingang wie unter den Bäumen auf der Seite Pestalozzistrasse und auf den Plätzen in Richtung Kinderspital, hat Christoph Büchel (*1966) einen funktionalen Vitaparcours errichten lassen. Eine der sechs Stationen steht im Inneren des Gebäudes, und spätestens hier wird wohl allen klar, dass es sich bei diesem Vitaparcours um eine spezielle Intervention handeln muss. Das vielschichtige Projekt mit dem Titel «Vita Parcours (Life Science)» spielt mit konzeptueller Prägnanz auf die Bedeutungsdimensionen des Biozentrums an, das sich der Erforschung des Lebens (griech. bios, lat. vita) verschrieben hat. Zugleich schlägt es eine unmittelbar partizipative Situation vor: als ein Angebot, die Turngeräte zu nutzen.

Christoph Büchel ist ein Künstler, der das provokante Potenzial von Alltagsobjekten, die als Kunstwerk inszeniert werden, zu nutzen weiss. So erklärte er 2018 die acht Prototypen von Donald Trumps geplanter Grenzmauer zwischen den USA und Mexiko zu einer Land-Art-Ausstellung und organisierte Sight­seeing-Touren dorthin. Oder an der Biennale von Venedig 2019 machte er ein verunglücktes Flüchtlingsschiff zum Kunstobjekt und damit zum bedrückenden Mahnmal.

10 Meter lange Leiter

Mit unserer Wahrnehmung spielt auch die Skulptur «Beautiful Steps #16» des Duos L/B (Sabina Lang, *1972 und Daniel Baumann, *1967) aus Burgdorf. Dank ihrer metaphorischen Kraft ermöglicht die rund zehn Meter lange Leiter, die im Eingangsbereich gut sichtbar und dennoch unerreichbar ist, ganz unterschiedliche individuelle Interpretationen. Die Leiter führt das Grössenverhältnis von Raumvolumen zu Mensch eindrücklich vor Augen und lädt zur gedanklichen Besteigung ein – darüber liegen immerhin noch 70 Höhenmeter Bauvolumen.

Das Künstlerpaar Lang/Baumann hat eine Vielzahl von Kunst-und-Bau-Arbeiten im In- und Ausland realisiert. Ihre Arbeiten zeichnen sich durch eine spielerisch verfremdete Design-Ästhetik aus. In Erinnerung geblieben ist etwa ihr mobiles «Hotel Everland», das während der Expo.02 auf Pfählen im Neuenburgersee stand und die ultimative Exklusivität eines Einzimmerhotels anbot.