Regierungsrat erhöht das Globalbudget des Naturhistorischen Museums Basel

Der Betrieb des Naturhistorischen Museum Basel mit seiner Sammlung wurde durchleuchtet. So sieht es die Museumsstrategie des Regierungsrats vor. Umfangreiche Analysen haben ergeben, dass das Museum mit den vorhandenen Mitteln seinen gesetzlichen Auftrag nicht mehr erfüllen kann. Der Regierungsrat hat deshalb das Globalbudget des Museums ab 2023 um 1,159 Millionen Franken erhöht. In die Finanzplanung fürs Budget 2024 stellt er weitere 320'000 Franken ein. Diese zusätzlichen Betriebsmittel für das Naturhistorische Museum sind aus der Betriebsanalyse abgeleitete, notwendige Ressourcen, damit es am heutigen Standort im Berri-Bau seinen Kultur- und Bildungsauftrag erfüllen kann. Die vom Volk in der Abstimmung zum Museumsneubau 2019 bewilligten Betriebsmittel bleiben unverändert.

Das Naturhistorische Museum Basel (NMB) ist ein Publikumsmagnet: Dies zeigt sich daran, dass seine Besucherzahlen zwischen 2015 und 2019 um 55 Prozent gestiegen sind. Bei den Schulklassen ist im gleichen Zeitraum ein Anstieg um 46 Prozent zu verzeichnen. Selbst im Pandemiejahr 2021 zog das Museum im altehrwürdigen Berri-Bau 88'350 Besucherinnen und Besucher an. Spitzenreiter ist es, wenn es um Schulklassenbesuche geht: Im Schnitt suchen 1'500 Schulklassen das Museum pro Jahr als ausserschulischen Lernort auf. Aber nicht nur in der Vermittlung, auch in der Grundlagenforschung ist das Museum mit seiner international bedeutenden Sammlung, die zu den 50 grössten der Welt gehört, in Fachkreisen gefragt: Die «Archive des Lebens» an der Augustinergasse verzeichnen pro Jahr rund 400 Besuchertage von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt. Und das Museum verleiht jährlich rund 10’000 Objekte an wissenschaftliche Institutionen.

Das Museum hat sich in den letzten zehn Jahren sehr positiv entwickelt. Seine Leistungen hat es aufgrund der hohen Nachfrage kontinuierlich verstärkt und sein Angebot auf die Bedürfnisse des Publikums ausgerichtet. Die Ressourcen wurden aber nicht angepasst. Daraus resultiert, dass das Museum in vier Bereichen strukturell unterfinanziert ist: Sammlungsbetreuung, Bildung und Vermittlung, Aufsicht und Kommunikation.

Sammlung als DNA des Museums

So kann das Museum mit dem aktuellen Personalbestand und den zur Verfügung stehenden Betriebsmitteln seinen gesetzlichen Auftrag nur unzureichend erfüllen. Dieser schreibt vor, die 11,8 Millionen Objekte umfassende Sammlung zu pflegen, zu konservieren und für die wissenschaftliche Forschung zu erschliessen. Im Vergleich zu anderen Museen in der Schweiz und in Europa ist das Naturhistorische Museums Basel in diesem Bereich deutlich unterausgestattet. Das Personal leistet zwar Überdurchschnittliches, aber auf die Dauer leidet das Sammlungsgut. Ausserdem fehlt die betriebliche und personelle Basis für ein zeitgemässes IT-gestütztes Sammlungsmanagement. Hier droht das Museum international den Anschluss zu verpassen. Um diese Mängel zu beheben, hat der Regierungsrat im Bereich Sammlungsbetreuung ab 2023 vier Vollzeitstellen sowie zusätzliche Sachmittel für Sammlungsunterhalt für Verpackungen, Mikroskope, Konservierungsmaterial, Lizenzkosten, Unterhalt und Updates für die Open-Source-Datenbank-Software bewilligt. Weitere zwei Vollzeitstellen in der Sammlungsbetreuung sollen ab 2024 eingesetzt werden.   

Vermittlung, Kommunikation und Aufsicht müssen verstärkt werden

Auch bei der Bildung und Vermittlung, bei der Aufsicht sowie in der Kommunikation ist das Museum am heutigen Standort strukturell unterfinanziert. Zwar ist das NMB das von Schulklassen, Kindertagesstätten und Kindergärten am meisten besuchte Museum. Auch im nationalen Vergleich ist das Haus Spitzenreiter. Doch es kommen nur sehr wenige in den Genuss eines Vermittlungsangebots, das von einer pädagogischen Fachperson des Museums begleitet wird. Um mehr Schulklassen zu betreuen, benötigt das Museum ab 2023 zusätzlich eine 90 Prozent-Stelle. Mit zusätzlichen 50 Stellenprozenten im Besucherdienst kann das Museum die notwendige Aufsicht im Berri-Bau gewährleisten. Mit weiteren 50 Stellenprozent ab 2023 kann das Museum ein zielgerichtetes Marketing, gerade im digitalen Bereich, umsetzen.    

Analysen und Gegenprüfungen als Grundlage des Entscheids

Wie in der Museumsstrategie des Regierungsrats vorgesehen, wurde auch das NMB einer Betriebsanalyse unterzogen. Durchgeführt wurde sie zwischen 2020 und 2021 von der Beratungsfirma Integrated Consulting Group ICG. Diese evaluierte den Ist-Zustand des Museums am heutigen Standort. Die Analyse wurde von einem Lenkungsausschuss begleitet, in dem das Präsidialdepartement, das Finanzdepartement, die Museumsdirektion, die Museumskommission sowie ein externer Museumsexperte vertreten waren. Die Betriebsanalyse gab wichtige Hinweise, die Belastbarkeit ihrer Ergebnisse wurde jedoch im Lenkungsausschuss kritisch diskutiert, weshalb das Präsidialdepartement eine Validierung durch die Firma Polynomics beauftragte. Unter Einbezug von zusätzlichen nationalen und internationalen Benchmarks wurde der von der Firma ICG ermittelte Mehrbedarf nochmals plausibilisiert und konnte nach unten korrigiert werden. Bei der Erhöhung des Globalbudgets für das Naturhistorische Museum handelt es sich somit um aus der Betriebsanalyse abgeleitete, notwendige Ressourcen, um am heutigen Standort im Berri-Bau den Betrieb zu gewährleisten. 

Korrekter Betriebsmittelbedarf in Volksabstimmung 2019 zum Neubau

Die Analysen und Gegenprüfungen zeigen auch, dass in der Volksabstimmung über einen Neubau im St. Johann ausgewiesenen Betriebsmittel fürs Naturhistorische Museum richtig kalkuliert wurden. Allerdings werden einige Funktionen nicht erst bei Bezug des Neubaus benötigt, sondern bereits ab 2023. Dies betrifft das Facility Management, das die Bauarbeiten begleitet. Zudem muss für den Neubau die Präsentation der Sammlungen sowie ihre Vermittlung neu konzipiert werden. Total betragen diese vorgezogenen Personalkosten 440'000 Franken. Andere Stellen wiederum werden aufgrund der Verzögerung des Bauprojekts später als ursprünglich angenommen benötigt. Gesamthaft entstehen dem Kanton durch diese Verschiebungen keine Mehrkosten gegenüber dem in der Volksabstimmung über den Neubau ausgewiesenen Bedarf von 1.24 Mio. Franken.

Im Budget 2023 des Kantons sind ausserdem rund 300'000 Franken vorgesehen, die Basel-Stadt einmalig an das nationale Verbundprojekt SwissCollNet beisteuert. In dieses Digitalisierungsprojekt ist auch das NMB involviert.

nach oben